Die Vermögensverwaltungsbank Julius Bär vermeldet nach den andauernden Negativschlagzeilen um das Signa-Debakel einen deutlich abgeschwächten Netto-Neugeldzufluss in den ersten vier Monaten des Jahres. Die verwalteten Vermögen legten dennoch deutlich zu.
Per Ende April beliefen sich die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) auf 471 Milliarden Franken gegenüber 427 Milliarden Franken per Ende 2023, wie Julius Bär am Donnerstag mitteilte. Unterstützung kam dabei von positiven Währungseffekten und einer starken Entwicklung der Aktienmärkte, die nur teilweise von einem Rückgang der Bewertungen am Anleihenmarkt geschmälert wurde.
Erholung nach schwachem Januar
Bei den Neugeldern resultierten in den ersten vier Monaten netto Zuflüsse von insgesamt 1 Milliarde Franken. Das waren deutlich weniger als noch im gleichen Vorjahreszeitraum (3,5 Milliarden) und lag deutlich unter den Erwartungen der Analysten, die auf Nettozuflüsse von 5,1 Milliarden gehofft hatten. Nach einem negativen Start in den Januar habe sich das Netto-Neugeld aber in den folgenden drei Monaten auf ein annualisiertes Wachstum von 3 Prozent erholt, betont die Bank.
Julius Bär machte seit dem letzten Spätherbst wegen der hohen Kredite an die zusammengebrochene Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko immer wieder negative Schlagzeilen. Im Februar gab die Bank die vollständige Abschreibung der Kredite im Wert von gut 600 Millionen Franken bekannt, zudem nahm CEO Philipp Rickenbacher den Hut.
Die im vergangenen Jahr neu zu Julius Bär gestossenen Kundenberater hätten nun aber positiv zu den Nettozuflüssen beigetragen, heisst es weiter. Beeinträchtigt worden seien die Geldzuflüsse durch den anhaltenden Fremdfinanzierungsabbau von Kunden. Wie andere Institute hatte Bär in der Folge der CS-Krise die Rekrutierungen beschleunigt und 2023 insgesamt 95 neue Kundenberaterinnen und -berater angestellt. Die Rekrutierungen gingen auch im neuen Jahr weiter: In den ersten vier Monaten 2024 stellte die Bank netto weitere 35 Kundenberater ein.
Höhere Marge
Die Bank verdiente auf den verwalteten Vermögen wieder mehr als noch im zweiten Semester 2023. Die Bruttomarge belief sich in den ersten vier Monaten laut der Mitteilung auf "nahezu 89 Basispunkte (BP)". Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2023 konnte Julius Bär bei den Erträgen von zuletzt wieder deutlich aktiveren Kunden profitieren. In den ersten vier Monaten seien keine Netto-Kreditverluste verzeichnet worden, betonte die Bank ausserdem.
Mit der verbesserten Ertragslage verbesserte sich auch die Kosteneffizienz klar. Das adjustierte Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost/Income-Ratio) lag bei "knapp über 69 Prozent" und präsentierte sich damit deutlich besser als noch im Gesamtjahr 2023 (81,6 Prozent).
Kapitalisierung verbessert
Während die Bank mit den vorgelegten Zahlen die Prognosen der Analysten bei den Neugeldzuflüssen enttäuschte, lag sie bei den verwalteten Vermögen und auch der Bruttomarge darüber. Insgesamt hatten die Experten die Kundengelder bei 457 Milliarden Franken erwartet und die Bruttomarge etwas tiefer bei 86 Basispunkten.
Weiter verbessert präsentiert sich die Kapitalausstattung der Gruppe. Die CET1-Kapitalquote stieg per Ende April auf 15,3 Prozent (Ende 2023: 14,6 Prozent). Zur Verbesserung der Kapitalquoten trug auch die Verringerung des "Private-Debt-Kreditbuchs" bei. Nach dem Signa-Debakel will die Bank aus dem Geschäft mit solchen Krediten, die mit nicht kotierten Firmenanteilen oder zukünftigen Cash Flows besichert sind, aussteigen. © Keystone-SDA
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