Logitech-Gründer Daniel Borel ist mit seinem Aufstand gegen Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker erneut krachend gescheitert. Knapp 86 Prozent der Aktionärsstimmen wählten am Mittwoch an der Generalversammlung Becker erneut zur Präsidentin.

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Borels Gegenkandidat Guy Gecht erhielt lediglich 14 Prozent aller Stimmen. Gecht hatte sich allerdings kurz vor der Stichwahl selber aus dem Rennen genommen: "Ich werde meine Wahl nicht annehmen, wenn ich gewählt werde", sagte er vor den Aktionären in Lausanne.

Auch bei einem weiteren Punkt zog Borel den kürzeren: Konzernchefin Hanneke Faber wurde in den Verwaltungsrat gewählt, was Borel sowie die Anlagestiftung Ethos und die Aktionärsvereinigung Actares ablehnten.

Bei den Investoren kamen die Wahlergebnisse gar nicht gut an: Die Logitech-Aktie baute nach der Wahl Beckers ihre Verluste kräftig aus und stand eine Stunde vor Börsenschluss um rund 5 Prozent im Minus.

Zweite Palastrevolte kläglich gescheitert

Borel hatte bereits im letzten Jahr versucht, Becker aus dem Verwaltungsrat zu drängen und scheiterte kläglich: Die Präsidentin wurde mit 96 Prozent der Aktionärsstimmen wiedergewählt. Vor zwei Monaten hatte Logitech dann angekündigt, dass Becker bei der Generalversammlung im Herbst 2025 nicht mehr kandidieren werde. Borel wollte aber, dass sie bereits in diesem Jahr abtritt.

In dem jahrelangen Streit kritisierte der Firmengründer Becker mehrfach. Er warf ihr vor, dass es ihr an Know-how fehle, um ein Technologieunternehmen wie Logitech zu leiten. Ausserdem ist er der Ansicht, dass sie nach dem Coronaboom die Sparmassnahmen früher hätte durchsetzen müssen.

Zudem hätte sie den damaligen Chef Bracken Darrell eher ersetzen müssen. Dazu komme, dass der Geschäftsverlauf nicht gut sei und eine toxische Unternehmenskultur herrsche, behauptete Borel. Der Firmengründer wollte Becker mit Gecht ersetzen, der im letzten Jahr nach einhelliger Einschätzung während sieben Monaten als Interims-Konzernchef einen guten Job gemacht hatte.

Gericht entscheidet zugunsten Borels

Der Streit eskalierte zunehmend. Sogar die Justiz musste eingreifen. Ende Juli verdonnerte ein Waadtländer Bezirksgericht den Konzern dazu, Borels Antrag, Gecht als Kandidaten für das Verwaltungsratspräsidium aufzustellen, auf die Traktandenliste zu setzen.

Denn Logitech hatte sich geweigert den Antrag des Firmengründers, der 1,5 Prozent der Logitech-Aktien besitzt, zur Abstimmung zu bringen. Gecht erklärte allerdings bereits damals, gar nicht Verwaltungsratspräsident des Unternehmens werden zu wollen.

Auch mit der neuen Konzernchefin Faber ist Borel nicht zufrieden. Ihr fehle wie auch Becker "genügend Knowhow und Erfahrung in der Hightech-Industrie", hiess es von Borel immer wieder. Die 55-jährige Niederländerin stiess vom Konsumgütergiganten Unilever zum Westschweizer Konzern.

Faber selbst hielt sich mit Äusserungen weitgehend zurück. In einem Interview mit der "Schweiz am Wochenende" vom vergangenen Samstag sagte sie dann aber: "Die Zahlen sprechen für sich, wir haben zwei gute Quartale hinter uns. Und ich persönlich finde, wir haben eine fantastische Unternehmenskultur, eine der besten, die ich je erlebt habe."  © Keystone-SDA

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