Gefragt nach einem Wunsch zum 95. Geburtstag, sagte Liselotte "Lilo" Pulver jüngst in einem Interview: "Am meisten wünsche ich mir Gesundheit"- um dann schelmisch lachend nachzuschieben: "und eine Million".
Lilo Pulver geht es gut. Das ist wohl die wichtigste Botschaft aus dem Gespräch der "Glückspost" mit der Berner Schauspielerin. Sie habe keine nennenswerten Zipperlein und wolle über hundert Jahre alt werden. Dabei berichtete sie von einem diszipliniert strukturierten Alltag: mit Aufstehen um 07.30 Uhr, täglicher Gymnastik, Spaziergang, Unterhaltung und rechtzeitiger Nachtruhe. Lilo Pulver lebt seit langem in einer Berner Seniorenresidenz.
Markantes Lachen
Der Ruhm der blonden Schauspielerin mit dem markanten Lachen, das in die Filmgeschichte einging, gründete auf der Rolle des Vreneli in den Gotthelf-Verfilmungen "Uli der Knecht" (1954) und "Uli der Pächter" (1955) von Franz Schnyder. Die Werke machten sie mit einem Schlag zur gefragten Schauspielerin.
In deutschen Komödien wie "Das Wirtshaus im Spessart" (1958) oder der Liebesgeschichte "Ich denke oft an Piroschka" (1955) avancierte Pulver mit ihren oft frech-fröhlichen, burschikosen Rollen im Stile einer Audrey Hepburn zu einer der beliebtesten Darstellerinnen im deutschsprachigen Raum.
Auch internationale Angebote liessen nicht lange auf sich warten. Zu den wichtigen Erfolgen Pulvers gehört die Komödie "One, Two, Three", in der sie 1961 unter der Regie von Billy Wilder eine Nebenrolle spielte, sowie eine Hauptrolle in der Remarque-Verfilmung "A Time to Love and a Time to Die" (1958).
Der endgültige Sprung nach Hollywood blieb Lilo Pulver allerdings verwehrt. Zwei Mal scheiterten Engagements in grossen Filmen an vertraglichen Details, wie Pulver 2009 in einem Interview erzählte. Das ärgere sie noch heute "irrsinnig", gestand die damals 80-Jährige.
Der Preisreigen kam spät
Schon früh, in den 1970er Jahren, zog sich die Schauspielerin langsam aus der Öffentlichkeit zurück. Sie moderierte die Kindersendung "Sesamstrasse" im Fernsehen, drehte noch vereinzelte Filme, bis sie 2007 im Fernseh-Remake von "Die Zürcher Verlobung" zum letzten Mal vor der Kamera stand.
Deutschland zeichnete Pulver schon lange vor der Schweiz mit zahlreichen Preisen aus, unter anderen mit mehreren Bambis, dem Bayerischen Filmpreis oder der Goldenen Kamera.
Der Preisreigen im Nachbarland löste schliesslich auch Auszeichnungen in der Heimat der Schauspielerin aus: 2005 zeichnete die Armin-Ziegler-Stiftung sie aus, 2008 erhielt sie den Lebenswerk-Preis des Schweizer Fernsehpreises, 2011 bekam sie im Rahmen der SwissAwards ebenfalls eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk.
Schicksalsschläge
Bevor die Ingenieurstochter Liselotte den Weg ins Rampenlicht finden sollte, absolvierte sie die Handelsschule in Bern. Nach ersten Schritten im Showbusiness als Mannequin liess sie sich Ende der 1940er Jahren an der Hochschule der Künste in Bern zur Schauspielerin ausbilden, erste Engagements führten sie ins Berner Stadttheater und ans Schauspielhaus Zürich.
Die Schauspielerei brachte Lilo Pulver nicht nur grosse Bekanntheit, sondern auch die grosse Liebe: Bei den Dreharbeiten zum Film "Gustav Adolfs Page" lernte sie den deutschen Schauspieler Helmut Schmid kennen, die beiden verliebten sich, heirateten und wurden Eltern zweier Kinder.
1989, als sich Pulver schon grösstenteils aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hatte, nahm sich ihre Tochter im Alter von 21 Jahren das Leben. Nur drei Jahre später starb ihr Mann an einem Herzinfarkt.
Trotz dieser Tragödien sagte Pulver 2009 dem "Bund", sie sei "verwöhnt vom Schicksal" und habe "viel Glück" gehabt in ihrem Leben.
Kürzlich träumte sie in der "Glückspost" sogar noch einmal von einem neuen Mann. "Die Hoffnung stirbt zuletzt - er müsste schön, reich und lustig sein", zitierte die Illustrierte Pulver. Darauf sei ein schallendes Lachen gefolgt. © Keystone-SDA
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