Im Zeitraum von 1940 bis 1980 wurden Menschen in psychiatrischen Kliniken nicht zugelassene Medikamente verabreicht. Verantwortlich für die illegalen Tests war der Psychiater Roland Kuhn. Jetzt zahlt das Kanton Thurgau die ersten Entschädigungszahlungen an die Opfer.
Der Thurgau hat erste Beiträge von je 25'000 Franken an Opfer von Medikamententests ausbezahlt. Darauf Anspruch haben Personen, denen im Zeitraum zwischen 1940 bis 1980 in psychiatrischen Kliniken im Kanton Thurgau aktenkundig Testpräparate verabreicht wurden.
Bis 9. Januar seien die ersten 15 Gesuche um einen Solidaritätsbeitrag eingegangen, erklärte der Thurgauer Staatsarchivar André Salathé gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Am 1. Januar trat ein entsprechendes Gesetz in Kraft.
Kanton rechnet mit bis zu 500 Opfern
Zwei dieser Gesuche seien bereits gutgeheissen und die entsprechenden Auszahlungen veranlasst. Der Kanton rechnet mit bis zu 500 Bezugsberechtigten beziehungsweise 12,5 Millionen Franken.
Verantwortlich für die damaligen Medikamententests war der Psychiater Roland Kuhn, der in der psychiatrischen Klinik Münsterlingen für die Pharmaindustrie nicht zugelassene Substanzen an teils ahnungslosen Patienten testete. Der Basler Pharmakonzern Novartis beteiligt sich als Nachfolger der damaligen Firmen mit 4 Millionen Franken an den Solidaritätsbeiträgen. (sda/bearbeitet von nap)
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