Die beiden Westschweizer Autoren Marc Voltenauer und Nicolas Feuz haben erstmals zusammen einen Krimi geschrieben, der nun in deutscher Übersetzung erscheint. "Tödliches Ultimatum" ist rasant erzählte Unterhaltung über die Sprachgrenze hinweg.

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In Montreux wird vor dem Hintergrund des Weihnachtsmarktes eine dreissigjährige Edel-Escortdame in einem Parkhaus brutal ermordet. Im Justizpalast in Lausanne läuft der Prozess gegen den Korpskommandanten und Chef der Schweizer Armee. Er wird der Vergewaltigung beschuldigt und ist deswegen vom Amt suspendiert.

Terroristen des sogenannten Islamischen Staats (IS) fordern die Freilassung eines IS-Terroristen und setzen der Schweiz ein Ultimatum. Diese Forderung ist publikumswirksam inszeniert, indem die Terroristen die Weihnachtsbeleuchtung des Bundeshauses kapern und durch ihren Countdown ersetzen.

Ein Bundesrat und Schneewittchen

Im Bundeshaus herrscht Betrieb, weil einerseits in der Wintersession das Parlament über das Armeebudget abstimmen soll und andererseits ein Krisenstab tagt unter der Leitung des SVP-Bundesrats und Vorstehers des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).

Zu alldem taucht immer wieder Schneewittchen mit ihren sieben Zwergen auf. Doch mit dem Märchen der Gebrüder Grimm hat diese Truppe nichts zu tun. Vielmehr entpuppt sie sich als ein Geheimbund aus brutal agierenden Söldnern.

Nur schon diese komplexe Anlage zeigt: In "Tödliches Ultimatum" zielen die Autoren Marc Voltenauer und Nicolas Feuz auf grosse Themen. In der Westschweiz sind die Beiden Bestsellerautoren. In der Deutschschweiz hat sich Voltenauer bereits ein Publikum erschrieben mit übersetzten Krimis wie ""Das Licht in dir ist Dunkelheit" (2021) oder "Die Nacht des Blutadlers" (2024). Feuz hingegen dürfte einem deutschsprachigen Publikum unbekannt sein.

Premiere eines Ermittler-Duos

Voltenauers Ermittlerfigur ist der Waadtländer Inspektor Andreas Auer. In den Krimis von Feuz, der seit 1999 Staatsanwalt des Kantons Neuenburg ist, steht Norbert Jemsen im Zentrum, seinerseits Neuenburger Staatsanwalt. In ihrem ersten gemeinsamen Werk lassen die beiden Autoren nun ihre Figuren zusammen ermitteln. Unabhängig gegenüber ihren jeweiligen Vorgesetzten und mit einem Hang zu unkonventionellem Vorgehen, schätzen und ergänzen sich Auer und Jemsen.

Die Idee, beide Ermittler in einer Geschichte aufeinandertreffen zu lassen, sei ihnen bei gemeinsamen Signierstunden im letzten Jahr gekommen, sagten die beiden Freunde Voltenauer und Feuz gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die eigentliche Geschichte sei bei vielen Gesprächen innerhalb eines Monats entstanden, "in ruhigen Momenten oder auf Autofahrten, während Marc mit dem Computer auf dem Schoss Notizen machte", erzählte Feuz. Geschrieben war der Krimi dann "innert zweier Monate", ergänzte Voltenauer.

Romandie und Deutschschweiz

Eine Besonderheit ist, dass die beiden Autoren das Genre Regionalkrimi ausweiten und damit die Sprachgrenze überspringen. Die Handlung spielt sowohl an verschiedenen Orten der Romandie als auch der Deutschschweiz. Voltenauer verwies darauf, dass es in der Deutschschweiz eine "ausgeprägte Tradition von Regionalkrimis" gebe, lokale Eigenheiten eine zentrale Rolle spielten. Dies sei in der Romandie weniger ausgeprägt.

Universelle Themen wie Gerechtigkeit oder menschliche Abgründe spielten in der Westschweiz eine grössere Rolle. Voltenauer und Feuz wollten mit "Tödliches Ultimatum" einen Krimi schreiben, der für Leserinnen und Leser in beiden Sprachregionen funktioniert, wie sie sagten, "unabhängig von sprachlichen und kulturellen Unterschieden".

Inhaltlich haben sich dann aber beide Autoren an den Westschweizer Gepflogenheiten der universellen Themen orientiert: Die vielen Fäden, die sie ausgelegt haben, laufen darauf hinaus, dass letztlich die Demokratie in der Schweiz auf dem Prüfstand steht. Es gehe um Terrorismus und Justiz, um den moralischen Konflikt zwischen Sicherheit und Freiheit, sagte Voltenauer.

Er, der einst Theologie studiert hat, betonte im Gespräch die "universelle" Bedeutung dieser Themen. Und Staatsanwalt Feuz zeigte sich vor allem an den Fragen bezogen auf das Rechtssystem vor dem Hintergrund von Terrorismus interessiert.

Und die Leserinnen und Leser werden bedient mit einer Heldengeschichte, in deren Zentrum die beiden Ermittler Auer und Jemsen stehen. Ob dieser Premiere weitere gemeinsame Ermittlungen folgen werden, hängt nicht zuletzt davon ab, ob sie ihr erstes Abenteuer überleben. (sda/bearbeitet von fte)