Die drei jungen Bartgeier, die am Sonntag im Gebiet Meldsee-Frutt OW hätten in die Freiheit entlassen werden sollen, müssen sich noch etwas gedulden. Wegen Schnee und erheblicher Lawinengefahr hat die Stiftung Pro Bartgeier den Auswilderungsanlass abgesagt.
Die drei Jungvögel sollen beim nächstmöglichen, sicheren Zeitfenster in die Auswilderungsnische im eidgenössischen Wildtierschutzgebiet Huetstock oberhalb der Melchsee-Frutt gebracht werden, teilte die Stiftung mit. Auf den geplanten öffentlichen Anlass zur Auswilderung muss Pro Bartgeier nun aber verzichten.
Die drei Bartgeier heissen Gaia, Paradiso und Aurora und stammen wie alle bisher in Obwalden ausgewilderten Bartgeier aus Zuchtlinien, die in der Wildpopulation noch wenig vertreten sind. Die Jungtiere sollen dazu beitragen, die genetische Vielfalt der Wildpopulation zu erhöhen, schreibt die Stiftung auf ihrer Internetseite.
Die Wiederansiedlung der Bartgeier wird durch Spenden und Gönnerbeiträge finanziert. Dabei spielen Namenspatenschaften eine wichtige Rolle. Der Kanton Obwalden übernahm die Namenspatenschaft für den Bartgeier Gaia. Paradiso fand einen privaten Namenspaten.
Für das dritte Tier, ein junges Weibchen, wurde ein Namenswettbewerb durchgeführt. Über 160 Personen steuerten eine Spende und einen Namensvorschlag bei, schreibt die Stiftung. In weniger als zwei Tagen nahmen 1230 Personen an der Abstimmung teil und und kreuzten ihre favorisierten Namen an. Aurora wurde dabei am häufigsten gewählt.
Bisher 15 Bartgeier in Obwalden ausgewildert
Der Bartgeier, der sich vor allem von den Knochen toter Huftiere ernährt, war lange zu Unrecht als Lämmerdieb verschrien. 1913 war er im ganzen Alpenraum ausgerottet.
Vor rund 30 Jahren startete in der Schweiz mit einer ersten Auswilderung in Graubünden die Wiederansiedlung des Vogels, dessen Kopf ein dunkler, borstiger Bart ziert. In Obwalden werden seit 2015 Tiere ausgewildert - insgesamt 15 Bartgeier. Davon schafften 13 den Sprung in die Selbstständigkeit.
Elf von ihnen überlebten bisher. Die ersten zogen bereits erfolgreich Nachkommen gross - allerdings noch nicht in der Zentralschweiz. Die Stiftung Pro Bartgeier hofft, dass sich auch dort bald die ersten Brutpaare ansiedeln werden. © Keystone-SDA
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