Die Schweizer Wirtschaft hat im zweiten Quartal 2024 von einer kräftigen Expansion der chemisch-pharmazeutischen Industrie profitiert. Die schwache Konjunktur in Europa ist dagegen ein Bremsklotz.

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Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) legte in der Periode von April bis Juni 2024 auf bereinigter Basis gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent und damit "leicht überdurchschnittlich" zu, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte. In den beiden Quartalen davor war das BIP jeweils um 0,3 Prozent gewachsen.

Schwache Industrie in Europa

Gemäss den Seco-Zahlen wuchs die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbes, also in der klassischen Industrie, im zweiten Quartal mit +2,6 Prozent überdurchschnittlich stark. Vor allem die chemisch-pharmazeutische Industrie (+8,4%) hat dank dynamischer Entwicklung bei den Exporten ein kräftiges Quartalswachstum erzielt.

"Der Schweizer Branchenmix mit der starken Pharmaindustrie hat sich positiv auf das hiesige BIP ausgewirkt", sagte Felicitas Kemeny, Leiterin des Ressorts Konjunktur im Seco, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Dies etwa im Vergleich zu Deutschland, wo vor allem die kriselnde Auto- und Maschinenindustrie vorherrschend seien.

Die schwache Entwicklung der Industrie in Deutschland wie auch in den anderen europäischen Ländern hat denn auch dazu geführt, dass die Wertschöpfung hierzulande in allen Branchen ausser Pharma rückläufig war.

Aussenhandel als Stütze

Eine "massgebliche Stütze des Wachstums" war laut Seco auch der Aussenhandel insgesamt. So legten die Warenexporte dank den Pharmaausfuhren um 6,9 Prozent und die Dienstleistungsexporte immerhin um 1,5 Prozent zu.

Hingegen stagnierte die inländische Nachfrage und damit auch der Import von Waren und Dienstleistungen. Die Ausrüstungsinvestitionen (-1,4%) gingen gar leicht zurück, wobei laut Seco insbesondere in Fahrzeuge, aber auch in Maschinen sowie in Forschung und Entwicklung weniger investiert wurde.

Dem standen moderate Anstiege der Bauinvestitionen (+0,5%) und der Konsumausgaben gegenüber. Der Staatskonsum (+0,2%) wie auch der private Konsum (+0,3%) wuchsen im Berichtsquartal unterdurchschnittlich - letzterer gestützt vor allem durch Ausgaben für Wohnen und Gesundheit, aber etwa auch im Bereich der Restaurant- und Hoteldienste.

Die Verlangsamung sollte aber nicht überinterpretiert werden. "Der private Konsum war zwar etwas weniger stark als im letzten Quartal", sagte Kemeny dazu. Das Umfeld sei aber weiterhin nicht schlecht mit der stabilen Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Konsumentenstimmung, die zwar auf tiefem Niveau sei, sich aber zuletzt verbessert habe.

Die stagnierende Binnennachfrage widerspiegelte sich derweil in einem schwachen Wertschöpfungsanstieg im Dienstleistungssektor, bei erheblicher Heterogenität zwischen den einzelnen Branchen, wie das Seco betont. Im Gastgewerbe (+2,7%) etwa nahm die Wertschöpfung deutlich zu, und auch das Gesundheits- und Sozialwesen (+1,1%) wuchs. Moderate Rückgänge registrierten auf der anderen Seite die Finanzdienste (-0,2%), der Detailhandel (-0,4%) sowie der Handel insgesamt (-1,2%).

"Durchaus respektabel"

Ökonomen bewerten die heutigen Zahlen im Grossen und Ganzen positiv. "Die Schweizer Wirtschaft hat im zweiten Quartal einen gehörigen Zahn zugelegt", meint etwa Brian Mandt von der LUKB. Und Thomas Gitzel von der VP Bank sagt: "In Anbetracht des widrigen weltwirtschaftlichen Umfeldes ist der Schweizer BIP-Zuwachs durchaus respektabel."

Er weist allerdings darauf hin, dass auch die hiesigen Konjunkturbäume wohl nicht in den Himmel wachsen werden. Die schleppende wirtschaftliche Entwicklung in der benachbarten Eurozone dämpfe auch das Schweizer Wachstum. Auch Mandt von der LUKB sieht das ähnlich. Er geht allerdings davon aus, dass sich das Investitionsklima aufhellen wird und die Ausrüstungsinvestitionen dann wieder positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen werden.

Felicitas Kemeny vom Seco erwartet für den weiteren Verlauf weiterhin ein "moderates Expansionstempo". Indikatoren wie etwa das KOF-Barometer, der Einkaufsmanager-Index PMI oder die Konsumentenstimmung liessen das erwarten. Eine neue BIP-Prognose des Seco folgt aber erst in gut zwei Wochen.  © Keystone-SDA

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