Die Schweizerische Nationalbank (SNB) überrascht erneut: Als eine der ersten Notenbanken senkt sie ihre Leitzinsen wieder. Die deutlich gesunkene Inflation und die Aufwertung des Frankens ermöglichen diesen Schritt.
Die SNB prescht vor und lanciert die Zinswende vor allen anderen grossen Notenbanken: Der sogenannte SNB-Leitzins wird um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent gesenkt. Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) dagegen hatten zuletzt ihre Zinspause verlängert.
Das SNB-Direktorium rund um den im Herbst scheidenden Präsident Thomas Jordan hatte bereits im Sommer 2022 alle Experten mit einer ersten Leitzinserhöhung vor der EZB überrascht. Sie stemmte sich seinerzeit gegen die nach der Corona-Pandemie stark steigende Inflation.
Teuerung im Bereich Preisstabilität
Tempi passati: Die Teuerung in der Schweiz ist seit über einem Jahr auf dem Rückzug und lag zuletzt im Februar bei tiefen 1,2 Prozent. Die SNB setzt Preisstabilität mit einer Teuerung von maximal 2 Prozent gleich.
Der jüngste Rückgang der Inflation war laut der SNB auf eine geringere Teuerung bei den Waren zurückzuführen. Zurzeit werde die Inflation vor allem von der Teuerung der inländischen Dienstleistungen bestimmt.
Und diese erreichte Preisstabilität sei auch mit dem auf 1,50 Prozent gesenkten Leitzins nicht mehr gefährdet, betonten die Währungshüter am Donnerstag. So geht die SNB in ihrer neusten Prognose davon aus, dass die Inflation 2024 bei durchschnittlich 1,4 Prozent zu liegen kommt.
Und auch für 2025 und 2026 werden nur Werte von 1,2 und 1,1 Prozent erwartet. Die Bekämpfung der Inflation über die letzten zweieinhalb Jahre sei also wirksam gewesen, resümierte die SNB.
Franken als Waffe gegen die Inflation
Mit ihrer ersten Zinssenkung seit Januar 2015 - seinerzeit wurde der Euro-Mindestkurs aufgehoben - berücksichtige die SNB aber nicht nur den verminderten Inflationsdruck. Auch die reale Aufwertung des Schweizer Frankens spiele eine Rolle.
Denn mit einer stärkeren heimischen Währung wird weniger Inflation aus dem Ausland importiert. Und die SNB sei weiter bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein.
In der Tat hat die SNB in der Vergangenheit ihren sehr hohen Devisenberg etwas abgetragen - Verkäufe von Euro, Dollar und Co. sollten den Franken zwecks Inflationsbekämpfung stärken. Im Jahr 2023 wurden Devisen im Gegenwert von fast 133 Milliarden Franken verkauft.
Die Zinssenkung unterstütze aber auch die wirtschaftliche Entwicklung, betonte die SNB am Donnerstag weiter. Beim heimischen Wirtschaftswachstum für 2024 ist die Notenbank gar leicht optimistischer geworden.
Hauptrisiko Weltwirtschaft
Die Währungshüter betonten aber, dass die schwache Nachfrage aus dem Ausland und die reale Aufwertung des Frankens dämpfend wirkten. Zudem sei die Prognose mit bedeutenden Unsicherheiten behaftet.
Das Hauptrisiko dabei sei eine schwächere konjunkturelle Entwicklung im Ausland. Und die Inflation könnte in einigen Ländern länger erhöht bleiben und deshalb dort eine straffere Geldpolitik als erwartet erfordern.
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