Die Schiesserei in Sitten VS war laut Polizei kaum zu verhindern. Der gesetzliche Rahmen müsste nach Auffassung des Kommandanten verschärft werden, um zusätzliche Ermittlungen zu ermöglichen.

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Die Schiesserei mit zwei Toten in Sitten VS vom 11. Dezember hätte laut Polizei kaum verhindert werden können. "Man fragt sich immer, was man hätte besser machen können", sagte der Kommandant der Walliser Kantonspolizei, Christian Varone, in einem Interview.

Die Polizei habe sehr schnell eingegriffen, sagte Varone in einem am Donnerstag publizierten Interview mit der Westschweizer Zeitung "Le Nouvelliste". Die der Kantonspolizei bekannten Informationen über den mutmasslichen Täter hätten es objektiv gesehen kaum erlaubt, die Tat zu verhindern, sagte der Kommandant.

Der gesetzliche Rahmen müsste nach Auffassung des Kommandanten verschärft werden, um zusätzliche Ermittlungen zu ermöglichen. Zudem seien zusätzliche personelle Ressourcen nötig.

Belästigte Personen erstatteten keine Anzeige

Mehrere Personen seien seit Längerem von dem 36-Jährigen belästigt worden, wie aus dem Interview hervorging. Sie hätten aber keine Anzeige erstattet. "Einfache Meldungen reichen nicht aus", sagte Varone. "Um handeln zu können, braucht die Kantonspolizei konkrete Hinweise durch Strafanzeigen."

Dasselbe gelte für die Schusswaffe, die der mutmassliche Täter besessen habe. Als der Mann 2016 einen Antrag auf einen Erwerbsschein für die Waffe gestellt hatte, sei nichts in seinem Strafregister vermerkt gewesen, sagte Varone. Somit sprach zu diesem Zeitpunkt nichts gegen die Erteilung des Erwerbsscheins.

Diese Personengruppe ist "tickende Zeitbombe"

Zum Zeitpunkt der Schiesserei stand der mutmassliche Täter nicht auf der Liste gefährlicher Personen der Kantonspolizei Wallis. Darauf sind 80 Personen aufgeführt. "Vor dem 11. Dezember war er eine Person, deren einzige rechtskräftige Verurteilung eine Gehorsamsverweigerung in der Armee betraf", sagte Varone.

Für die Polizei sei es viel einfacher, Kriminalität zu bekämpfen, als mit Personen umzugehen, die sich an der Grenze zum Strafrecht befänden. Diese Personengruppe sei eine "tickende Zeitbomben", sagte Varone. Sie würde der Polizei seit Jahren Sorgen bereiten.

Seit dem 1. Januar 2022 hat die Walliser Polizei 1670 Anzeigen wegen Drohungen, Beleidigungen und Verleumdungen bearbeitet. "Das ist enorm", sagte der Kommandant. Allerdings würden nur wenige dieser Anzeigen weiterverfolgt.

Bei der Schiesserei vom 11. Dezember waren zwei Personen getötet und eine Person verletzt worden. Der 36-Jährige kannte seine Opfer und lag mit ihnen in einem Rechtsstreit. Bei einer Anhörung durch die Staatsanwaltschaft hat der mutmassliche Täter die Tat gestanden. Für den Mann gelte die Unschuldsvermutung, teilte die Walliser Staatsanwaltschaft weiter mit. (sda/mbo)

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