Zwei Überlebende des Massakers der islamistischen Hamas im Oktober in Israel haben am Montag in Zürich über die Erlebnisse berichtet. Eine Frau, die den Angriff auf ein Musikfestival überlebt hatte, und ein Überlebender aus einer Siedlung sprachen an einer Kundgebung.
Der Bewohner des Kibbuz erzählte zuerst in den Räumlichkeiten der Israelitischen Cultusgemeinde (ICZ), wie er und seine Familie frühmorgens angegriffen wurden. Gegen einen Terroristen habe er mehrere Minuten um den Türknauf kämpfen müssen, um den Angreifer draussen zu halten. Nur mit einen Messer bewaffnet und mit Unterwäsche bekleidet hatte er sich mit seiner Familie im Haus verschanzt.
Später hörte er, wie der Angreifer mit einem zweiten Terroristen sprach. Er habe Panik gekriegt, dass die beiden Männer zu zweit versuchen würden, die Tür aufzudrücken. Erst als er mittels App alle Storen des Hauses gleichzeitig geöffnet habe, seien die Hamas-Männer abgezogen. "Sie nahmen wohl an, dass die israelische Armee kommt", meinte er. Erst nach gut elf Stunden wurden er und seine Familie befreit.
Berichte sollen schockieren
Ein Vertreter der Cultusgemeinde sagte, man sehe sich gezwungen, zu zeigen, warum sich Israel in einem Verteidigungskrieg befinde. Die Medien müssten zeigen, wie schlimm der Angriff gewesen sei, sagte ein Besucher der Veranstaltung.
Ursprünglich war geplant, dass auch eine befreite Hamas-Geisel an dem Anlass in Zürich teilnimmt. Der Auftritt wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Die Berichte sollen schockieren, sagte die zweite Überlebende am Montag.
Die junge Frau war mit vier Freundinnen auf dem Musikfestival im Süden Israels, wo die Hamas über 350 Menschen tötete und 40 Geiseln nahm. Die Überlebende erzählte von einer chaotischen Flucht. Sie versteckte sich mit ihren Freundinnen in einem kleinen Bunker an der Strasse.
Sie stellte sich tot
Immer wieder seien Terroristen in den Bunker gekommen und hätten auf Leute geschossen, "man sah keinen Boden mehr, überall lagen Tote", erzählte sie. Acht Stunden habe sie dort verbracht.
Per Telefon erreichte sie, eingepfercht zwischen toten und verletzten Menschen, schliesslich ihren Vater. "Er sagte mir, ich solle mich tot stellen", sagte sie. Ihre Freundinnen und sie kamen mit Verletzungen davon, "nur 11 von 45 Personen im Bunker überlebten".
Videos vom 7. Oktober unterstrichen die dramatischen Ereignisse. Auch das verzweifelte Telefongespräch der jungen Frau mit ihrem Vater war am Anlass in Zürich zu hören.
Gegen Relativierung
An einer Kundgebung am frühen Abend in Zürich sprachen die beiden Überlebenden danach vor mehreren hundert Personen erneut. Auf der Rathausbrücke wandten sich auch mehrere Politiker, darunter Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP), Vertreter diverser Religionen und die israelische Botschafterin an die Menschen. Sie warnten vor einer Relativierung der Geschehnisse des 7. Oktobers.
Die beiden israelischen Überlebenden kamen auf Einladung von vier Privatpersonen nach Zürich. Diese hatten bereits im Oktober eine Kundgebung mit rund 1500 Teilnehmenden unter dem Motto "neveragainisnow" (Nie wieder ist jetzt) organisiert. Sie wollen auch auf den Antisemitismus in der Schweiz aufmerksam machen, den sie nach dem 7. Oktober erfuhren. © Keystone-SDA
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