Wohlfühlliteratur und sichere Werte sind 2023 in der Schweiz am häufigsten gekauft worden. Ein Blick in die Top 10 der Jahresbestseller zeigt ausserdem, dass Krimis nach wie vor gefragt sind.
Was ist mit Melody geschehen? Diese Frage hat 2023 das Schweizer Lesepublikum am meisten umgetrieben. Der nach der Titelheldin benannte Roman von Martin Suter führt die Jahresbestsellerliste in der Kategorie Belletristik Hardcover der Deutschschweiz an, die im Auftrag des Schweizer Buchhandels- und Verlagsverbands (SBVV) erhoben wird und der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt.
"Melody", der jüngste süffige Roman des Zürcher Autors, ist im März 2023 erschienen und aus dem Stand auf Platz eins der wöchentlichen Bestsellerliste gelandet. Danach hat sich der Roman insgesamt 39 Wochen in den Top 10 gehalten, davon 10-mal auf Platz eins.
Zumeist bekannte Namen
Die Bücher von Martin Suter sind eine sichere Bank. In der Regel erreichen sie nicht nur ansehnliche Plätze auf den Bestsellerlisten in der Schweiz, sondern auch im umliegenden deutschsprachigen Ausland.
Doch 2023 ist aussergewöhnlich. Denn die Liste der bestverkauften Bücher in der Deutschschweiz strotzt über Suter hinaus geradezu vor sicheren Werten. Zudem haben es sechs von neun Autorinnen und Autoren der Top 10 (
Buchpreis kein Garant
Kein Garant für erfolgreiche Verkäufe war 2023 hingegen der Schweizer Buchpreis. Gewinner Christian Haller findet sich in der Jahresbestsellerliste nicht. Sein prämiertes Werk "Sich lichtender Nebel" hielt sich zwar neun Wochen lang unter den Top 20 der Wochenbestseller, das reichte jedoch nicht für die Gruppe der Jahresbesten.
Bemerkenswert ist zudem, dass kein einziges der fünf Werke auf der Buchpreis-Shortlist im Ranking der bestverkauften Bücher auftaucht – dafür jedoch der Gewinner von 2022. "Blutbuch" von Kim de l’Horizon hat den Schweizer Buchpreises 2022 gewonnen, war bereits im gesamten Vorjahr der Überflieger und hat es nun ein weiteres Mal auf die Jahresbestsellerliste geschafft, auf den stolzen 13. Platz.
Lokalkrimis erneut beliebt
Während 2022 sechs Schweizer Autorinnen und Autoren in den Top 10 vertreten waren, sind es 2023 vier: Neben Martin Suter sind das Silvia Götschi, Christine Brand und Philipp Gurt. Die drei letzteren schreiben Krimis. Gerade solche mit Lokalkolorit zählen seit Jahren zu den verkaufsstärksten Büchern.
Einer, der von Deutschland aus über die Bretagne schreibt und damit weltweit Erfolge feiert, ist der Schriftsteller Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec. Sein Krimi "Bretonischer Ruhm" landet 2023 auf dem zweiten Platz der Bestsellerliste.
Wohlfühlliteratur in Krisenzeiten
Neben dem Genre Krimi sind auch sogenannte Wohlfühlromane schon länger im Trend. Mit "Atlas – die Geschichte von Pa Salt" (Lucinda Riley), "Mein Leben in deinem" (Jojo Moyes) und "Eine Frage der Chemie" (Bonnie Garmus) finden sich drei in der Liste der zehn bestverkauften Bücher.
Tanja Messerli, Geschäftsführerin des SBVV, vermutet denn auch, dass es 2023 "Bücher, die nicht nur gerne verschenkt, sondern auch tatsächlich gelesen werden" in die Top 10 geschafft haben. "Sämtliche Werke in der aktuellen Bestsellerliste sind perfekt geeignet, um sich in einen Sog ziehen zu lassen. Es sind Meister des Hineinziehens." In unsicheren Zeiten, geprägt von existenziellen Sorgen, bildeten Bücher und Buchhandlungen wichtige "Fluchtorte" für die Menschen, so Messerli.
Erfolgreiches Jahr für Diogenes
Unter den zehn meistverkauften Büchern stammen zwei aus Schweizer Verlagen. Martin Suter erscheint bei Diogenes und Philipp Gurt bei Oktopus bei Kampa. Besonders für Diogenes war das letzte Jahr erfolgreich. Von John Irving über Donna Leon bis hin zu Charles Lewinsky und Seraina Kobler: Es gab 2023 kaum eine Bestsellerwoche ohne den Verlag mit Sitz in Zürich. Zudem war Diogenes in einzelnen Wochen, vor allem im Frühjahr, gleich mit drei bis vier Büchern auf ein Mal vertreten.*
*Dieser Text von Maria Künzli, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert. © Keystone-SDA
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.