Der deutsche Basketball-Nationalspieler Isaac Bonga spielte in der NBA für die Los Angeles Lakers an der Seite von Superstar LeBron James. Vor der Weltmeisterschaft spricht Bonga im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion über die Ziele der deutschen Nationalmannschaft, seine Erfahrungen in der NBA und den nächsten Dirk Nowitzki.
Herr Bonga, im vergangenen Jahr sorgte die deutsche Nationalmannschaft mit dem 3. Platz bei der Weltmeisterschaft für Aufsehen. Mit welchem Ziel startet Ihr Team nun in die Weltmeisterschaft?
Isaac Bonga: Wir haben sehr hohe Ansprüche an uns selbst. Ich glaube, die Zeit, in der die deutsche Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft nur ein bisschen mitspielen wollte, ist vorbei. Wir sind eine Nation, die mittlerweile ganz oben mitspielen kann. Das Ziel ist auf jeden Fall, dass wir am Ende des Turniers auf dem Podium stehen und eine Medaille mitnehmen.
Wer sind die Top-Favoriten der Weltmeisterschaft?
Um ehrlich zu sein, würde ich uns selbst in den Kreis der Top-Favoriten hineinschieben. Ansonsten zählen sicherlich die USA und auch Kanada zum Favoritenkreis. Auch Mannschaften wie Spanien oder Australien haben viel Erfahrung und können weit kommen. Es werden auf jeden Fall sehr viele gute Teams bei der Weltmeisterschaft dabei sein.
Wie schätzen Sie die Gruppe der deutschen Nationalmannschaft ein?
Wir haben mit Finnland, Australien und Japan eine sehr gute Gruppe abbekommen. Australien habe ich ja eben schon erwähnt, Japan ist zudem einer der Gastgeber der Weltmeisterschaft. Wir müssen in dieser Gruppe auf jeden Fall sehr gut aufpassen. Aber wir konzentrieren uns grundsätzlich auf uns selbst.
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Ich würde sagen, dass sich die Verantwortung in unserer Mannschaft auf mehrere Schultern verteilt. Man muss auch einen Spieler wie Johannes Voigtmann nennen, der schon lange dabei ist und sehr viel internationale Erfahrung hat. Insgesamt sind wir eine Mannschaft, die wirklich sehr gut zusammenhält. Das sieht man auf und auch neben dem Platz.
Dieser Anschein bekam allerdings einen kleinen Riss, als zwischen Schröder und Maximilian Kleber von den Dallas Mavericks ein Streit öffentlich ausgetragen wurde. Wie haben Sie das als Mitspieler wahrgenommen?
Für uns als Mannschaft war das gar nicht so ein grosses Thema. Die beiden haben das mittlerweile untereinander geklärt. Von daher ist das für uns alles okay.
Franz Wagner spielt erst seit zwei Jahren in der NBA und ist bei Orlando Magic voll durchgestartet, zählt mittlerweile zu den absoluten Top-Stars seiner Mannschaft und zu den besten jungen Spielern der NBA. Wie haben Sie seine Entwicklung wahrgenommen?
Wir alle wissen, dass Franz zukünftig in der NBA ein All-Star-Spieler sein wird. Es ist beeindruckend, wenn man mit 21 Jahren in der NBA bereits so stark aufspielt. Sein Talent und was er bereits erreicht hat, ist unglaublich. Er hat eine goldene Karriere vor sich.
Kann er vielleicht eine ähnliche Karriere wie
Ja, er kann auf jeden Fall eine solche Rolle einnehmen. Er geht einen richtig guten Weg. Ihm stehen alle Türen weit offen.
Sie haben bis 2018 in der deutschen Bundesliga für die Frankfurt Skyliners gespielt, wechselten dann in die NBA und waren für die Los Angeles Lakers, die Washington Wizards und die Toronto Raptors aktiv. Wie gross ist der Unterschied zwischen diesen beiden Ligen?
Wenn man aus Deutschland in die NBA kommt, ist das erst einmal eine andere Welt. Das Spiel ist etwas schneller, das Talent der Spieler ist höher. Aber im Endeffekt wird dort auch nur Basketball gespielt.
Ein grosser Unterschied gegenüber dem deutschen Sportsystem ist, dass man als NBA-Spieler oftmals nicht beeinflussen kann, zu welchem Team man wechselt …
Das stimmt, in der NBA kann man jederzeit getradet werden. Ich habe ja gemeinsam mit meinem Nationalmannschaftskollegen Moritz bei den Los Angeles Lakers gespielt. Wir wurden dann auf einmal zusammen nach Washington getradet. Nach der Saison weiss man dann wieder nicht, ob das Team vielleicht einen Trade macht und dich gegen einen anderen Spieler tauscht. Das kann jederzeit passieren, manchmal auch mitten in der Saison. Man muss jederzeit bereit sein, in eine andere Stadt zu gehen und für ein anderes Team zu spielen.
Sie haben bei den Los Angeles Lakers mit
Man merkt einfach, dass er mental auf einem ganz anderen Level ist. Aber als Person ist er ein Typ wie jeder andere. Er ist ein Mensch, mit dem man auch viel Spass haben kann. Man kann natürlich sehr viel von ihm lernen, weil er eine besondere Mentalität und sehr viel Routine hat. Er hat so eine gewisse Routine, die er wirklich jeden Tag abarbeitet. Ich denke, das unterscheidet ihn ein bisschen von anderen NBA-Spielern.
Sie spielen nun wieder in der Bundesliga für den FC Bayern München. Wie hoch ist das Niveau in der Bundesliga einzuschätzen?
Ich würde sagen, dass sich das Niveau in den letzten Jahren verbessert hat. Als ich noch in Frankfurt gespielt habe, also bevor ich nach Amerika gegangen bin, haben hauptsächlich deutsche Spieler in der Bundesliga gespielt. Mittlerweile gibt es auch NBA-Spieler, die in die Bundesliga wechseln. Daher befindet sich die Liga auf einem sehr guten Level.
Ihr Bruder Tarsis ist Fussballprofi und steht beim TSV 1860 München unter Vertrag. Ist das Leben als Basketball- und als Fussballprofi ähnlich?
Wir unterhalten uns natürlich öfter einmal darüber, wie es bei ihm und wie es bei mir läuft. Es gibt Ähnlichkeiten, weil wir beide Profisportler sind. Aber als ich noch in der NBA gewesen bin, war das viele Reisen ein grosser Unterschied. Wir hatten dort mehrere Spiele in der Woche, spielten überall in Nordamerika und hatten dadurch auch noch die Zeitverschiebung. Das ist im Fussball nicht so, ausser man spielt international.
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