Der Ukrainer Alexander Usyk krönt sich zum Schwergewichts-Weltmeister aller Verbände und hievt sich auf eine Stufe mit den ganz Grossen seines Sports. Nach dem Kampf wird er emotional.
Eine bittersüsse Erinnerung brach Alexander Usyk, den neuen König des Boxens, wie es selbst eine harte Rechte von
"Ich vermisse meinen Vater. Ich weiss, dass er hier ist", schluchzte der unumstrittene Schwergewichts-Weltmeister, der sich durch den bedeutendsten Sieg seiner Karriere auf eine Stufe mit Grössen wie
"Ich glaube, mein Vater schaut auf mich herab und ist sehr glücklich", sagte Alexander der Grosse nach dem so spektakulären wie knappen Punktsieg gegen Fury am Samstag in der saudischen Hauptstadt Riad. Sein Vater war 2012 verstorben - kurz nachdem Usyk in London Olympiagold gewonnen hatte.
Usyk: "Papa, ich liebe dich"
"Papa, ich liebe dich. Ich kann es - und du hast es mir gesagt." Auch seiner Frau und seinen Kindern dankte der 37-Jährige, der sich durch seinen Triumph im grossen Vereinigungskampf als erster Boxer seit 25 Jahren zum unangefochtenen Champion in der Königsklasse gekrönt hatte.
Durch den 22. Sieg im 22. Profikampf entriss der bisherige WBA-, WBO- und IBF-Weltmeister Usyk seinem Gegner den Titel des Verbandes WBC. Er steht nun in einer Reihe mit grossen Kämpfern wie Ali, Tyson oder Max Schmeling, die sich ebenfalls unumstrittene Schwergewichts-Champions hatten nennen dürfen. Diesen Status hatte Usyk zuvor bereits im Cruisergewicht errungen.
In der magischen Kampf-Nacht, die Superstars wie die Ex-Weltmeister Wladimir Klitschko und Anthony Joshua sowie die Fussball-Ikonen Cristiano Ronaldo und Neymar live am Ring verfolgten, siegte der auf der Krim geborene Usyk auch für seine vom russischen Angriffskrieg gezeichnete Heimat. "Ich glaube, meine Leute sind sehr glücklich. Für meine Leute ist es ein grosser Sieg", sagte er: "Nicht nur für mich, sondern auch für mein Land. Für die Soldaten, die mein Land verteidigen."
Usyk dreht den Kampf gegen Fury
Von der Unterstützung seiner Landsleute angetrieben, lieferte Usyk sein Meisterstück ab. Nachdem ihn Fury in der ersten Kampfhälfte dominiert und mit seinem Aufwärtshaken durchgerüttelt hatte, drehte der 15 Zentimeter kleinere Fighter in Runde neun das Momentum. Mit seiner starken Linken brachte Usyk Fury mächtig ins Wanken, bis jener gar angezählt wurde. Letztlich fiel das Punktrichterurteil denkbar eng aus (115:112 für Usyk, 114:113 für Fury, 114:113 für Usyk), weshalb der Brite den Sieg für sich beanspruchte.
"Er hat ein paar Runden gewonnen, aber ich die meisten", sagte Fury, der im 36. Kampf seine erste Niederlage kassierte, und fügte an: "Sein Land ist im Krieg. Die Leute sind auf der Seite des Landes, das sich im Krieg befindet." Noch im Ring kündigte Fury an, die vertraglich vereinbarte Rückkampf-Klausel zu ziehen, relativierte dies später jedoch. Ein solcher Kampf würde, sollte er zustande kommen, wohl im Oktober steigen.
Dann stünden jedoch wohl kaum wieder alle vier WM-Gürtel auf dem Spiel, da die IBF Usyk den Titel entziehen will, falls dieser die anstehende Pflichtverteidigung gegen Filip Hrgovic aus Kroatien verweigert. Perspektivisch ist auch Agit Kabayel ein möglicher Usyk-Gegner, nachdem der Deutsche sich am Samstag durch seinen K.o.-Erfolg im Ausscheidungskampf gegen den Kubaner Frank Sanchez zum Herausforderer der WBC aufgeschwungen hatte. Doch zunächst wird Alexander Usyk den Sieg geniessen. So hätte es sein Vater sicher gewollt. (SID/lh)
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