- UFC-Star Conor McGregor kämpft in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen Dustin Poirier in Abu Dhabi.
- Nach seinem kometenhaften Aufstieg verlor der Ire zunehmend den Bodenkontakt und auch Erfolge wurden seltener.
- Der 32-Jährige zeigt sich in der Öffentlichkeit mittlerweile reifer und ruhiger, aber neue Details zu einem Gerichtsverfahren werfen einen Schatten auf McGregors Rückkehr in den Käfig.
Der professionelle Kampfsport ist ein undankbares Geschäft für die Athletinnen und Athleten. Die meisten von ihnen zerstören sich während der Karrieren den eigenen Körper und nicht selten auch wertvolle Gehirnzellen. Reich werden dabei allerdings nur die wenigsten. Eine Ausnahme ist der Ire
An diesem Wochenende feiert er nach einjähriger Pause seine Rückkehr in sein Arbeitszimmer: den Oktagon-artigen Käfig der Ultimate Fighting Championship (UFC), dem bekanntesten Ausrichter von Mixed-Martial-Arts-Veranstaltungen. McGregor trifft dann auf Dustin Poirier im Hauptkampf von UFC 257 in der Etihad Arena auf Yas Island, Abu Dhabi. (Hauptkämpfe ab 4 Uhr am Sonntag auf DAZN.)
Im angesprochenen Käfig hat es McGregor im vergangenen Jahrzehnt auf vielfältige Weise zu Ruhm und Reichtum gebracht. Der talentierte Ire überzeugte mit seinen präzisen Schlägen und Tritten und gewann Weltmeistertitel in mehreren Gewichtsklassen. Zudem errang er grosse Bekanntheit für seine wortgewaltigen Interviews, in denen er mit seinem markanten irischen Akzent die Gegner in Grund und Boden redete.
Reichtum zur Schau gestellt
Jahrelang gelang es McGregor, eine riesige Anhängerschaft insbesondere aus seinem Heimatland hinter sich zu vereinen. Irland zeigte sich erfreut über den Erfolg eines Dubliner Jungen – noch dazu im Kampfsport, wo für gewöhnlich US-Amerikaner und Brasilianer den Ton angeben.
Allerdings stieg der Erfolg McGregor offensichtlich zu Kopf. Nachdem die ersten Millionen auf dem Konto eingegangen waren, zeigte er seinen ganzen Reichtum in Form von Sportwagen sowie kostspieligen Uhren und Anzügen. Von der demütigen Arbeiterklasse Irlands entfernte er sich damit zusehends.
Auch im Käfig liessen die Leistungen immer häufiger zu wünschen übrig. Gegen den dagestanischen Weltmeister Khabib Nurmagomedov sah McGregor beispielsweise bei deren Kampf im Oktober 2018 keinen Stich. Sein Show-Boxkampf gegen Floyd Mayweather musste derweil als Beweis herhalten, dass es ihm wohl nun doch vor allem um Ruhm ging und nicht mehr um ernsthafte sportliche Leistungen.
Details zu Vergewaltigungsvorwurf werden publik
Nun wäre die Geschichte des vergeudeten Talents im Profisport keine aussergewöhnliche, McGregor gewiss nicht der Erste, dem der Reichtum zu Kopf stieg. Aber in seinem Fall kamen viele unschöne Episoden abseits des Käfigs hinzu: Mal schlug er einen älteren Herren in einem Pub, mal warf er eine Sackkarre durch die Scheibe eines von anderen Athleten besetzten Busses, mal nahm er einem aufdringlichen Fan das Smartphone weg. Es wirkte so, als wäre dort, wo McGregor war, die Polizei und der Haftrichter nicht weit.
Erst in dieser Woche machten neue Berichte mit Details zu einem Vergewaltigungsvorwurf gegen McGregor die Runde. Eine Frau wirft ihm vor, er habe sie am 9. Dezember 2018 in einem Dubliner Hotel vergewaltigt. Laut "New York Times" beschreibt sie, wie er sie mit einem Würgegriff von hinten attackiert und dreimal hochgehoben haben soll. Der Griff sei dabei jenem Aufgabegriff - den Nurmagomedov nutzte, um McGregor in deren Kampf zwei Monate zuvor zur Aufgabe zu zwingen - nicht unähnlich gewesen. "So habe ich mich gefühlt. Ich musste dreimal abklopfen, so hat sich das angefühlt", soll McGregor laut der Angaben der Frau gesagt haben.
Die Vertreter des Stars weisen die Vorwürfe entschieden zurück und McGregor tut Selbiges mit Verweis auf die langen Ermittlungen, die zu keinem Ergebnis gekommen sein sollen.
Zumindest nach aussen gereift
Die Meldung kommt dem Iren natürlich trotzdem nicht gelegen, denn in diesen Tagen präsentiert er sich als reiferer Familienvater. Am Kampfwochenende in Abu Dhabi hat er seinen kleinen Sohn dabei und spricht mit sanfterer Stimme als noch in der Vergangenheit. Auch seinem Gegner Poirier zollt McGregor viel Respekt, was umso mehr für Schlagzeilen sorgte, weil er ihn bei ihrem ersten Aufeinandertreffen 2014 nach Strich und Faden beleidigt hatte.
Die Grossmaul-Attitüde hat McGregor allerdings für den Moment zu Hause gelassen. Er weiss wohl, dass er dort, wo einst sein steiler Aufstieg begann, erst wieder für Aufsehen sorgen muss. Ob ihm das gelingen wird, zeigt sich dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag.
Verwendete Quellen:
- nytimes.com: After Criminal Case Ends Without Charges, Conor McGregor Is Sued in Ireland
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