Riad - Tyson Fury und Oleksandr Usyk nähern sich vor ihrem Rückkampf trotz ihrer Rivalität an. Zumindest optisch. Als die beiden Box-Superstars zuletzt in einem Interview aufeinandertrafen, zeigte sich der sonst haarige Ukrainer Usyk mit einem kahlgeschorenen Kopf. Der ebenso kahle Brite Fury kommentierte den Auftritt gewohnt launig: "Er sieht wie ein sexy Biest aus." Usyk lachte - herzlich.

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Auch wenn beide Ausnahme-Schwergewichtler nach aussen hin eine respektvolle Beziehung mit Frotzeleien präsentieren, stehen sie sich bald zum zweiten Mal in diesem Jahr als Gegner im Ring gegenüber. Am Samstagabend (DAZN) treffen sie in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad nach ihrem ersten Duell vor sieben Monaten schon wieder aufeinander. Usyk verteidigt die WM-Gürtel der Verbände WBC, WBA und WBO.

Boxwelt fiebert auf Rückkampf in Riad hin

Die gemeinsamen Auftritte beider Sportler haben etwas Ulkiges, wenn der impulsive Fury auf den entspannt wirkenden Ukrainer trifft. "Es gibt keine Feindseligkeit. Ich hasse Usyk nicht. Er ist ein guter, gottesfürchtiger Christ. Ein Familienmensch. Warum sollte ich ihn hassen? Und er hat mir Millionen von Dollar eingebracht. Ich liebe ihn", sagte Fury. Dennoch musste sich Usyk den gewohnten Box-Trashtalk vom "Gypsy King" gefallen lassen.

Im Mai hatte sich der bisher ungeschlagene Usyk nach dem Sieg gegen Fury zum ersten Mal seit Lennox Lewis vor mehr als 25 Jahren zum sogenannten "Undisputed Champion" krönen lassen - er sicherte sich alle WM-Titel der bedeutenden Weltverbände. Für den früheren Schwergewichtsweltmeister Fury war die knappe Punktentscheidung der Ringrichter (1:2) die erste Profipleite.

Boxen: Vor dem Rückkampf zwischen Usyk und Fury
Schwergewichtssuperstar Oleksandr Usyk kommt im Hilton Hotel in Riad an © dpa / Nick Potts/PA Wire/dpa

Die Boxwelt überschlägt sich vor dem Rückkampf mit Superlativen. "Usyk ist natürlich im Moment mit Abstand der beste Boxer, den wir auf der Welt haben", sagte Trainer-Idol Ulli Wegner der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist der Oberknaller", sagte Ex-Profi Axel Schulz über das Duell. "Es war ein epischer erster Kampf. Und ich erwarte wieder so ein Duell", sagte Experte Bernd Bönte auf dpa-Anfrage.

Usyks Schwergewichtsregentschaft dauerte jedoch nicht lang. Weil er seiner Pflicht-Verteidigung nicht nachgekommen war, stehen nun drei statt vier WM-Titel auf dem Spiel. Den IBF-Gürtel sicherte sich der Brite Daniel Dubois im September nach dem Knockout-Sieg gegen Landsmann Anthony Joshua.

Experte: Usyk gewinnt erneut nach Punkten

Auch wenn es nicht erneut zum seltenen Duell um alle vier Titel kommt, elektrisiert der Rückkampf in Riad. "Ich sehe - was die Relevanz und das riesige weltweite Interesse betrifft - keinen Unterschied zum ersten Kampf - ob Undisputed oder nicht", sagte Bönte.

Wer hat dieses Mal also die besseren Karten? Der 36 Jahre alte Fury, der 2015 überraschend Wladimir Klitschko besiegt hatte und später gegen mentale Probleme und Drogenkonsum kämpfte, gilt für viele als unterlegen. "Ich komme nicht an Usyk vorbei", sagt Usyks früherer Gegner Tony Bellew bei DAZN. Er werde gegen Fury "wahrscheinlich nach Punkten gewinnen", prognostizierte er. Auch Bönte tippt, dass Usyk erneut nach Punkten gewinne.

Der 37 Jahre alte Ukrainer, der die Katze genannt wird, dürfte wieder auf seine flinke Beinarbeit und Explosivität setzen. Im ersten Duell wirkte sein britischer Kontrahent nicht in Topform, erwischte zwar den besseren Kampfstart, aber verlor das Spektakel in der zweiten Hälfte. In der neunten Runde brachte Usyk seinen Gegner eindrucksvoll an den Rand des Knockouts.

Rückkampf in Riad: Usyk und Fury bitten erneut zum Spektakel
Box-Star Tyson Fury zeigt vor dem Rückkampf gegen Oleksandr Usyk in Riad seine Muskeln © dpa / -/Saudi Press Agency/dpa

"Usyk ist immer toptfit und wird grundsätzlich im zweiten Kampfabschnitt besser. Fury muss es schaffen, den Kampf aus der Distanz zu bestimmen und Usyk mit harten Körpertreffern zu zermürben", sagte Bönte.

Furys provokante Ringgesten und Usyks Tempo im Kampf, der gegen 23.00 Uhr deutscher Zeit erwartet wird, werden ein Millionenpublikum an die Bildschirme locken. DAZN bittet seine Nutzer um Extragebühren, damit sie den Kampf verfolgen können.

Boxen ist ein Geschäft, erneut geht es um viel Geld. Und Fury machte seine Motivation deutlich: "Ich mache das alles nur fürs Geld", sagte er laut der britischen Boulevard-Zeitung "The Sun". Für den ersten Kampf soll Fury laut der Zeitung knapp 100 Millionen Euro erhalten haben, Usyk soll etwa 35 Millionen bekommen haben. Für den Rückkampf soll es noch einmal mehr geben.

Kritik an Saudi-Arabien eher leise

Neben den hohen Kampfbörsen begleiten das Duell auch Misstöne um den Austragungsort. Saudi-Arabien, das wegen seiner Menschenrechtslage kritisiert wird, versucht durch grosse Sportveranstaltungen sein Image zu verbessern. In der Boxwelt wird das weniger kritisch gesehen.

"All diese grossen Fights hätte es ohne ein Investment in dieser Grössenordnung nicht gegeben. Endlich sehen wir Kämpfe auf aller höchstem Niveau, auf die wir als Boxfans seit Jahren gewartet haben", sagte Bönte.  © Deutsche Presse-Agentur

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