London - Am liebsten würde Ricardo Pietreczko nach Weihnachten auch noch Silvester in London feiern. Damit das für Deutschlands grosse Darts-Hoffnung klappt und Pietreczko auch im Jahr 2025 noch bei der WM mitspielen darf, muss er innerhalb von acht Tagen die dritte Überraschung vollbringen.

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Doch Pikachu, wie der 30-Jährige aus Nürnberg genannt wird, spricht gar nicht gross vom Achtelfinale oder dem Einzug in die Runde der letzten Acht. Er will im berühmt-berüchtigten Alexandra Palace den ganz grossen Wurf. "Ich spiele das Turnier, um Weltmeister zu werden", sagte Pietreczko. Seine exzellente Doppelquote versuche er "bis zum Finale" aufrechtzuerhalten.

"Hängt immer mit seiner Freundin ab"

Nach den souveränen Siegen über den niederländischen Geheimfavoriten Gian van Veen (3:1) und Vorjahreshalbfinalist Scott Williams aus England (4:1) geht es am Montag gegen Weltklassespieler Nathan Aspinall. Der Engländer geht als leichter Favorit in das Duell und liess nach seinem souveränen 4:0 gegen Landsmann Andrew Gilding direkt ein paar Sprüche über Pietreczko los.

"Ricardo ist ein grossartiger Spieler, aber ein seltsamer Typ. Er macht sein eigenes Ding, hängt immer mit seiner Freundin ab bei den Turnieren. Ich habe noch nie wirklich ein Wort mit ihm gesprochen", sagte der ehemalige World-Matchplay-Champion Aspinall über seinen nächsten Widersacher. Er wisse "nicht viel" über Pietreczko. Sportlich dürfte Aspinall nach zuletzt zwei starken Auftritten des Deutschen gewarnt sein.

Letzter deutscher Anwärter

Pietreczko korrigiert aktuell den durchwachsenen deutschen Eindruck aus den Tagen vor Weihnachten. Da hatten sich die favorisierten Martin Schindler und Gabriel Clemens schmerzhafte Schlappen gegen Aussenseiter geleistet. Pietreczko hingegen hat fünf seiner sechs WM-Spiele gewonnen und musste sich bislang beim wichtigsten Turnier des Jahres nur Weltmeister Luke Humphries in einem packenden Match im Dezember 2023 mit 3:4 geschlagen geben.

Darts-WM in London
Pietreczko beim Einlauf. © dpa / Zac Goodwin/PA Wire/dpa

Tatsächlich ist Pietreczkos Lebensgefährtin, die selbst Darts spielt, seine wichtigste Bezugsperson. Beim klaren Sieg über den Engländer Williams war dies deutlich zu sehen. "Ich habe immer wieder zu Lena geschaut und sie hat immer gesagt: Ja, es passt. Der Blickkontakt war auf jeden Fall eines meiner Schlüsselerlebnisse - ich habe immer wieder zu ihr runtergeschaut", erzählte Pietreczko bei DAZN. Schon vor der WM berichtete er, seine Ergebnisse seien mit ihr im Publikum besser als ohne sie.

Duell mit Littler an Neujahr?

Pietreczko, dessen Fans sich gerne mit der gelben Pokémon-Mütze von Pikachu zeigen, ist ein Senkrechtstarter. Er absolvierte Ausbildungen als Postbote, als Kellner sowie als Maler, bevor er den Wechsel zum Darts unternahm. In der Szene bekannt ist er seit Oktober 2023, als er völlig überraschend ein Turnier auf der European Tour gewann.

Das WM-Achtelfinale ist einer der grössten Erfolge seiner jungen Laufbahn. Mit einem weiteren Sieg würde er nicht nur Silvester in London erleben, sondern an Neujahr ein echtes Bonusspiel bekommen. Dann könnte ein Duell mit dem angehenden Darts-Star Luke Littler (17) warten.  © Deutsche Presse-Agentur

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