• Die Darts-Weltmeisterschaft findet vom 15. Dezember bis zum 3. Januar im "Ally Pally" von London statt.
  • Mit Gabriel Clemens, Max Hopp und Nico Kurz sind drei Deutsche dabei.
  • DAZN-Experte Elmar Paulke erzählt im Interview, welche Chancen er den Deutschen einräumt, wer die Top-Favoriten sind und wie viel Geld sich mit Darts verdienen lässt.
Ein Interview

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Herr Paulke, die Darts-WM wird in Zeiten von Corona eine andere sein. Zuschauer sind weitestgehend nicht zugelassen. Was für eine Weltmeisterschaft erwarten Sie?

Elmar Paulke: Die Atmosphäre wird anders sein als sonst. In den letzten Monaten, in denen ganz ohne Zuschauer oder nur mit wenig Publikum gespielt wurde, gab es im Darts viele Überraschungen. Viele Spieler, die ausserhalb der Top-20 stehen, haben Turniere gewonnen.

Gerade jüngere Spieler, die nicht viel Erfahrung mit hohen Zuschauerzahlen und dem ganzen Drumherum haben, profitierten davon. Daher könnte es auch bei der Weltmeisterschaft eventuell Überraschungen geben. Wobei ich davon ausgehe, dass aufgrund der langen Spieldistanzen die Top-Spieler bei der WM im Vorteil sein werden.

Wer sind die Top-Favoriten?

Michael van Gerwen, der an der Nummer 1 der Weltrangliste steht, war zwar der grösste "Corona-Verlierer", hat aber bei den Players Championship Finals erstmals seit März wieder ein Turnier gewonnen. Er könnte also noch die Kurve bekommen. Ansonsten hat Gerwyn Price eine klasse Saison hingelegt. Der Titelverteidiger Peter Wright und Michael Smith zählen ebenfalls zum Favoritenkreis. Insgesamt gibt es diesmal mehr Anwärter als sonst.

Die deutschen Teilnehmer sind Gabriel Clemens, Max Hopp und Nico Kurz. Was können wir von ihnen erwarten?

Nico Kurz hat vor einem Jahr mit dem Einzug in die 3. Runde ein tolles Weltmeisterschafts-Debüt hingelegt. Ich bin gespannt, ob er das bestätigen kann. Max Hopp hatte ein schwieriges Jahr, bringt aber bereits viel Erfahrung mit und hat bei der Team-WM wieder gut gespielt. Das könnte ihm einen Push gegeben haben. Die stärkste Saison hat Gabriel Clemens gespielt, der momentan auf Platz 31 der Weltrangliste steht und somit der bestplatzierte Deutsche ist. Er hat viele grosse Namen geschlagen. Auch die Engländer haben grossen Respekt vor ihm. Wayne Mardle, der Top-Experte von Sky in England, hat ihn sogar als Aussenseitertipp genannt. Auch ich traue ihm viel zu. Leider wird er bereits in Runde 2 auf Kurz treffen, sofern dieser sich dafür qualifiziert.

Darts erlebt auch in Deutschland seit vielen Jahren einen Boom, ohne dass ein Deutscher wirklich zur Weltspitze zählt. Wann haben wir einen Boris Becker oder Michael Schumacher des Darts?

Ich traue Max Hopp und Gabriel Clemens durchaus die Top-10 zu. Nico Kurz ist erst 23 Jahre alt und könnte sich ebenfalls nach oben spielen. Ansonsten kommen einige Talente nach, ohne dass ich einen bestimmten Namen hervorheben möchte. Darts ist in Deutschland eben noch ein relativ junger Sport. Es dauert, bis sich Top-Spieler entwickeln. Ein gutes Beispiel ist die Niederlande. Dort ist Darts schon länger populär, weil Raymond van Barneveld mit dem WM-Sieg 1998 bereits einen Boom ausgelöst hatte. Michael van Gerwen hat das fortgeführt. Dadurch fingen viele junge Menschen an, Darts zu spielen. Es entstanden Akademien, in denen die Top-Talente ausgebildet werden. Dadurch stehen nun fünf Niederländer in den Top-27. In Deutschland hingegen haben wir noch nicht die Struktur, um jungen Talenten zur Weltspitze zu verhelfen.

Anders als im Fussball oder im Tennis ist es im Darts auch möglich, im höheren Alter zur Weltspitze aufzusteigen. Physische Attribute spielen nicht die entscheidende Rolle. Könnte ich als Erwachsener heute mit Darts anfangen und eines Tages bei der WM dabei sein, wenn ich entsprechend viel trainiere und ein gewisses Talent habe?

Generell ist das möglich. Gerwyn Price ist ein gutes Beispiel. Er hat nach seiner Rugby-Karriere vor sechs Jahren entschieden, professionell Darts zu spielen. Heute steht er in den Top-3. Aber ich denke, dass es solche Geschichten in Zukunft weniger geben wird, weil Darts immer professioneller betrieben wird. Man sollte auch die Leistungen der Darts-Profis nicht unterschätzen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, wenn man zu Hause an der Scheibe gut spielt, könnte man auch bei den Turnieren mitmischen. Es ist aber etwas völlig anderes, wenn man auf der Bühne steht und den Druck spürt. Die grosse Kunst besteht darin, unter diesen Umständen konstant auf einem hohen Niveau zu spielen.

Wie viele Spieler können überhaupt richtig gut vom Darts leben?

Die PDC schüttet im Jahr etwa 17 Millionen Euro an Preisgeldern aus. Ein Michael van Gerwen kassiert im Jahr etwa 800.000 bis 900.000 Euro. Hinzu kommen die grossen Sponsorendeals. Er verdient also einen Millionenbetrag. Überhaupt verdienen die Top-5 der Welt sehr, sehr gut. Auch die weiteren Top-10 Spieler verdienen gutes Geld und können viel zur Seite legen, weil eine Karriere im Darts über sehr viele Jahre gehen kann. Ansonsten können Spieler in den Top-50 zwar ihren Lebensunterhalt mit Darts gut bestreiten, können aber nicht unbedingt viel Geld beiseitelegen. Die Spieler, die in der Weltrangliste dahinterstehen, haben zu geringe Einnahmen und müssen nebenher anderen Tätigkeiten nachgehen.

Über den Experten: Elmar Paulke (Jahrgang 1970) ist bekannt als Moderator der Darts-Übertragungen im Fernsehen. Er kommentiert für den Online-Streaming-Dienst DAZN die Weltmeisterschaft. Zudem schreibt er Bücher über Darts. Sein neuestes Werk "Perfect Game: Eine neue Ära im Profi-Darts" ist im Handel erhältlich.
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