Budweis - Die Olympia-Qualifikation ist geschafft, jetzt sind die deutschen Eishockey-Frauen bei der Weltmeisterschaft in Tschechien heiss auf den nächsten Coup. "Wir wollen eine Medaille", sagte Bundestrainer Jeff MacLeod offensiv wie nie zuvor. Nach dem sechsten Platz bei der WM 2024 mit dem knappen Viertelfinal-Aus gegen Tschechien (0:1) sorgte der Sprung zum grossen Eishockey-Highlight im kommenden Jahr für neues Selbstbewusstsein. "Den Sog nehmen wir mit", sagte Christian Künast, Sportdirektor beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB).

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Olympia 2026 ist nach der erfolgreichen Qualifikation fest im Visier, im tschechischen Budweis werden die Winterspiele allerdings in den Hintergrund rücken. "Wir haben viel gefeiert, aber jetzt geht es weiter. Wir wollen den nächsten Schritt gehen", betonte MacLeod. Vor dem Auftakt gegen Schweden am Mittwoch (11.00 Uhr/MagentaSport) forderte auch Künast: "Die WM muss jetzt Fokus Nummer eins sein. Es warten schwere Aufgaben auf uns."

Hoffen auf historische Medaille

Und die Ziele sind zumindest beim Bundestrainer enorm ambitioniert. Erstmals in der WM-Historie hofft die DEB-Auswahl auf eine Medaille. "Dafür sind wir hier", sagte der 54 Jahre alte Kanadier. Bislang erreichten die deutschen Frauen lediglich 2017 das Halbfinale, verloren allerdings gegen die USA mit 0:11 und waren auch im Spiel um Platz drei beim 0:8 gegen Finnland chancenlos.

Mittlerweile hat sich die Frauen-Nationalmannschaft entwickelt. Mit Sandra Abstreiter besitzt das MacLeod-Team eine Torhüterin auf Weltklasse-Niveau. Die 26-Jährige ist die erste Deutsche in der 2023 gegründeten nordamerikanischen Profiliga PHWL, dem Pendant zur NHL. Doch bei den Montréal Victoire ist sie ohne Spielpraxis, obwohl sie bei der vergangenen WM zur besten Keeperin ausgezeichnet wurde. "Ich weiss nicht, warum sie dort keine Chance hat. Wenn sie bei uns ist, ist sie in Bestform", sagte MacLeod.

Bundestrainer Jeff MacLeod
Frauen-Bundestrainer Jeff MacLeod hofft bei der Eishockey-WM in Tschechien auf die erste Medaille. © dpa / Carmen Jaspersen/dpa

Mit Laura Kluge ist seit Februar eine zweite Nationalspielerin in der neuen glitzernden Eishockey-Welt der PWHL aktiv. Die 28-Jährige spielte bis zur Olympia-Qualifikation noch bei den Eisbären Berlin und wechselte danach zu den Toronto Sceptres. Zehnmal kam Kluge seitdem zum Einsatz und bereitete zwei Treffer vor. "Sie spielt nun gegen die Besten der Welt. Sie lernt jeden Tag dazu", merkte der Coach der DEB-Auswahl an.

Mit Abstreiter, Kluge, den Zwillingen Luisa und Lilli Welcke (beide Boston University) und auch Emily Nix, die in der schwedischen Hauptstadt für SDE HF Stockholm aktiv ist, besitzt die DEB-Auswahl mittlerweile einen Kader, der zumindest auf Augenhöhe mit Tschechien oder dem WM-Dritten Finnland ist. Mit den USA und Kanada kann die DEB-Auswahl noch nicht mithalten. Nicht ohne Grund teilen sich die beiden Nationen die bislang 23 WM-Titel unter sich auf.

Gruppensieg hat Vorteile

Um den beiden WM-Schwergewichten in einem möglichen Viertelfinale aus dem Weg zu gehen, hat das Auftaktspiel gegen den wohl stärksten Gegner Schweden eine besondere Bedeutung. Als Gruppensieger würde Deutschland auf den Tabellendritten der Top-Gruppe treffen. Neben Schweden sind Norwegen, Ungarn und Japan die weiteren Gegner. "Wir müssen uns von Spiel zu Spiel steigern", forderte MacLeod. "Ein guter Start ist daher umso wichtiger."

In Tschechien wird letztmals im alten Turnier-System gespielt, ab 2026 wird es zwei gleichstarke Gruppen geben. "Nur so ist es fair. Das ist längst überfällig", monierte Künast. Die Gruppe A mit Kanada, USA, Tschechien, Finnland und der Schweiz steht aktuell automatisch im Viertelfinale. Die fünf Teams aus der Gruppe B mit der deutschen Mannschaft müssen um drei Plätze für die Runde der besten Acht kämpfen, die Plätze vier und fünf steigen ab. "Für das Frauen-Eishockey ist das die beste Entscheidung", erklärte Künast.  © Deutsche Presse-Agentur