Mhkitaryan, Dembele, Aubameyang: Die Macht von Spielern und Beratern ist enorm gestiegen, und nicht wenige machen sich diesen Umstand zunutze. Jetzt senden die ersten Bundesligisten klare Signale, dass es so nicht weitergeht. Und auch Borussia Dortmund will in Zukunft raus aus seiner misslichen Lage.

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Von Daniel Opare nahm bis vor wenigen Tagen kaum jemand in der Bundesliga Notiz. Ein Rechtsverteidiger, ein Standby-Stammspieler, noch dazu beim kleinen FC Augsburg. Klar, dass so eine Personalie untergeht im Wust der hektischen letzten Transfertage.

Daniel Opare war mal eine Randgeschichte, weil er im Krankenstand in Augsburg nicht so konsequent an seinem Comeback gearbeitet hat, wie man das von einem professionellen Fussballspieler erwarten dürfte.

Dann war der "afrikanische Cafu" aber wieder drin in der Mannschaft, die Probleme aus der Welt geschafft und Opare ein wertvolles Mitglied und Eckpfeiler der in dieser Saison starken Augsburger. So jedenfalls schien es.

Dann platzte am Samstagabend eine Pressemitteilung in das vermeintliche Idyll, die an Schärfe und Unmissverständlichkeit so in der Bundesliga Seltenheitswert besitzt.

Der 27-Jährige werde nicht mehr für den FC Augsburg auflaufen, hiess es da, der Spieler solle sich einen anderen Verein suchen. Opare habe mehrfach gegen den Verhaltenskodex innerhalb der Mannschaft verstossen, den Verantwortlichen mehrfach ins Gesicht gelogen.

Es gab offenbar auch gravierende innerbetriebliche Störungen mit dem Rest der Mannschaft, in der Kabine und auf dem Trainingsplatz seien einige Dinge vorgefallen.

Wegen ein paar Kleinigkeiten gebe man keinen Spieler mit grosser Qualität ab, sagt Augsburgs Geschäftsführer Stefan Reuter. Am Ende sei aber keine andere Wahl geblieben, als ein Exempel zu statuieren. "Die Krönung war, dass der Spieler und sein Berater uns Lügengeschichten erzählt haben", sagte Reuter am Sonntag bei Sky. "Dann haben wir ihn mit Fakten konfrontiert, und sie haben sich immer weiter in Geschichten verstrickt. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht."

Augsburg und Werder rigoros

Der FC Augsburg stehe für Bodenständigkeit, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Diese Werte habe Opare mit seinem Verhalten zuletzt massiv verletzt. Das Aus für Opare in Augsburg setzt ein deutliches Zeichen für die gesamte Liga.

In Bremen hat Lamine Sane vorletzte Woche unentschuldigt beim Training gefehlt, wollte einen Wechsel erzwingen. Der hat sich jetzt vorerst zerschlagen, der Weg zurück ins Team für den Senegalesen ist verbaut. Sane wird allein trainieren, ohne jeglichen Kontakt zur Mannschaft. Sanes Träume von einer WM-Teilnahme im Sommer sind damit quasi zerplatzt.

Werder geht also ähnlich rigoros vor wie die Augsburger. Das kann ein kostspieliges Unterfangen werden, immerhin ist der Transfermarkt in den meisten Ligen schon geschlossen. Es bleiben ein paar Schlupflöcher, in der Türkei etwa oder in China.

Aber jetzt noch den Verkauf eines charakterlich nicht eben einwandfreien Spielers hinzubekommen, ist schwierig. Werder und der FCA könnten also "totes Kapital" auf der Tribüne sitzen haben, das immer noch Geld kostet, dem Klub aber keine Gegenleistung mehr bietet.

Die Macht der Spieler und deren Berater haben in den letzten zehn Jahren dramatisch zugenommen. Das Bosman-Urteil Mitte der 90er Jahre war nur ein Vorläufer dessen, was sich zuletzt eingeschlichen hat in ein Geschäft, in dem es fast nur noch um Geld geht.

Werder und Augsburg firmieren als Rechtsform als eine GmbH und Co. KG aA, was im unmittelbaren Umgang mit einzelnen Angestellten ein wenig mehr Handlungsspielraum lässt. Mehr jedenfalls, als Borussia Dortmund in ähnlichen Situationen hatte und hat.

Mhkitaryan, Dembele, Aubameyang

Der BVB war allein in den letzten anderthalb Jahren dreimal in jener prekären Lage, in der auch Augsburg oder Bremen waren. Mit Henrikh Mkhitaryan und dessen dauerhaftem Wechselwunsch ging es los, der Armenier bockte und trotzte und wollte unbedingt in die Premier League. Oder nach Italien. Oder nach Spanien.

Der BVB gab nach und erlöste bei nur noch einem Jahr Restvertrag die Rekordtransfersumme von 42 Millionen Euro bei Mhkitaryans Wechsel zu Manchester United.

Im Sommer tanzte dann Ousmane Dembele den verantwortlichen auf der Nase herum, drohte unumwunden mit Boykott und sagte, dass er nie mehr für Dortmund spielen wolle. Ein 20-Jähriger gegen seinen Klub - der Spieler siegte auch hier.

105 Millionen Euro brachte der Borussia der Weiterverkauf des Franzosen nach Barcelona und damit nach nur einem Jahr eine Rendite von 700 Prozent. Der BVB ist als börsennotierter Klub auch auf finanzielle Erfolgsmodelle wie dieses angewiesen und seinen Aktionären völlige Transparenz sowie eine satte Dividende schuldig.

Wie in den letzten Tagen und Wochen dann aber Pierre-Emerick Aubameyang seinen Abgang vorbereitete, dabei dem Klub, der Mannschaft und allen Fans den imaginären Mittelfinger zeigte und einmal mehr offenbarte, wer letztlich das Sagen hat im Fussballgeschäft, soll jetzt die letzte Episode im Drama "Spieler gegen den BVB" bleiben.

Watzke droht für die Zukunft

64 Millionen Euro hat Dortmund durch den Verkauf des Spielers an den FC Arsenal kassiert. Zusammen mit den Mhkitaryan- und Dembele-Millionen hat der BVB damit mehr als 200 Millionen Euro für lediglich drei Spieler eingenommen.

Aus finanzieller Sicht hat sich der ganze Ärger also auf alle Fälle gelohnt. Nur haftet den Bossen nun der Malus der Erpressbarkeit an, weshalb Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nun - zumindest verbal - zum Gegenschlag ausholt. Einen erzwungenen Wechsel werde es bei Borussia Dortmund nicht mehr geben.

"Ich habe der Mannschaft klipp und klar gesagt: Der nächste Spieler, der so etwas macht, wird kläglich scheitern. Der bekommt ein riesengrosses Problem", sagte Watzke der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung." Und weiter: "Der nächste Spieler, der versucht, uns unter Druck zu setzen, indem er Leistung zurückhält oder gar streikt, wird damit nicht durchkommen - und auf der Tribüne sitzen."

Für derlei Rhetorik ist es jetzt ein wenig spät, und ein wenig klingt das auch wie das Pfeifen im Walde. Der BVB wird als Aktienunternehmen stets anderen Zwängen unterliegen als andere Klubs, rein sportliche Gesichtspunkte sind da nicht immer nur ausschlaggebend.

Je nach Saisonverlauf kündigte Watzke überdies schon an, den Kader in der nächsten Transferperiode umzukrempeln. "Wir benötigen im Sommer eine Kader-Justierung, je nach Verlauf der Rückrunde auch eine deutlichere." Geld genug dürfte der BVB mittlerweile besitzen, um sich eine neue Mannschaft mit ein paar einwandfreien Charakteren zu basteln.

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