Logan Sargeant zahlt in seiner ersten Saison in der Formel 1 jede Menge Lehrgeld. Auch für Williams wird es aufgrund der zahlreichen Unfälle des US-Amerikaners, der die Crash-Rangliste der Motorsport-Königsklasse anführt, teuer. Trotzdem hält Williams an Sargeant fest – noch.
Irgendwann hatten Günther Steiner und Gene Haas genug: Die teuren Unfälle waren am Ende das entscheidende Ausschlusskriterium für Mick Schumacher bei dem US-Rennstall.
Der US-Amerikaner wackelt in seinem ersten Jahr in der Formel 1 bedenklich, seine Situation erinnert stark an Schumachers Probleme aus dem Vorjahr. Der grosse Unterschied: Sargeant wird verbal stets aufgebaut und gestützt, auch öffentlich. "Wir wollen, dass er erfolgreich ist und wir wollen ihn nächstes Jahr im Auto haben", sagt Vowles in einem von Williams veröffentlichten Video. Was freilich auch daran liegt, dass Sargeant US-Amerikaner ist und die US-Besitzer von Williams und der Formel 1 (Liberty Media) einen Verbleib begrüssen würden. Trotzdem ist der Support ein völlig anderer als bei Schumacher im vergangenen Jahr.
Oft und regelmässig gepatzt
Doch klar: Wer in der Motorsport-Königsklasse patzt, wird nun mal von aussen schnell infrage gestellt und massiv kritisiert, da ist und bleibt die Königsklasse ein Haifischbecken. Und Sargeant hat oft und regelmässig gepatzt. Seit den ersten Rennen des Jahres wird bereits spekuliert, dass er seinen Platz verlieren könnte, auch weil er neben den Unfällen gegen seinen Teamkollegen Alex Albon kaum eine Chance hat. Vor allem aber, weil er jede Menge Geld kostet, was in Zeiten der Kostenobergrenze schmerzvoll sein kann.
Reddit-User "basspro23chevy" hat sich die Mühe gemacht, eine "Liste der Schande" zusammenzustellen, eine Rangliste der durch die Fahrer verursachten Schäden, von ihm "World Destructor’s Championship" getauft. Dort taucht Sargeant mit fast vier Millionen Dollar an erster Stelle auf. Das ist viermal so viel wie sein kolportiertes Gehalt von rund einer Million Dollar. Dass dies aber kein Privileg der jungen Fahrer ist, beweisen die Routiniers Lance Stroll, Sergio Pérez und Pierre Gasly, die in der Liste ebenfalls recht weit vorne zu finden sind.
Die Crash-Rangliste der Formel 1
- 20. Max Verstappen (Red Bull Racing): 220.000 US-Dollar
- 19. Fernando Alonso (Aston Martin): 350.000 US-Dollar
- 18. Lewis Hamilton (Mercedes): 525.000 US-Dollar
- 17. Valtteri Bottas (Alfa Romeo): 575.000 US-Dollar
- 16. Lando Norris (McLaren): 620.000 US-Dollar
- 15. George Russell (Mercedes): 670.000 US-Dollar
- 14. Kevin Magnussen (Haas): 867.000 US-Dollar
- 13. Nico Hülkenberg (Haas): 915.000 US-Dollar
- 12. Nyck de Vries/
Daniel Ricciardo (Alpha Tauri): 1.180.000 US-Dollar - 11. Guanyu Zhou (Alfa Romeo): 1.207.000 US-Dollar
- 10. Yuki Tsunoda (Alpha Tauri): 1.255.000 US-Dollar
- 9. Esteban Ocon (Alpine): 1.522.000 US-Dollar
- 8. Charles Leclerc (Ferrari): 1.539.000 US-Dollar
- 7. Carlos Sainz (Ferrari): 1.587.000 US-Dollar
- 6. Oscar Piastri (McLaren): 1.634.000 US-Dollar
- 5. Alexander Albon (Williams): 1.849.000 US-Dollar
- 4. Pierre Gasly (Alpine): 2.201.000 US-Dollar
- 3. Sergio Perez (Red Bull): 2.459.000 US-Dollar
- 2. Lance Stroll (Aston Martin): 2.609.000 US-Dollar
- 1. Logan Sargeant (Williams): 3.906.000 US-Dollar
Natürlich ist diese Rangliste eine kleine Spielerei, eine Schätzung, der Trend ist aber nicht zu übersehen. Trotzdem bleibt Vowles geduldig. "Wir werden weiter mit Logan arbeiten und in ihn investieren, denn wir wollen, dass er Erfolg hat. Er ist auf einer Reise mit uns als Williams", sagte er. "Logan hat ganz klare Ziele, die er bis zum Ende der Saison erreichen muss, und wir arbeiten kontinuierlich mit ihm zusammen."
Unterstützung, aber kein Freibrief
Einen Freibrief hat Sargeant allerdings auch nicht, denn Vowles kündigte an, dass sich der Rookie entwickeln muss. "Erst wenn wir alle zu dem Schluss kommen, dass wir das Ende dieses Weges erreicht haben, werden wir Entscheidungen treffen. Aber so weit sind wir noch lange nicht", stellte der Teamchef klar.
Bitter dabei: Mit 21 Punkten ist Williams in der Konstrukteurswertung Siebter, die Zähler fuhr allerdings nur Albon ein. Heisst: Mit einem ebenbürtigen Teamkollegen hätte Williams wohl noch mehr geholt. Dafür gehört Williams der zweifelhafte Platz an der Sonne der Crash-Rangliste der Teams.
- 10. Mercedes: 1.195.000 US-Dollar
- 8. Alfa Romeo: 1.782000 US-Dollar
- 8. Haas: 1.782.000 US-Dollar
- 7. McLaren: 2.254.000 US-Dollar
- 6. AlphaTauri: 2.435.000 US-Dollar
- 5. Red Bull Racing: 2.679.000 US-Dollar
- 4. Aston Martin: 2.959.000 US-Dollar
- 3. Ferrari:: 3.126.000 US-Dollar
- 2. Alpine: 3.723.000 US-Dollar
- 1. Williams: 5.755.000 US-Dollar
Sollte Sargeant seinem Team keine andere Wahl lassen, als sich von ihm zu trennen, gibt es theoretisch genug Kandidaten für das Cockpit, darunter auch Mick Schumacher. Doch wie es heisst, soll Vowles nicht komplett überzeugt von dem Deutschen sein. "Mick hat in den zwei Jahren, die er Formel 1 gefahren ist, bei den Teamchefs einen Eindruck hinterlassen: "Na ja, den brauchen wir eigentlich nicht", sagte der frühere Formel-1-Fahrer Christian Danner bei n-tv.
Lawson zeigt, wie man es macht
Wie man es anders macht, zeigt im Moment Liam Lawson, der als Ersatz des verletzten Daniel Ricciardo in einem unterdurchschnittlichen AlphaTauri beständig liefert. "Ein Liam Lawson fährt jetzt auch in einem ziemlich schlechten Auto, dem AlphaTauri. Was hat er gemacht? Er hat sich absolut blitzsauber aus der Affäre gezogen, war schneller als der Stammpilot, hat Punkte gemacht und in seinen ersten paar Grands Prix gezeigt: 'Hey Leute, ich kann das!'", lobte Danner.
Im Fall von Schumacher gebe es "keinen Teamchef, der ihm jetzt sonderlich viel zutrauen würde", sagt Danner. Bei Williams könne man sich schliesslich auch sagen: "Das, was Sargeant zeigt, ist das, was Mick gezeigt hat."
Verwendete Quellen:
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.