• Das Saisonfinale der Formel 1 verspricht nicht nur Spannung, sondern jede Menge Dramatik. Nicht wenige erwarten sogar einen Crash zwischen den beiden Titelrivalen.
  • Denn Max Verstappen und Lewis Hamilton sind punktgleich, bei einem Aus wäre Verstappen Champion.
  • Der Rennleiter kündigt an, dass es bei einem Fehlverhalten auf der Strecke Punktabzüge geben kann.
  • Sebastian Vettel hofft auf Verstappen, damit Michael Schumachers Rekord bestehen bleibt.
  • Schumis Sohn Mick kündigt an, die Bestmarke bei einem Hamilton-Triumph zurückzuholen.

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Es ist lediglich die Ruhe vor dem Sturm. Denn die Spannung war zu spüren, die Nervosität zu greifen. Es brodelt im Titelkampf der Formel 1, es knistert, die Zeichen stehen auf Konfrontation.

Trotzdem überboten sich Max Verstappen und Lewis Hamilton gegenseitig darin, betont entspannt zu wirken, was nicht immer gelang. Dass beide gemeinsam mit dem WM-Pokal in der Pressekonferenz der sportlichen Szenerie entsprechend drapiert wurden, versteht sich von selbst. Verstappen in Shorts, Hamilton in lila Hose, beide wachsam, aber verbal zurückhaltend. Zwischendurch konfrontiert mit der Frage aller Fragen, auf die viele Medien bereits eine Antwort geliefert haben: Kommt es am Sonntag zum grossen Crash?

Denn beide sind vor dem letzten Rennen punktgleich. Gehen beide leer aus, wäre Verstappen Weltmeister, da er neun Siege hat, Hamilton aber nur acht. Da kann es ja nur knallen. Wäre ja auch nicht das erste Mal in der Geschichte der Formel 1, dass der Titelkampf durch einen Skandal-Unfall entschieden würde. Deshalb glauben viele, dass es tatsächlich zu einer Kollision kommen wird.

Angeblich kein Gedanke an einen Crash

"Ich gebe dem keine Energie. Jeder will auf die richtige Weise gewinnen", sagte Hamilton. "Als Fahrer denkst du darüber nicht nach. Die Medien lancieren diese Themen", meinte Verstappen. Und auch die Teamchefs wollen nach einer Saison, in der es mehr als einmal gekracht hat, und in der es sehr oft hart an der Grenze und auch darüber hinaus ablief, davon nichts hören. "Wir wollen sie auf der Strecke schlagen und die WM nicht bei den Stewards ausfechten", sagte Verstappens Teamchef Christian Horner. Hamiltons Teamchef Toto Wolff meinte, es habe ausreichend Warnschüsse gegeben, "die dafür sorgen sollten, dass keiner einen Unfall heraufbeschwört".

Die Rennleitung will sich - vor allem nach den Vorkommnissen zuletzt in Saudi-Arabien - auf gute Vorsätze nicht verlassen und gab den Teams ein wenig Nachhilfe in Sachen Regelkunde. Denn neben den üblichen Strafen (Rückversetzungen, Zeitstrafen, Disqualifikation) ist auch der Punktabzug als mögliche Strafe eine Option. Eine unübliche, aber angesichts der Umstände in Abu Dhabi keine unmögliche.

Der Rennleiter warnt die Titelrivalen

Rennleiter Michael Masi betonte in seinen Mitteilungen an die Rennställe, dass dies bei jeder Verletzung des Prinzips fairen Wettbewerbs, einem unsportlichen Verhalten oder beim Beeinträchtigen eines Ergebnisses in einer Art und Weise, welche sportlicher Ethik widerspricht, zur Anwendung komme. "Niemand muss daran erinnert werden", sagte Verstappen. Und Hamilton betonte: "Das war doch schon immer so. Das ist keine neue Regel."

Lewis Hamilton bereits zwei Mal verwarnt

Interessant: Zu den Regeln gehört auch, dass ein Fahrer bei drei Verwarnungen eine Strafe erhält - dann geht es nämlich zehn Startplätze zurück. Hamilton steht vor dem letzten Rennwochenende bei zwei Verwarnungen. Wird er also noch einmal angezählt, muss er in der Startaufstellung weit zurück.
Für ihn ist klar, dass er Verstappen in Abu Dhabi hinter sich lassen und zudem punkten muss.

Durch die Besonderheit der schnellsten Rennrunde, für die es einen Zusatzpunkt gibt, wenn man in den Top Ten landet, gibt es aber mehr Konstellationen, als man meinen könnte:

  • Hamilton holt seinen achten Titel und ist dann alleiniger Rekordweltmeister, wenn er Verstappen hinter sich lässt und mindestens Achter wird,
  • wenn er Neunter wird und Verstappen als Zehnter nicht die schnellste Rennrunde fährt,
  • oder wenn Hamilton Zehnter wird und Verstappen ohne Punkte bleibt.

Für Verstappen gilt:

  • Er ist zum ersten Mal Champion, wenn er das Rennen vor Hamilton beendet,
  • wenn beide Fahrer ausscheiden oder das Rennen nicht in den Punkten beenden,
  • oder wenn er Zehnter wird und dabei die schnellste Rennrunde fährt, wenn Hamilton nicht besser als Neunter wird.

Es ist angesichts der Konstellationen und der Vorgeschichte jede Menge Zündstoff drin, auch weil Verstappen mit der Rennleitung nach den Strafen im Chaosrennen in Saudi-Arabien immer noch keinen Frieden geschlossen hat, von Gelassenheit ist bei dem Thema keine Spur mehr. "Ganz offensichtlich gelten nicht die gleichen Regeln für alle. Andere Fahrer machen das gleiche wie ich, bekommen aber keine Strafe. Nicht mal eine Verwarnung. Das ist nicht fair. Was hier vor sich geht, ist nicht korrekt. Ich will, dass alle gleich behandelt werden", wetterte Verstappen in einer von Red Bull organisierten Medienrunde. Er habe - seiner Meinung nach - nichts falsch gemacht, so Verstappen: "Bei anderen Fahrern wird das toleriert. Deshalb sehe ich nicht ein, dass ich etwas anders machen sollte." Bei Sky UK legte er sogar nach: "Für mich kommt es so vor, als wollen die Leute nicht, dass ich gewinne."

Sebastian Vettel denkt an Michael Schumacher

Wem drückt denn die Konkurrenz die Daumen? "Man muss so ehrlich sein, zuzugeben: Max war in dieser Saison fahrerisch einfach eine Stufe besser als wir anderen", sagte Fernando Alonso. Sebastian Vettel denkt vor allem an Kumpel Michael Schumacher. "Ich würde mich freuen, wenn Michaels Rekord erhalten bleibt, aber selbst, wenn Lewis gewinnt, ist Michael meiner Meinung nach der Grösste aller Zeiten. Da kann Lewis noch drei weitere Titel gewinnen, es würde nichts ändern", sagte Vettel, der sich mit Hamilton gut versteht. "Aber, wie gesagt, mein Herz will, dass Max gewinnt, damit der Rekord bleibt. Aber mein Kopf ist da recht klar, möge der Bessere gewinnen."

Und was sagt Schumachers Sohn Mick? "Wenn es Lewis ist, ist es eben so. Aber mein Papa wird immer der Beste für mich sein", sagte er bei Sky. Und auf den dann gebrochenen Rekord seines Vaters angesprochen, gab es vom 22-Jährigen eine Kampfansage mit Augenzwinkern: "Dann muss ich in die Pötte kommen und so lange fahren, bis ich den Rekord wieder geknackt habe."

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • TV-Übertragung Sky
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