- Mick Schumacher gerät nach seinem erneuten Crash in der Formel 1 immer mehr unter Druck.
- Wegbegleiter glauben an den 23-Jährigen und fordern, dem Haas-Piloten Zeit zu geben.
- Das Problem: In der Königsklasse hat man eines nicht – Zeit. Was Schumacher daher braucht, sind Punkte.
Die Nachricht war kurz und knapp. "Danke für die netten Nachrichten, mir geht es gut. Ich fokussiere mich auf die kommenden Rennen", schrieb Mick
Nach dem Mega-Crash in Monaco geht es ihm körperlich gut, doch sein Haas ist Schrott und seine Karriere erstmals angezählt. Denn was Schumacher in der Formel 1 nicht hat, ist Zeit. Was er ebenfalls nicht hat, sind Punkte und nachhaltige Erfolgserlebnisse, dafür aber zu viele Unfälle und Fehler. Ergo: Ihm fehlen parallel zu den Patzern im Moment die Argumente. Am Scheideweg steht er noch nicht, doch der kommt aktuell immer näher. Da ist der Sport erbarmungslos – auch bei grossen Namen.
"Der Speed ist inzwischen ganz gut, er kommt schon mit, aber mit den Unfällen kann es so nicht weitergehen", sagte Ex-Formel-1-Pilot Christian Danner bei Sport1. "Das sind Millionenschäden, die da entstehen. Gerade so ein Team kann das Geld vernünftiger ausgeben", sagte Danner. In der Tat schmerzen Haas Unfälle wie in Monaco oder auch in Saudi-Arabien, wo Schumacher das Auto ebenfalls komplett zerlegte, finanziell sehr.
Schumacher muss entspannter werden
Denn seit der vergangenen Saison gilt in der Formel 1 eine Budgetobergrenze, die in diesem Jahr bei 140 Millionen Dollar liegt. Der Crash in Saudi-Arabien soll rund eine Million Dollar gekostet haben, der Unfall in Monaco wird wohl nicht viel günstiger werden. Hinzu kommen Fehler wie beim Rennen in Miami, wo der Unfall mit Kumpel Sebastian Vettel keinen grossen Schaden am Auto anrichtete, dafür aber die Hoffnung auf mögliche Punkte zerstörte. "Es ist nicht sehr befriedigend, wieder einen grossen Unfall zu haben. Wir müssen sehen, wie wir von hier aus weitermachen", hatte Haas-Teamchef Günther Steiner nach Monaco schmallippig und interpretationsoffen erklärt.
Eine mögliche Überforderung Schumachers wies Danner aber zurück: "Nein. Er versucht, aus dem, was da ist, mehr rauszukriegen als möglich. Das führt dann oft zu einem Unfall oder Unsicherheiten. Da muss er etwas entspannter werden", sagte er. Auch wenn das bedeuten würde, dass Schumacher erst einmal nicht schneller ist als Teamkollege
Angetrieben vom Ehrgeiz
Doch natürlich treibt Schumacher der Ehrgeiz, die Sehnsucht nach etwas Zählbarem, nach Erfolgen, an jedem Rennwochenende an. Punkte sind die harte Währung in der Formel 1, und im Moment steht Schumacher als einziger Fahrer neben Williams-Pilot Nicholas Latifi gänzlich ohne da.
Es ist daher eine Kombination aus mehreren Dingen. Teamkollege Kevin Magnussen hat am Anfang der Saison mehr aus dem Auto herausgeholt und die Erwartungen an Schumacher so automatisch erhöht. Der wiederum erwischt auf der Jagd nach den ersten Punkten das Limit nicht immer sauber, agiert nach der unfahrbaren Haas-Gurke aus dem Vorjahr erstmals mit einem vernünftigen Auto. "Mick muss mehr ans Limit gehen, weil Kevin zeigt, was mit dem Haas möglich ist. Wer mehr Risiko eingeht, fliegt auch schneller ab", sagte Ex-Formel-1-Pilot Felipe Massa der "Bild".
Nicht mehr so konkurrenzfähig
Ein Problem: Inzwischen ist der bislang noch Upgrade-lose Haas auch nicht mehr so konkurrenzfähig wie noch zu Beginn, was das Leben für Schumacher nicht einfacher macht. Gleichzeitig steigt der Druck, vor allem in den vergangenen Wochen immer mehr. Im Moment kann sich Schumacher diesem Teufelskreis nur schwer entziehen. "Man kann zwar mit dem Auto schnell fahren, aber es wird langsam immer schwerer, mit der Pace der anderen mitzuhalten", schrieb sein Onkel Ralf Schumacher in seiner Sky-Kolumne: "Da muss auf jeden Fall auch etwas passieren, um Mick das Leben leichter zu machen." Haas hat ein grosses Update aber erst für Juli angekündigt.
Mick wiederum müsse lernen, "dass solche Fehler nicht passieren dürfen, gar keine Frage. Er hat aber in der Formel 2, als er 2020 Meister geworden ist, bewiesen, dass er auch schwierige Phasen im Laufe einer Saison meistern kann", so Ralf Schumacher.
Hoffen auf die Lernkurve
Genau darauf hoffen seine Fürsprecher: Auf die Fähigkeit, aus den Fehlern zu lernen. In den Nachwuchsklassen Formel 3 und Formel 2 konnte Schumacher stets im zweiten Jahr zulegen und den Titel holen. In der Formel 1 ist er im zweiten Jahr, de facto im ersten mit einem Auto, das performt– und muss diese Lernfähigkeit schnellstmöglich zeigen.
"Man sollte Mick jetzt nicht vorschnell abschreiben", sagte Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost bei "F1-Insider". "Ich glaube weiter an ihn." Schumacher brauche vielleicht einfach etwas mehr Zeit, so Tost, der fordert: "Die sollte man ihm geben, Es ist erst seine zweite Formel-1-Saison und wir haben völlig neue Autos, die schwer zu fahren sind." Tost hatte zuvor schon erklärt, alles vor der Formel 1 sei im Vergleich zur Königsklasse "Kindergarten", und ein Fahrer benötige drei Jahre, um auf ein Topniveau zu kommen.
Gut genug für die Formel 1
Lernschritte müssen in der Zeit aber zu sehen sein. Wegbegleiter sind sich sicher, dass diese kommen werden. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass Mick mehr kann, als er gerade zeigt. Aber ich finde, Ihr (die Medien; Anm. d. Red.) müsst ihn mal ein bisschen in Ruhe lassen", sagte
Verwendete Quellen:
- f1-insider.com: Mick Schumacher: Vettel und Tost ergreifen Partei für ihn (31.05.2022)
- Sky Sport: "Ferrari muss wieder neu lernen, die richtigen Entscheidungen zu treffen" (30.05.2022)
- Bild: 3. Crash im 7. Rennen: Warum macht Mick so viele Fehler? (30.05.2022)
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