• Die grossen Erfolge liegen schon länger zurück, für 2022 hat sich Ferrari allerdings eine Menge vorgenommen.
  • Die grosse Hoffnung liegt im neuen Reglement, das neue Autos und damit neue Möglichkeiten für alle Rennställe an den Start bringt.
  • Die Ansage von Teamchef Mattia Binotto ist eindeutig: "Wir werden wieder um Siege und Poles kämpfen."

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Der emotionale Gruss ist immer auch ein wehmütiger Blick zurück. "Wir sind alle bei dir, Michael. Heute und für immer", schrieb Ferrari am 3. Januar. Wenn der Rennstall an diesem Tag Legende Michael Schumacher in den sozialen Medien zum Geburtstag gratuliert, ist das immer mit einem kleinen Gefühlschaos verbunden.

Da ist die tiefe Traurigkeit ob Schumachers Ski-Unfalls und dessen Folgen, aber genauso präsent ist immer noch die erfolgreiche Zeit mit Schumi und den fünf Titeln von 2000 bis 2004. Und in jedem Jahr Anfang Januar schwingt bei Ferrari gleichzeitig die heimliche Hoffnung mit, dass es sportlich wieder ein bisschen so werden könnte wie früher.

"Für Ferrari ist es eine Verantwortung, wieder nach vorne zu kommen", kündigte Teamchef Mattia Binotto an. "Für Ferrari muss der Sieg immer das Ziel sein. Es liegt in unserer DNA, dass wir um Pole Positions und Siege kämpfen müssen", sagte der Italiener, der auch eine Kampfansage in Richtung Weltspitze schickte: "Die Leistung aus 2021 zu wiederholen, wäre inakzeptabel. Es tat weh, die anderen in Abu Dhabi feiern zu sehen. Wir werden wieder um Siege und Poles kämpfen."

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Ferraris Erfolge liegen länger zurück

Die ganz grossen Erfolge liegen schon länger zurück, die Ewigkeit ist nicht nur gefühlt eine. 2007 holte Kimi Räikkönen letztmals den Fahrertitel nach Maranello, 2008 reichte es noch für den Konstrukteurstitel. Seitdem? Gab es sehr oft Pleiten, Pech und Pannen.

Geplatzte Träume, Tränen, Tragödien. Doch warum hat es nach der Ära Schumacher nur noch zu einem Titel durch Räikkönen gereicht? Und dies trotz so grosser Namen wie Fernando Alonso (2010 bis 2014) und Sebastian Vettel (2015 bis 2020)?

Der Grund für die Erfolglosigkeit ist eine Summe aus diversen, immer wieder auftretenden Problemen und Eigenheiten. Kurz gesagt: Ferrari ist anders. Im Guten, aber eben auch im Schlechten. Eine launische Diva, die hin und wieder schön und anmutig, elegant, dann aber gerne auch zickig und schlecht gelaunt ist. Widerspenstig. Die Erwartungshaltung ist riesig. Der Druck? Ist bei Ferrari grundsätzlich um ein Vielfaches höher als anderswo.

Ferrari ist speziell und anders

Hinzu kommt: Die Arbeit bei Ferrari ist sehr speziell. So passieren dem Team schon mal unerklärliche Patzer, ob nun durch seltsame bis bizarre Entscheidungen bei der Strategie, Probleme mit der Technik oder Unzulänglichkeiten im Umgang miteinander. Und natürlich ist bei einem Rennstall wie Ferrari viel Politik im Spiel, garniert mit diversen Machtkämpfen hinter den Kulissen.

Das bekam Vettel gebündelt und mit aller negativer Wucht zu spüren, als er 2020, im Jahr seines unwürdigen Abschieds von Ferrari, eine Horror-Saison erlebte, sportlich wie menschlich. "Mein Abgang von Ferrari war vielleicht etwas komisch. In dieser Hinsicht bin ich jetzt glücklicher als vorher", sagte Aston-Martin-Pilot Vettel dem "Blick": "Aber ich möchte meine Zeit bei Ferrari nie missen. Auch wenn dort meine geplanten grossen Erfolge ausgeblieben sind." Der 34-Jährige ist der letzte Fahrer, der ein Rennen für Ferrari gewinnen konnte, 2019 in Singapur war das.

Die Hoffnung: das neue Reglement

Was Mut macht: 2021 war mit Charles Leclerc und Carlos Sainz nun wieder deutlich besser, Ferrari bekam viele Probleme in den Griff, das Auto war eines, das wieder halbwegs regelmässig vorne mitkämpfen konnte und der Rennstall vermied Pannen und Skandale. Sainz fuhr immerhin vier Mal auf das Podium, Leclerc ein Mal und die Mannschaft wurde in der Konstrukteurs-Wertung Dritter. Der Abstand zu Red Bull Racing und Mercedes war aber immer noch riesig. Weshalb der Titel 2022 "keine Verpflichtung" sei, sagte Binotto.

Ferraris grosse Hoffnung ist wie bei allen anderen Teams, die Mercedes und Red Bull nur staunend aus der Ferne verfolgen konnten, das neue Reglement mit neuen Autos und neuen Möglichkeiten. Wer den Dreh früh raus hat, könnte im Titelkampf möglicherweise ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

"Ein innovatives Projekt"

Binotto nennt es bei Ferrari verheissungsvoll "ein innovatives Projekt", für das man viele Konzepte ausprobiert hat, ob beim Chassis, Motor oder Design. "Unser Entwicklungsprogramm hat alle gesetzten Ziele erreicht. Ich halte es für vermessen, heute zu sagen, dass wir Mercedes und Red Bull schlagen werden, denn ich denke, der richtige Ansatz ist, dass wir uns das Ziel setzen, mitspielen zu wollen." Damit es sehr bald tatsächlich wieder so wird wie früher.

Verwendete Quellen:

  • Binotto Pressekonferenz
  • blick.ch: Sebastian Vettel im Exklusiv-Interview: "Ich bin jetzt glücklicher als bei Ferrari"
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