Bei Alpine ist der Ärger um Esteban Ocon nach einer Kollision mit seinem Teamkollegen Pierre Gasly riesig. Umgehend wird spekuliert, dass es zu einer Trennung von Ocon kommen könnte. Einer der möglichen Nachfolger: Mick Schumacher: Und es gibt Gründe, warum sich der Deutsche Hoffnungen machen kann.
In der Formel 1 öffnet sich ein "Transferfenster" für Fahrer hin und wieder überraschend. Die Königsklasse des Motorsports kann in der Hinsicht unberechenbar sein und einige seltsame Wendungen bereithalten. So wie jetzt bei Alpine. Denn bei den Franzosen steht Esteban Ocon möglicherweise vor dem Aus. Er gilt sowieso nicht als vorbildlicher Teamplayer, doch zuletzt beim achten Saisonrennen in Monaco hat es Ocon offenbar das eine entscheidende Mal übertrieben.
Der 27-Jährige hatte bei dem Klassiker im Fürstentum seinen Teamkollegen Pierre Gasly mit einem harten und rücksichtslosen Manöver angegriffen, wodurch es zur Berührung und in der Folge zum Aus für Ocon kam. Teamchef Bruno Famin schäumte anschliessend und machte keinen Hehl daraus, wie sauer er war. "Es ist traurig, so einen Zwischenfall zu sehen. Das ist exakt das, was wir nicht sehen wollen. Der Angriff von Esteban war vollkommen unangemessen", wetterte Famin beim französischen Sender Canal+.
Kollision zwischen Teamkollegen? Geht gar nicht
Zum einen sind Kollisionen zwischen Teamkollegen generell verpönt, hinzu kommt, dass Alpine eine komplizierte Saison erlebt. Der Rennstall hat bislang nur zwei Punkte einfahren können, womit man auf Rang neun der Konstrukteurs-WM liegt, also Vorletzter ist. Solche Zwischenfälle können die Franzosen demnach schon mal gar nicht gebrauchen.
Famin wurde deshalb ungewohnt deutlich und kündigte Konsequenzen an: "Wir werden eine harte Entscheidung treffen." Wie diese Entscheidung konkret aussieht, ist noch offen. Aber natürlich wird nun über ein mögliches Ocon-Aus spekuliert, sein Vertrag läuft nach der Saison sowieso aus. Wie der britische Sender Sky berichtet, soll es beim nächsten Rennen in Kanada möglicherweise zumindest schon mal eine Denkpause für Ocon geben.
Und da es auf dem Fahrermarkt in diesem Jahr so wild wie lange nicht zugeht, werden umgehend mögliche Nachfolger gehandelt, sollte es bei Alpine auch langfristig ohne Ocon weitergehen. Wie zum Beispiel
Schumachers Traum von der Rückkehr
"Mein Ziel und mein Traum ist es, in der Formel 1 zu fahren. Das war immer schon so und das wird auch immer so bleiben", sagte Schumacher in Monaco bei Sky. "Darum müssen wir schauen, dass die Dominosteine jetzt so fallen, dass sie in meine Richtung fallen und ich am Ende hoffentlich mit einem Sitz dastehe."
Ihm sind die Hände nicht mehr so sehr gebunden wie im Vorjahr, als er nur Ersatzfahrer bei Mercedes war. Das ist er 2024 auch, daneben fährt er aber auch in der Sportwagen-WM – für Alpine. "Was ich dafür machen kann, ist, dass ich einfach meine beste Leistung in der WEC und auch in der Formel 1 gebe und weiterhin gut performe für das Team als Reservefahrer und weiterhin die Gespräche führe", sagte Schumacher.
Sky-Experte Timo Glock sieht für Schumacher bei Alpine "eine grosse Chance. Er muss einfach versuchen, mit seinen Leistungen in der WEC weiterhin zu überzeugen und den Fuss versuchen drin zu halten, sich zu zeigen. Das ist die einzige Möglichkeit, dass er nächstes Jahr in ein Cockpit hereinkommen kann. Ich hoffe es für ihn, er hätte es verdient", sagte Glock.
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Famin schwärmt von Schumacher
Auch Alpine-Teamchef Bruno Famin ist voll des Lobes. "Ich bin sehr happy mit Mick, er ist superschnell. In der WEC ist das aber gar nicht die Hauptsache, man muss dort auf einem konstant hohen Niveau fahren und einen guten Teamspirit haben. Ich bin sehr beeindruckt von ihm, denn er hat vom ersten Tag seine Einstellung angepasst an die Langstreckenrennen. Er pflegt einen sehr guten Umgang mit seinen Teamkollegen", sagte Famin bei Sky. Und öffnete die Tür für Schumacher: "Für 2025 ist alles offen, jeder spricht mit jedem. Es wäre ein Fehler, Mick nicht auf der Liste zu haben."
Hier liegt ein grosser Vorteil für Schumacher im Vergleich zu den Gerüchten um andere Teams: Er fährt für Alpine in der WEC, Famin erlebt Schumacher also aus nächster Nähe, auch im Umgang mit dem Team. Ein dicker Pluspunkt, denn es ist bereits die zweite Saison nach seinem Formel-1-Aus bei Haas. Wie schwer eine Rückkehr in die Königsklasse ist, wenn man nicht mehr ganz nah dran ist, hatte sich bereits 2023 gezeigt, als Schumacher trotz mehrerer Lobeshymnen von Mercedes-Teamchef Toto Wolff keinen Platz fand.
Ausrufezeichen in Le Mans?
Man muss dazu sagen: Auch mit Ocons Teamkollegen Gasly ist Alpine nicht zufrieden, auch sein Vertrag endet Ende des Jahres, auch er wackelt. Ein Konkurrent Schumachers um eines der Cockpits ist übrigens Jack Doohan, Sohn von Motorradlegende Mick Doohan, Alpine-Ersatzfahrer und ein guter Kumpel von Schumacher.
Allerdings könnten zwei Dinge Schumacher in die Karten spielen. Zum einen soll der frühere Teamchef Flavio Briatore Berater bei Alpine werden, er wurde 1994 und 1995 als Benetton-Teamchef zusammen mit Micks Papa Michael Weltmeister.
Ausserdem steigen Mitte Juni die 24 Stunden von Le Mans. Ein Kultrennen, eine sehr grosse Bühne im Motorsport. Für Schumacher eine ebenso grosse Chance, seinem Traum von der F1-Rückkehr noch einmal Nachdruck zu verleihen.
Verwendete Quellen
- TV-Übertragung canal+
- TV-Übertragung Sky
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