• Nikita Mazepin hat sich nach seinem Aus bei Haas erstmals ausführlich geäussert und mit seinem Ex-Team abgerechnet.
  • Auch mit Uralkali gibt es Ärger: Der Ex-Sponsor will nach der Trennung Geld zurück.
  • Ans Licht kommt zudem: Mazepins Vater Dmitry drohte bereits 2021, wegen Mick Schumacher den Geldhahn abzudrehen.

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Nikita Mazepin liess den ganzen Frust raus. Der 23-Jährige machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihn sein Rausschmiss beim Formel-1-Team Haas getroffen hat. Denn das Aus kam für ihn trotz der Umstände offenbar aus heiterem Himmel.

"Ich war nicht bereit dafür", sagte Mazepin auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz. "Ich habe weder einen Hinweis darauf erhalten, der mir gesagt hätte, dass sie diese Entscheidung getroffen haben und dass sie in 15 Minuten in Kraft treten wird. Ich habe es zur gleichen Zeit erfahren wie alle anderen."

Neben der Art und Weise prangerte Mazepin natürlich auch das Aus an sich an. Er habe seinen Traum verloren, auf den er 18 Jahre seines Lebens hingearbeitet habe, sagte Mazepin und wollte rechtliche Schritte nicht ausschliessen: "Wir halten uns alle Optionen offen." Er hält seinen Rauswurf für rechtswidrig.

Denn der Automobil-Weltverband FIA hatte russischen und belarussischen Fahrern einen Start unter bestimmten Bedingungen ermöglicht. Unter anderem müssen sie sich von Russlands Einmarsch in die Ukraine distanzieren.

Bevor Mazepin die Erklärung unterschreiben konnte, kam allerdings die Kündigung, erklärte er.

Nikita Mazepin eiert herum

Trotzdem: Mazepin vermied es, auf der Pressekonferenz auf unangenehme Fragen zu antworten oder öffentlich Stellung zu beziehen. Er nahm stattdessen die Opferrolle ein. "Wollen wir, dass der Sport bloss eine weitere Bühne für Proteste und politische Debatten wird?", fragte er. "Oder ist der Sport eine Chance, Menschen in schwierigsten Zeiten zu verbinden?"

Ja, natürlich ist der Sport eine Chance.

Allerdings kann er in Kriegszeiten auch nicht gänzlich unpolitisch sein. Auf die offensichtlich problematische Nähe seines Vater Dmitry - der Besitzer des von Haas ebenfalls geschassten Sponsors Uralkali ist - zu Russlands Präsident Wladimir Putin ging Mazepin nicht ein.

Dabei hat er das Haas-Cockpit durch das Geld seines Vaters überhaupt erst erhalten. Und der wiederum traf sich Ende Februar mit Putin. Inzwischen stehen die Mazepins auf einer schwarzen Liste der EU: Ihre Vermögenswerte in der EU werden eingefroren, einreisen dürfen sie auch nicht mehr.

Auch beim Ukraine-Krieg blieb Mazepin vage. "Jene, die nicht in diesem Teil der Welt leben oder hier geboren wurden, sehen nur einen Teil des Konflikts. Menschen aus Russland und der Ukraine verstehen ihn auf viel mehr Ebenen", sagte er.

Dass er den Krieg als Konflikt bezeichnet, ist in dem Zusammenhang bereits Aussage genug. Mazepin hält sich trotzdem bereit, er erklärte, das Kapitel Formel 1 sei für ihn noch nicht beendet. Zurück zu Haas will sich Mazepin aber nicht klagen.

"Ich will ganz sicher nicht an einen Ort zurückkehren, an dem ich nicht erwünscht bin. Die Formel 1 ist ein gefährlicher Sport. Man muss sich auf die Leute verlassen können, mit denen man arbeitet. Dieses Vertrauen habe ich nicht mehr", sagte Mazepin.

Kritik an Steiner und Schumacher

Einmal in Form, holte er zu einem regelrechten Rundumschlag aus, rechnete mit seinem Ex-Team ab. Seit seiner Kündigung habe er vom Team und Teamchef Günther Steiner nichts mehr gehört.

Auch sein Teamkollege Mick Schumacher habe sich nicht bei ihm gemeldet, sagte er. "Mick hat überhaupt keine Unterstützung ausgesprochen, weder positiv noch negativ", erklärte Mazepin: "In Situationen wie diesen zeigt sich dein wahres Ich."

Man muss dazu sagen: Das Verhältnis der beiden war nach diversen Kollisionen auf der Strecke in der vergangenen Saison sowieso lange angespannt.

Was auch daran lag, dass sich die Mazepins offenbar benachteiligt fühlten. Das offenbart die neue Staffel der Netflix-Doku "Drive to Survive".

Demnach hatten Vater und Sohn den Verdacht, dass die beiden Autos nicht gleich waren und Schumacher einen Wettbewerbsvorteil hatte.

Kommt es zur schmutzigen Trennung zwischen Haas und Mazepin?

Dmitry Mazepin drohte beim Rennen in Spanien damit, den Geldhahn zuzudrehen. "Wenn sich das nicht ändert, werde ich einen offiziellen Brief schicken, dass wir die Finanzierung einstellen und keine Rennen mehr fahren", sagte Mazepin senior.

"Wir werden dieses 'Lass uns das machen, lass uns das ausprobieren' nicht mehr weitermachen. Tauscht die Autos aus. Jeder weiss, dass jemand einen Vorteil hat", so Mazepin weiter.

Auch wenn Teamchef Steiner den Vorwurf immer zurückwies, erhielt Mazepin ein neues Chassis. Eine wirkliche Chance hatte er im Duell mit Schumacher aber auch damit nicht.

Dafür kam es im Zuge des Ukraine-Krieges nun tatsächlich zur Trennung vom Geldgeber, der angeblich 25 bis 30 Millionen Euro pro Saison in den Rennstall gesteckt haben soll. Auch diese Scheidung könnte noch richtig schmutzig werden.

Denn Uralkali hält die Entscheidung des Teams laut einer Mitteilung wenig überraschend "für unangemessen und ist der Ansicht, dass der Sport immer frei von Politik und Druck von aussen sein sollte".

Uralkali will Geld zurück

Daher beabsichtige man, die eigenen Interessen zu schützen und behalte sich das Recht vor, "ein Gerichtsverfahren einzuleiten, Schadenersatz zu fordern und die Rückzahlung der erheblichen Beträge zu verlangen, die Uralkali für die Formel-1-Saison 2022 gezahlt hat", hiess es weiter.

Fortsetzung folgt. Denn der Frust ist nicht nur bei Nikita Mazepin gross.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz
  • Netflix-Doku: "Drive to Survive"
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