• Mercedes verzichtet nach dem Saisonfinale der Formel 1 auf eine Berufung, die Protagonisten können die Vorkommnisse aber nicht abhaken.
  • Im Gegenteil. Teamchef Toto Wolff stellt klar: "Wir werden nie darüber hinwegkommen.“
  • Damit meint er auch Vize-Weltmeister Lewis Hamilton. Beendet der 36-Jährige aus Enttäuschung sogar seine Formel-1-Karriere?

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Zum Feiern ist Toto Wolff und Lewis Hamilton immer noch nicht zumute. Deshalb verzichteten die beiden auf die Gala des Automobil-Weltverbandes FIA, wo der neue Formel-1-Weltmeister Max Verstappen am Donnerstagabend seinen WM-Pokal in Empfang nahm.

Selbst die eigene Trophäe für den Gewinn des achten Konstrukteurstitels in Folge konnte Wolff und Hamilton nicht nach Paris locken – zu tief sitzt der Schmerz wegen der verlorenen Fahrer-WM. "Wir werden nie darüber hinwegkommen", sagte Mercedes-Teamchef Wolff in einer emotionalen Medienrunde, "das ist nicht möglich, schon gar nicht als Fahrer."

Deshalb schweigt Hamilton, der am Mittwoch in seiner Heimat offiziell zum Ritter geschlagen wurde, weiterhin beharrlich. Dieser Stachel sitzt zu tief, der Ärger über die letzten Minuten des Rennens in Abu Dhabi, die Hamilton den Titel entrissen und seinen Rivalen Max Verstappen zum Weltmeister machten, ist immer noch riesig.

Berufungs-Verzicht ist "ungeheuer schwergefallen"

Mercedes verzichtete erst Stunden vor der Gala und kurz vor Ablauf der 96-Stunden-Frist auf eine Berufung wegen zweier mutmasslicher Verstösse gegen das sportliche Reglement. Wie Wolff betonte, sei der Verzicht auf die Berufung Mercedes "ungeheuer schwergefallen". Es sei für alle "schrecklich" gewesen, "mit einer Entscheidung konfrontiert zu werden, die über den Ausgang der WM entscheidet", so der Österreicher. Klar war zudem auch: "Niemand von uns wollte eine Weltmeisterschaft im Gerichtssaal gewinnen."

Die Safety-Car-Phase in den letzten Minuten des Rennens hatte den Titelkampf am Sonntag noch einmal auf den Kopf gestellt, Rennleiter Michael Masi hatte dabei das Reglement nicht zu 100 Prozent befolgt. Verstappen bot sich so noch einmal eine unverhoffte Chance, die er nutzte. Zurück bleiben Wolff und Hamilton an der Spitze eines immer noch konsternierten Mercedes-Teams. "Grosses Unrecht" nennt Wolff die Vorgänge.

Und deshalb würde er seine Hand auch nicht dafür ins Feuer legen, ob Hamilton nach der kontroversen Niederlage nicht sogar ganz hinschmeisst, trotz eines laufenden Vertrags. Wolff hoffe sehr, dass Hamilton weiter Rennen fahre, "denn er ist der grösste Fahrer aller Zeiten. Ich denke, als Rennfahrer wird sein Herz sagen: 'Ich muss weitermachen'. Denn er ist auf dem Höhepunkt seines Könnens." Mit Gewissheit könne er das aber nicht sagen. Hamilton sei "hin- und hergerissen. Das Schweigen ist da, weil die Worte fehlen", so Wolff.

Was macht Lewis Hamilton?

Sein Rivale hofft ebenfalls, dass Hamilton 2022 auf Revanche sinnt. Schliesslich hat Hamilton immer noch den achten Titel im Visier und damit den alleinigen Rekord. Im Moment liegt er weiter gleichauf mit Michael Schumacher. "Ich denke, dass er zurückblicken muss auf seine früheren Errungenschaften, das sollte ihn trösten und ihm die Motivation geben, weiterzumachen", sagte Verstappen. "Denn er kämpft weiter um diesen achten Titel und ich bin sicher, dass er das auch im nächsten Jahr tun kann. Ich sehe also keinen Grund, warum er den Sport aufgeben sollte."

Wolff, der Verstappen als würdigen Gewinner, als Champion bezeichnete, traf vor allem die Machtlosigkeit gegen die Entscheidungen. "Du bist einer Situation ausgesetzt, die du nicht ändern kannst. Es ist wie in einem totalitären Regime", sagte der Österreicher, "und dann auch noch gegen jede Regel."

Was ihm am Sport so gut gefalle, sei die Ehrlichkeit der Stoppuhr, so der Österreicher, "und diese Ehrlichkeit war am Sonntag nicht gegeben", so Wolff. "Das ist nicht das Ende der Welt, denn die Formel 1 sei "die wichtigste Unwichtigkeit der Welt. Es ist nicht Weltpolitik. Aber es ist frustrierend." Das war in der Medienrunde deutlich herauszuhören.

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Aufarbeitung der Geschehnisse

Wolff hofft nun, dass die Ankündigung der FIA, die Geschehnisse aufzuarbeiten, für die Zukunft helfen wird. Diese Ankündigung war ein wichtiger Grund für den Berufungs-Verzicht. "Dem Sport wurde viel Schaden zugefügt, das darf nicht wieder passieren", so Wolff. "Gemeinsam", so der 49-Jährige, "können wir in Zukunft das Regelwerk so verbessern, dass die Entscheidungsfindung robuster wird. Ich habe Vertrauen und glaube daran, dass wir die richtigen Entscheidungen und Massnahmen treffen werden, um ein solches Szenario in Zukunft zu vermeiden."

Verwendete Quelle:

  • Medienrunden

Formel 1: Mercedes verzichtet auf Berufung - Verstappen bleibt Weltmeister

Lewis Hamiltons Mercedes-Team verzichtet nach dem umstrittenen Formel-1-Finale nun doch auf eine Berufung, Max Verstappens erster Weltmeistertitel gerät damit nicht mehr in Gefahr. Wie die Silberpfeile am Donnerstag mitteilten, werden sie nicht mehr gegen das Ergebnis des letzten Saisonrennens in Abu Dhabi vorgehen. © ProSiebenSat.1
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