Die Saison in der Formel 1 ist erst fünf Rennen alt, und schon jetzt stehen zwei Fahrer vor dem Aus. Für Nyck de Vries von AlphaTauri gab es vor dem anstehenden Triple Header die Gelbe Karte, für Logan Sargeant von Williams einen Rüffel. Ersatz steht theoretisch bereit.
Das Formel-1-Geschäft ist unerbittlich, hart und manchmal auch ungerecht. Das liegt unter anderem daran, dass Geduld nicht die Stärke der Verantwortlichen ist, weshalb nicht einmal mehr Rookies eine lange Schonfrist haben. Fünf Rennen sind in dieser Saison absolviert, und bevor die Motorsport-Königsklasse nach Europa zurückkehrt und mit einem Triple Header in Imola (21. Mai), Monaco (28. Mai) und Barcelona (4. Juni) weitermacht, wurden zwei Fahrer bereits angezählt. Nyck de Vries von AlphaTauri erhielt öffentlich die Gelbe Karte, Logan Sargeant wurde von Williams deutlich gerüffelt.
De Vries war in der vergangenen Saison Ersatzfahrer bei Mercedes, Williams und Aston Martin, zudem wurde er 2021 Weltmeister in der Elektro-Rennserie Formel E. 2022 empfahl sich der Niederländer für den Stammplatz in der Formel 1, als er in Monza bei Williams für den erkrankten Alex Albon einsprang und Punkte holte. Eine gewisse Erfahrung bringt der 28-Jährige also mit, kommt aber trotzdem nicht in die Gänge. Ihm unterlaufen leichte Fehler, Unfälle, ausserdem sieht er im direkten Qualifying-Duell mit seinem Teamkollegen Yuki Tsunoda schlecht aus, da steht es 1:4. In den Rennen punktet Tsunoda oder schrammt knapp an Zählbarem vorbei, während de Vries als 15., 18., 19. und 20. nicht überzeugen konnte.
Doch de Vries ist selbstkritisch, will erst gar keine Ausreden suchen. Von Teamchef Franz Tost erhält er Rückendeckung, denn "wie ich immer sage, es gibt einen Lernprozess und eine Crash-Phase, wenn die Fahrer keinen Unfall bauen, kennen sie das Limit nicht", sagte er.
Red Bull fackelt nicht lange
Doch bekannt ist, dass man bei der Red-Bull-Führung nicht lange fackelt. "Wir haben mit de Vries gesprochen und er ist der gleichen Meinung wie wir: Er muss sich steigern. Der Abstand zu Teamkollege Yuki Tsunoda, der einen tollen Job macht, ist zu gross", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sport1. "Um Fussballersprache zu verwenden: Nyck hat die Gelbe Karte bekommen, aber die Rote noch nicht. Wenn er sich steigert, wird ein Fahrerwechsel kein Thema sein."
Wird er es doch, stehen zwei Kandidaten parat. "Im Fall der Fälle würden wir auf unseren Nachwuchspool zurückgreifen. Da geht es speziell um Liam Lawson und Ayumu Iwasa", sagt Marko. Routinier Daniel Ricciardo, der zuletzt gehandelt wurde, ist hingegen kein Thema. Der Neuseeländer Lawson und der Japaner Iwasa (beide 21) überzeugen aktuell in Nachwuchsklassen, Lawson fährt in der japanischen Super Formula, Iwasa in der Formel 2. Die kommenden drei Rennwochenenden erhält de Vries auf jeden Fall, um sich zu beweisen.
Logan Sargeant crasht zu oft
Unangenehmer wird es auch für Sargeant, der neben de Vries der zweite Fahrer ist, der noch keine Punkte holen konnte. Auch der US-Amerikaner crashte, und das gleich mehrfach. An vier der bislang fünf Rennwochenenden blieb der 22-Jährige so weit unter seinen Möglichkeiten. Platz zwölf in Bahrain ist sein bislang bestes Ergebnis. "Logan ist hier, weil er schnell ist", betont James Vowles. "Aber er muss damit anfangen, die Dinge zu kontrollieren und sauber abzuliefern."
Auch bei ihm ist wie bei de Vries das Duell mit dem Teamkollegen ernüchternd, im Qualifying verliert Sargeant gegen Alex Albon deutlich 0:5. "Ich erwarte nicht, dass er mit Alex' Tempo mithalten kann", sagt Vowles. "Ausserdem hat er eine Reihe von Rennen hinter sich, an denen er noch nie teilgenommen hat", so der Teamchef.
Keine Ausreden mehr
Das gilt nun aber nicht mehr, denn die kommenden Strecken in Imola, Monaco und Barcelona kennt er aus seiner Formel-2-Zeit. Als Ersatz kommt zum Beispiel Mick Schumacher in Frage, der Ersatzmann bei Mercedes ist. Teamchef Toto Wolff soll sich laut Sport1 für einen Stammplatz in der Königsklasse einsetzen. Williams ist ein Mercedes-Kundenteam, wo Schumacher bereits vergangene Saison zu den Kandidaten gehörte. Nicht auszuschliessen also, dass Schumacher von der Ersatzbank aus die gerade erst gestartete Königsklassen-Karriere von Sargeant schon wieder ausbremst. Das Formel-1-Geschäft ist eben unerbittlich.
Verwendete Quellen:
- Sport1.de: Öffnet sich neue F1-Tür für Mick?
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