• Die Formel 1 und vor allem Pierre Gasly haben beim 18. Saisonrennen in Japan jede Menge Glück gehabt.
  • Gasly wäre mit hohem Tempo beinahe in einen Bergungskran gerast.
  • Jules Bianchi war 2014 auf ähnliche Art und Weise verunglückt und ein Jahr später gestorben.

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Pierre Gasly war kaum zu beruhigen, der Franzose war ausser sich, schimpfte, tobte. "Ich hätte tot sein können", wetterte er. Und untertrieb dabei kein bisschen. Denn die Formel 1 ist beim 18. Saisonrennen in Suzuka knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.

Und der ganze Skandal erinnerte auch noch an den letzten Todesfall in der Motorsport-Königsklasse – die Parallelen sind geradezu beängstigend. Denn Gasly wäre während der Startphase fast in einen Bergungstraktor gerast, wie am 5. Oktober 2014 Jules Bianchi.

Im Regen von Suzuka krachte der Monegasse damals unter einen Abschleppkran, zog sich schwerste Kopfverletzungen zu und verstarb ein Jahr später. Es war der letzte Todesfall in der Formel 1, durch den die Serie auch sinnvolle Schlüsse zog wie zum Beispiel die Entwicklung des Kopfschutzes "Halo". Umso unfassbarer sind die Vorkommnisse vom Sonntag.

Gasly: "Was macht dieser Traktor auf der Strecke?"

"Was macht dieser Traktor auf der Strecke?", brüllte Gasly am Funk, als er im Regen mit hohem Tempo nur wenige Meter an dem Kran vorbeiraste: "Ich bin direkt daran vorbeigefahren. Das ist nicht zu akzeptieren. Denkt dran, was passiert ist. Ich kann das nicht glauben." Es war tatsächlich unglaublich, alles an dieser Szene war surreal, vor allem angesichts der Hintergründe.

"Wenn ich wie Carlos (Sainz, Anm. d. Red.) Aquaplaning gehabt hätte, würde ich nicht mehr hier stehen. Jules [zu verlieren] war extrem schmerzhaft. Es war auf der gleichen Strecke bei den gleichen Bedingungen und mit einem Kran. Ich glaube nicht, dass es ihm und seiner Familie gegenüber respektvoll ist", so Gasly.

Wie kam es überhaupt dazu? Gasly hatte sich in der Startphase sein Auto beschädigt und war in der Box, nachdem das Safety Car herauskam. Er fuhr anschliessend mit hohem Tempo dem Feld hinterher, um wieder aufzuschliessen, als das Rennen nach nur zwei Runden abgebrochen wurde. Dabei passierte er den Kran, der bereits an der Strecke zugange war.

"Die Bedingungen haben sich verschlechtert. Deshalb wurde Rot gezeigt – bevor [Gasly] den Unfallort erreichte", teilte der Automobil-Weltverband FIA mit. Deshalb wurde Gasly bestraft, er erhielt 20 Strafsekunden und zwei Strafpunkte. Keine Frage: In der Spitze war er mit 251 Kilometern pro Stunde unterwegs, was angesichts der Bedingungen viel zu schnell war.

Allerdings haben Bergungsfahrzeuge auf der Strecke nichts zu suchen, wenn noch Autos unterwegs sind. Vor allem weil es aufgrund des Abbruchs keinerlei Zeitdruck gab. Es war neben der Farce um die Titelvergabe an Weltmeister Max Verstappen eine weitere Episode, mit der die FIA für Kopfschütteln sorgte – und Wut.

Fassungslosigkeit im Fahrerlager

Denn Gaslys Fahrerkollegen waren fassungslos. "Was zur Hölle. Wie ist das passiert?", schrieb McLaren-Pilot Lando Norris auf Twitter. "Wir haben vor Jahren ein Leben in dieser Situation verloren. Wir riskieren unsere Leben, insbesondere unter Bedingungen wie diesen. Wir wollen Rennen fahren. Aber das ... inakzeptabel", so der Brite weiter.

Noch deutlicher wurde Sergio Perez. "Wie können wir deutlich machen, dass wir niemals einen Kran auf der Strecke sehen wollen", twitterte der Red-Bull-Pilot. "Wir haben Jules wegen dieses Fehlers verloren. Was heute passiert ist, ist völlig inakzeptabel!!! Ich hoffe, dass dies das letzte Mal ist, dass ich einen Kran auf der Strecke sehe!"

Vettel: "Wir hatten einfach nur Glück"

Sebastian Vettel hatte zuletzt erst in der Fahrerbesprechung nach dem Rennen in Singapur darauf aufmerksam gemacht, dass so etwas nicht passieren dürfe: "Wir haben hier vor acht Jahren einen ganz tragischen Unfall gehabt. Jules hat sein Leben verloren und ich weiss nicht, wie so etwas passieren kann."

Es gehe einfach nicht, dass ein Servicefahrzeug auf die Strecke gehe, wenn dort noch Autos unterwegs seien. Ganz egal, mit welcher Geschwindigkeit diese fahren würden. "Es kann nicht sein, wir hatten heute einfach nur Glück", sagte der 35-Jährige.

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Ferrari-Pilot Carlos Sainz hinterfragte, warum man bei so einem Wetter überhaupt solche Risiken eingehe: "Sobald man von der Ideallinie abkommt oder Aquaplaning hat, ist es vorbei. Ein Traktor auf der Strecke, es ist unglaublich." Alexander Wurz, Präsident der Fahrergewerkschaft Grand Prix Drivers' Association (GPDA), stellte auf Twitter klar: "Ich glaube, wir müssen den Traktor auf der Strecke besprechen. Wir können es kurzhalten: Das darf nicht passieren."

FIA will Geschehnisse aufarbeiten

Jules Bianchis Vater Philippe Bianchi zeigt auf Instagram einen Screenshot aus der Cockpit-Sicht von Gasly und schrieb: "Kein Respekt für das Leben des Fahrers. Kein Respekt für Jules' Andenken. Unglaublich." Der Weltverband kündigte an, die Geschehnisse gründlich aufarbeiten zu wollen. Die Gemüter wird das vorerst allerdings kaum beruhigen.

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragung Sky
  • Pressekonferenzen
  • Twitter
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