- Ein berühmter Name drängt in die Formel 1: Michael Andretti will 2024 sein eigenes Team den Start bringen.
- Der US-Amerikaner treibt die Planungen voran, die Begeisterung in der Königsklasse hält sich aber in Grenzen.
- Der Grund für die allgemeine Zurückhaltung: wie immer das liebe Geld.
Die Gelegenheit war günstig, und Michael Andretti nutzte sie. Denn er schüttelte im Fahrerlager von Miami zahlreiche Hände, führte unzählige Gespräche und trommelte unermüdlich – für den Einstieg seines Rennstalls in die Formel 1. 2024 will der frühere Rennfahrer mitmischen, die Pläne sind konkret und fortgeschritten, sein Enthusiasmus ist riesig und das Timing scheint angesichts des US-Hypes um die Königsklasse perfekt.
"Wenn alles klappt, dann werden wir 2024 in der Formel 1 sein. Wir haben einen Motorpartner (Renault, Anm.d. Red.), wir haben die erforderlichen Finanzen, wir haben ganz sicher das Know-how“, sagte Michaels Vater, Ex-Weltmeister Mario Andretti in Miami. Aber: "Wir müssen alles auf die Reihe bekommen, um gemäss Anforderungen der FIA einsteigen zu können.“ Dabei geht es zum Beispiel um eine Bankgarantie in Höhe von 200 Millionen Dollar als Voraussetzung für den Einstieg.
"Da passieren positive Dinge“
Der Andretti-Plan sieht wiederum bereits ab August den Bau eines F1-Werks in Indianapolis vor. "Wir haben gute Gespräche mit der FIA, und es ist schön zu sehen, dass FIA-Chef Mohammed Ben Sulayem von unseren Plänen angetan ist. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber da passieren einige sehr positive Dinge“, sagte Andretti. Das Team wäre der erste Neueinsteiger seit Haas 2016.
Ein elftes Team in der Motorsport-Königsklasse – wer nun denkt, Andretti würde von der Konkurrenz mit offenen Armen empfangen, der irrt. Denn die Skepsis unter den zehn anderen Teams ist gross. Und prompt wird es kompliziert.
Natürlich geht es – wie immer im Milliarden-Geschäft Formel 1 – um Geld. Denn die Kritiker befürchten, dass die Einnahmen durch Andretti geringer und der Wert der Formel 1 generell verwässert würde. Die simple Rechnung: Werden die Preisgelder an elf statt an zehn Teams verteilt, bleibt unter dem Strich pro Team weniger übrig. "Wenn ein Team hinzukommt, wie kann es dann nachweisen, dass es mehr Geld einbringt als es kostet? Denn ein elftes Team bedeutet eine zehnprozentige Verwässerung für alle anderen“, rechnete Mercedes-Teamchef Toto Wolff in Miami vor.
Der Wert der Formel 1 soll nicht verwässert werden
Bedeutet im Umkehrschluss: Die Formel 1 müsste die Einnahmen steigern. Die Zweifler zaudern, ob Andretti tatsächlich einen Mehrwert bringen kann. Auch wenn die von Andretti zu zahlenden 200 Millionen Dollar Antrittsgeld dafür genutzt werden, um die von Wolff genannten Verluste aufzufangen – das funktioniert nur kurzfristig. Eine längerfristige Lösung gibt es offenbar noch nicht. "Wir müssen längerfristig denken“, betonte Red-Bull-Teamchef Christian Horner: "Es ist das erste Mal seit Menschengedenken, dass wir zehn gesunde Franchises, zehn gesunde Teams haben.“
Wolff will konkrete Zahlen. "Wenn jemand das demonstrieren kann, dann sollten wir alle an einem Tisch sitzen und so einen Einsteiger bejubeln“, sagte Wolff. Das sei aber noch nicht demonstriert worden, so der Österreicher. "Das mag ein bisschen trocken klingen, weil es auf die Zahlen hinausläuft, aber der Wert der Formel 1 ist, dass es eine beschränkte Anzahl an Franchises gibt. Und wir wollen den Wert nicht verwässern, indem wir einfach Teams addieren", sagt Wolff. Es ist nicht neu, dass sich Egoismus breit macht, wenn es den Teams an die Portemonnaies geht.
"Was springt für uns raus?“
Doch auch bei Formel-1-Besitzer Liberty ist Skepsis vorhanden. "Es besteht die Möglichkeit, dass wir die Zahl der Teams im Laufe der Zeit erhöhen", sagte CEO Greg Maffei bei einer Bloomberg-Veranstaltung vor dem Rennen in Miami: "Ich glaube aber nicht, dass es ein dringendes Bedürfnis ist.“
Vor allem eine Frage treibt die anderen Teams um: "Was springt für uns raus?", sagte Haas-Teamchef Günther Steiner stellvertretend. "Wir sind in einer guten Position. Mehr Teams zu haben, bedeutet nicht automatisch, besser zu sein. Wir als Team brauchen nicht mehr.“
Alpine und McLaren als Unterstützer
Wie es aussieht, hat Andretti in Motorenpartner Renault (Alpine) einen starken Unterstützer, ausserdem in McLaren. "Es passt zur Expansion in den USA. Ich denke, es wird zur Show passen, und ein amerikanisches Team wird direkt Interesse in den USA generieren. Und daher Umsatz“, sagte Alpine-CEO Laurent Rossi. Natürlich habe der Name Andretti eine lange Geschichte in der Formel 1 und generell im Motorsport, sagte McLaren-CEO Zak Brown, "und ich denke, dass er für die Formel 1 einen Mehrwert darstellen würde - solange es sich um ein Team handelt, das dazu beiträgt, den Sport mit aufzubauen.“
Denn zu präsent sind noch Namen aus der jüngeren Vergangenheit wie Virgin, Manor, Marussia, Caterham oder HRT, die vor allem negative Schlagzeilen schrieben und schnell wieder von der Bildfläche verschwanden. "Es ist ein langer Prozess“, weiss Michael Andretti: "Es könnte bis September oder Oktober dauern." Schliesslich geht es um viel Geld. Dann wird es automatisch kompliziert – wie immer in der Formel 1.
Verwendete Quellen:
- Pressekonferenz
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