Die Formel 1 startet verspätet in die neue Saison. Es gibt neue Fahrer, neue Fahrerpaarungen und natürlich einige Regeländerungen. Wir bringen sie auf den aktuellen Stand.

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Die Formel 1 startet in ihre 70. Saison. Wann der Auftakt ist, steht noch nicht fest. Wegen des Coronavirus ist das erste Rennen in Australien abgesagt worden. Insgesamt ist Deutschland weniger präsent als in den Vorjahren. Hierzulande wird kein Grand Prix ausgetragen und mit Sebastian Vettel fährt auch nur noch ein Deutscher in der Königsklasse des Motorsports.

Die drei Testtage auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya liegen hinter den Teams. Die Machtverhältnisse an der Spitze dürften weitestgehend unverändert bleiben, denn die Dominanz von Mercedes wirkt schon vor der ersten schwarz-weiss-karierten Flagge ungebrochen.

Vor Beginn der neuen Saison haben sich ein paar Dinge in der Formel 1 verändert. Wir geben Ihnen einen Überblick über alle relevanten Fakten.

Neue Fahrer und Fahrerpaarungen

Im Vergleich zur Vorsaison gab es im Fahrerfeld nur zwei personelle Veränderungen. Bei den Top-Teams bleibt derweil alles beim Altem: Lewis Hamilton wird zusammen mit Valtteri Bottas für Mercedes antreten. Red Bull setzt auf die Paarung von Max Verstappen und Alex Albon, der im Verlauf des letzten Jahres seinen Platz bei Toro Rosso mit Pierre Gasly tauschte.

Gasly startet weiterhin für das Team von Toro Rosso, das nun Scuderia AlphaTauri heisst und als zweiten Fahrer wieder den Russen Daniil Kwjat einsetzt. Für Ferrari fahren erneut Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Für Racing Point bedienen Sergio Pérez und Lance Stroll die Boliden

Esteban Ocon, der 2019 Ersatzfahrer für Mercedes war, ist zu Renault gewechselt, wo er Nico Hülkenberg ersetzt und an der Seite von Daniel Ricciardo fahren wird. Dessen Vertrag beim französischen Werksteam läuft nach der Saison 2020 aus.

Nach Hülkenbergs Ausscheiden verbleibt mit Vettel lediglich ein deutscher Fahrer im Starterfeld. Pascal Wehrlein fungiert weiterhin als Ferrari-Testfahrer.

Bei vielen anderen Teams gab es keinerlei Veränderungen: So fahren Lando Norris und Carlos Sainz Jr. für McLaren, der 40-jährige Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi für Alfa Romeo sowie Romain Grosjean und Kevin Magnussen für Haas.

Robert Kubica verliess nach nur einer durchwachsenen Saison Williams und fungiert fortan als Test- und Ersatzfahrer für Alfa Romeo. Zudem startet er in der DTM für ART Grand Prix. Kubicas Nachfolger bei Williams wird der bisherige Test- und Ersatzfahrer Nicholas Latifi, der in der Formel-1-Weltmeisterschaft debütiert.

Regeländerungen in der neuen Saison

Die grossen technischen Regeländerungen – unter anderem mit einem Teametat-Limit von 175 Millionen US-Dollar – sind erst für die Saison 2021 vorgesehen. Für 2020 sind es vor allem kleinere Reformen, die etwa die Fahrzeugdesigner beachten mussten.

So dürfen nun an den ersten fünf Zentimetern der Frontflügelendplatten keine Metallteile mehr vorhanden sein, um das Risiko von Reifenschäden bei Kontakt mit einem vorausfahrenden Fahrzeug zu reduzieren.

Zudem dürfen die Bremsbelüftungen nicht mehr eingekauft werden, sondern müssen nun von den Teams selbst entwickelt werden. Zusätzlich wurde die Menge an Kraftstoff, die sich ausserhalb des Kraftstofftanks befindet, von zwei Liter auf 250 Milliliter reduziert. Das soll ein Umgehen der Benzinflussregeln erschweren. Beim Rennstart kommt fortan weniger technische Hilfe durch das Kupplungs-Mapping zum Einsatz, sodass Fahrer 90 Prozent des gesamten Motorendrehmoments über ihre Kupplung selbst kontrollieren.

Aufgrund des (eigentlich) erweiterten Rennkalenders dürfen pro Fahrer in der gesamten Saison drei statt zwei Exemplare der MGU-K, also des Energierückgewinnungssystems, verwendet werden. In der vergangenen Saison erhielten neun von 20 Fahrer Strafen, weil sie ein zusätzliches Exemplar des Systems verwenden mussten. Diese Regelung wurde also gelockert.

Dafür wurden die Testfahrten weiter eingeschränkt. Bei den Vorsaisontests in Barcelona standen nur noch drei statt vier Tage zur Verfügung. Ausserdem durften Teams ihre neuen Teile nicht mehr mit Tape und dergleichen bei den Testfahrten verdecken. Testfahrten während der Saison wurden – mit Ausnahme von Reifentests für zukünftige Saisons – abgeschafft.

Die Teammechaniker dürfen sich zumindest in der Theorie über mehr Ruhephasen an den Rennwochenenden freuen, da an den Donnerstagen und Freitagen nunmehr neun statt acht Stunden nicht an den Fahrzeugen gearbeitet werden darf. Teams dürfen diese "Sperrstunde" zweimal in der Saison ohne Bestrafung missachten.

Im Falle von Verstössen beim Wiegen der Fahrzeuge sowie bei Frühstarts wird den Rennkommissaren mehr Spielraum bei der Sanktionierung eingeräumt. Bislang war es so, dass ein Fahrer das Rennen aus der Boxengasse starten musste, sollte er im freien Training eine Aufforderung zum Wiegen ignoriert haben, für einen Frühstart wurde der betreffende Fahrer bisher entweder mit einer Durchfahrtsstrafe oder einer zehn Sekunden langen Stop-and-Go-Strafe belegt.

Zu guter Letzt haben die Regelmacher versucht, das Geschehen zumindest ein klein wenig fanfreundlicher zu gestalten, indem nun im Heckbereich direkt über der Motoreneinheit eine zusätzliche Platte an der Karosserie angebracht wurde, auf der die Startnummer des jeweiligen Fahrers zu sehen ist. McLaren hatte dieses Design bereits im Vorjahr, nun mussten alle anderen Teams nachziehen.

Wo wird in diesem Jahr gefahren?

Der provisorische Rennkalender der Formel 1 sah im Vergleich zum Vorjahr ein Rennen mehr vor und wuchs somit auf 22 Grand Prix an. Wie viele Rennen gefahren werden können, hängt vom weiteren Verlauf des Coronavirus ab.

Angedacht war der Grosse Preis von Vietnam auf dem Hanoi Street Circuit. Neu wäre ebenfalls der Grosse Preis der Niederlande auf dem Circuit Park Zandvoort, der erstmals seit 1985 wieder ausgetragen werden soll. Der Grosse Preis von Deutschland, welcher zuletzt auf dem Hockenheimring stattfand, entfällt.

Vor wenigen Wochen wurde jedoch bekannt gegeben, dass der Grosse Preis von China, der für den 19. April geplant war, wegen des Coronavirus auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Auch das Rennen in Vietnam am 5. April könnte einer Verschiebung zum Opfer fallen. Die neue Strecke in Hanoi ist übrigens die erste in der 70-jährigen Geschichte der Formel 1, die von der Formel 1 selbst designt wurde.

Die Saison startet wie gehabt in Australien am 15. März. Das Saisonfinale wird wie in den vergangenen Jahren in Abu Dhabi ausgetragen und findet am 29. November statt.

Ausblick auf die Saison

Die Kräfteverhältnisse innerhalb des Grid sollten sich im Vergleich zur vergangenen Saison nur marginal ändern.

Mercedes: Die ersten Tests in Barcelona deuteten einmal mehr an, dass Mercedes seine Vorherrschaft und damit auch Fahrer- sowie Konstrukteurstitel verteidigen wird. Lewis Hamilton könnte dabei nicht nur mit Michael Schumacher in Sachen Fahrertitel gleichziehen, wenn er seinen siebten Triumph feiern sollte, sondern Schumachers Marke von 91 Rennsiegen mit acht weiteren Siegen knacken. Lediglich technische Probleme – etwa mit der Antriebseinheit – scheinen die Silberpfeile stoppen zu können.

Red Bull: Somit dreht sich die grosse Frage vor allem darum, wer ihr ärgster Konkurrent sein wird. Zu diesem Zeitpunkt sieht es so aus, als würde Red Bull den Platz von Ferrari übernehmen. Max Verstappen und Alex Albon hatten mit Untersteuern in ihren Testfahrten zu kämpfen, aber der Red Bull RB16 wirkt insgesamt schneller als der neue Ferrari SF1000.

Ferrari: Die Scuderia kann allenfalls Hoffnung daraus schöpfen, dass ihr Bolide bei langen Testfahrten einen soliden Eindruck hinterliess, was für die Pace im Rennen ein gutes Zeichen ist. Zudem wird es für Ferrari kein Nachspiel für die im Vorjahr eingesetzte Antriebseinheit geben, die teilweise auf langen Geraden dem roten Boliden einen Vorteil von einer halben Sekunde gab und zumindest bei der Motorenpower die jahrelange Vormachtstellung von Mercedes brach.

Die FIA hatte sich zum Abschluss der Untersuchungen mit der Scuderia geeinigt, dass sämtliche Inhalte unter den beiden Parteien bleiben sollten. Sieben Teams, darunter Mercedes, protestierten in einem öffentlichen Schreiben gegen die Entscheidung der FIA, aber Ferrari kann aufatmen.

Beim italienischen Rennstall wird intern der Zweikampf zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc weitergehen. Im Gegensatz zur letzten Saison ist Vettel nicht mehr als Nummer eins im Team gesetzt, was von aussen einer Degradierung gleichkommt. Allerdings resultiert die Entscheidung auch daraus, dass Leclerc starke Auftritte hinlegte und ihm die Zukunft bei der Scuderia gehört.

Racing Point: Die Scuderia darf sich unterdessen nicht nur auf den teaminternen Kampf konzentrieren, sondern muss rasch beim eigenen Fahrzeug nachbessern. Im schlimmsten Fall könnte nämlich Racing Point von hinten kommen und gerade in Person von Sergio Pérez Ferrari angreifen. Das langjährige Team Force India hat einen gehörigen Entwicklungssprung hingelegt.

Der Racing Point RP20 ähnelt in seinen aerodynamischen Spezifikationen sehr stark dem Mercedes W10 von 2019. Das wird vor allem an der auffällig schmaleren Frontpartie mit der für den letztjährigen Mercedes typischen runden Nase auffällig. Racing Point selbst gab zu, Aufnahmen des Mercedes genau angeschaut und dann im Entwicklungsstudio an Kopien gearbeitet zu haben.

Haas F1, Alfa Romeo, Williams: Während also ein Kundenteam von Mercedes am Tor zum Spitzentrio klopfen könnte, sind die Kunden von Ferrari weiter hinten im Feld zu finden. Sowohl Haas F1, das im Gegensatz zu Racing Point neben dem Motor auch weitere Teile bei der Scuderia einkauft, als auch Alfa Romeo werden zumindest zu Beginn der Saison wenige Chancen haben, viele Punkte einzufahren.

Nur Williams wird wie schon 2019 definitiv noch langsamer sein. Der Traditionsstall aus dem britischen Grove wird trotz Mercedesmotoren im Heck einmal mehr das Schlusslicht des Feldes bilden, hat allerdings sichtlich zum Rest aufgeschlossen. Das Fahrzeug wirkt bei weitem konstanter und könnte mit ein wenig Glück gerade dem talentierten britischen Fahrer George Russell Punkte ermöglichen.

Überblick über den Rennkalender der Saison 2020

StreckeDatumStart QualifyingStart Rennen
Australien GPAlbert Park Circuit, Melbourneabgesagt
Bahrain GPBahrain International Circuitabgesagt
Vietnam GPHanoi Street Circuitabgesagt
Niederlande GPCircuit Park Zandvoort01. - 03. Mai15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Spanien GPCircuit de Barcelona-Catalunya08. - 10. Mai15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Monaco GPCircuit de Monaco21. - 24. Mai15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Aserbaidschan GPBaku City Circuit05. - 07. Juni15:00 Uhr MEZ14:10 Uhr MEZ
Kanada GPCircuit Gilles-Villeneuve, Montréal12. - 14. Juni20:00 Uhr MEZ20:10 Uhr MEZ
Frankreich GPCircuit Paul Ricard, Le Castellet26. - 28. Juni15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Österreich GPRed Bull Ring, Spielberg03. - 05. Juli15:00 Uhr MET15:10 Uhr MEZ
Grossbritannien GPSilverstone Circuit17. - 19. Juli15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Ungarn GPHungaroring, Mogyoród31. Juli - 02. August15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Belgien GPCircuit de Spa-Franchorchamps28. - 30. August15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Italien GPAutodromo Nazionale Monza04. - 06. September15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Singapur GPMarina Bay Street Circuit18. - 20. September15:00 Uhr MEZ15:10 Uhr MEZ
Russland GPSochi Autodrom25. - 27. September14:00 Uhr MEZ13:10 Uhr MEZ
Japan GPSuzuka Circuit09. - 11. Oktober08:00 Uhr MEZ07:10 Uhr MEZ
USA GPCircuit of The Americas, Austin23. - 25. Oktober22:00 Uhr MEZ20:10 Uhr MEZ
Mexiko GPAutódromo Hermanos Rodriguez, Mexiko-Stadt30. Oktober - 01. November20:00 Uhr MEZ20:10 Uhr MEZ
Brasilien GPAutódromo José Carlos Pace, Sao Paulo13. - 15. November19:00 Uhr MEZ19:10 Uhr MEZ
Abu Dhabi GPYas Marina Circuit27. - 29. November14:00 Uhr MEZ14:10 Uhr MEZ

Verwendete Quelle:

  • formula1.com
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