- Max Verstappen und Lewis Hamilton kämpfen am 12. Dezember im letzten Rennen der Formel-1-Saison in Abu Dhabi um den Titel. Die beiden Rivalen gehen punktgleich in den Showdown.
- Es ist das zweite Mal nach 1974, dass zwei Titelkandidaten gleichauf sind. Verstappen hat allerdings mehr Siege (9:8) auf dem Konto, wäre also bei Punktgleichheit nach dem Finale Champion.
- Wir nehmen die beiden Superstars unter die Lupe und machen vor dem Finale in diversen Kategorien den grossen Titelcheck.
58 Runden müssen
Momentum: Klarer Vorteil Hamilton, er hat die letzten drei Rennen in Folge gewonnen. Das Blatt wendete sich Mitte November in Brasilien, als er insgesamt 25 Strafplätze aufholte, im Sprintrennen von ganz hinten auf Platz fünf und im Hauptrennen dann von Rang zehn zum Sieg raste.
"Den Löwen geweckt"
"Am Samstag in Interlagos haben sie den Löwen geweckt", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff damals: "Lewis ist voll da. Brutal. Und kaltblütig. Das bringt das Beste in Lewis hervor. Das haben wir auch in der Vergangenheit schon erlebt. Er ist voll auf den Punkt."
Verstappen und Red Bull Racing liefern ebenfalls ab, holten mit drei zweiten Plätzen das Maximum heraus, hecheln Mercedes und Hamilton aber unter dem Strich ein wenig hinterher. Auch wenn Red Bull und Verstappen den Vorsprung auf Hamilton innerhalb der letzten Wochen verspielt haben – von einem moralischen Problem will Red-Bull-Teamchef Christian Horner nichts wissen.
"Hätte man uns die Chance gegeben, nach 21 intensiven Rennen im Duell mit Mercedes beim Saisonfinale in Abu Dhabi um den WM-Titel fahren zu können, dann hätten wir uns alle im Team den Arm dafür abgebissen", sagte er: "Ich denke, das hätte jeder nach diesen sieben Jahren."
Glück: Auch hier heisst es: Vorteil Hamilton. Der Brite ist von grösseren Problemen oder Rückschlägen verschont geblieben. Verstappen crashte in Silverstone mit seinem Rivalen und schied aus, während Hamilton gewann. In Baku platzte auf dem Weg zum Sieg sein Reifen, in Ungarn wurde er in der ersten Kurve abgeräumt. Auf dem Weg zum Titel spielt auch immer der Faktor Glück eine Rolle, und bis jetzt war es Hamilton ein bisschen holder als Verstappen.
Erfahrung: Klar, dass auch hier Hamilton die Nase vorne hat. Verstappen ist kein Greenhorn, hat mit seinen 24 Jahren 144 Rennen auf dem Buckel. Aber: Es ist sein erster Titelkampf, während Hamilton nach 287 Rennen und 103 Siegen um seine achte WM-Krone kämpft und weiss, wie so ein Finale abläuft, was gefordert ist. Ihn kann nichts mehr überraschen.
Knallt es beim Finale?
Fahrweise: Vorteil Verstappen. Der Niederländer ist der Unerschrockene, der Verrückte, der Draufgänger. Er findet die Lücken dort, wo andere gar nicht schauen würden. Bietet sich ihm die Chance, sticht er rein. Nach dem Motto: Wer zurückzieht, verliert. Er weiss zudem: Hält Hamilton dagegen und beide fliegen raus, wäre er aufgrund der höheren Anzahl an Siegen (9:8) Weltmeister. "Da ist ganz schön Zündstoff drin. Theoretisch müsste Max keine Punkte holen, um Weltmeister zu werden. Er müsste nur dafür sorgen, dass Lewis auch keine kriegt. Da ist eine Menge Spannung drauf", sagte Sky-Experte
Hamilton ist allerdings auch kein Kind von Traurigkeit, ist kompromisslos und abgezockt, beweist zudem ein gutes Gespür für gefährliche Situationen. Er hat sich in dieser Saison aber schon das eine oder andere Mal von Verstappen düpieren und überraschen lassen, dazu auch zurückgezogen, um keinen Ausfall zu riskieren. Im direkten Zweikampf hat Verstappen deshalb die Nase leicht vorne.
Auto: Kleiner Vorteil Hamilton und Mercedes, da geht es aber um Nuancen. Der Yas Marina Circuit liegt dem Silberpfeil etwas mehr, auch wenn es Stellen gibt, die enger sind und damit dem Red Bull entgegenkommen. "Ich sehe Mercedes im Moment vorne. Das ist leider so", sagte Schumacher. "Ich hätte mir gewünscht, dass Max das gleiche Auto hat. Auf lange Distanz geht der Mercedes in diesem Moment einfach besser mit den Reifen um. Dementsprechend hat Hamilton da auch die besseren Karten."
Jede Menge Gier bei Red Bull Racing
Team: Die Gier ist herauszuhören, der Ehrgeiz zu spüren, der Hunger auch: 2013 gewann Red Bull Racing zuletzt den WM-Titel, seit 2014 ist Mercedes der Dauersieger und Dominator. Keine Frage: Red Bull will es wissen. Dafür muss man aber auch Verstappen wieder in den Griff bekommen – denn der wirkte beim Chaosrennen in Saudi-Arabien in einigen Szenen zu vogelwild.
Es ist nicht so, als dass bei Mercedes eine Titel-Müdigkeit eingekehrt wäre, das beweist das Aufbäumen in Brasilien. Doch bei den Bullen werden alle Karten auf den Fahrer-Titel gesetzt – "All in" für Verstappen also. Der Konstrukteurstitel ist eine Menge Geld wert – aber das ist dann doch nicht immer alles. "In der Fahrerwertung geht es um das Prestige, nicht um das Geld. Aber es geht um das Prestige, und das ist es, woran sich die Leute erinnern werden", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Und in Sachen Erfahrung im WM-Kampf ist Red Bull dank der vier Erfolge mit Sebastian Vettel auch nicht grün hinter den Ohren. Mini-Vorteil Red Bull.
Psyche: Der wohl entscheidende Faktor. Verstappen ist mit einem Mega-Ego ausgestattet, hatte es zuletzt in Saudi-Arabien aber etwas übertrieben. Bekommt er jetzt, so kurz vor dem grossen Ziel, die grosse Flatter? Ein paar Faktoren deuten darauf hin.
"Es ist definitiv eine WM, die über das Nervenkostüm der Fahrer entschieden wird. Michael Masi (FIA-Renndirektor; Anm. d. Red.) muss sich beide Fahrer nochmal heranziehen und ihnen die Limits erklären", sagte Schumacher. Verstappen und Hamilton seien "mental gezeichnet, auch ein Hamilton, auch wenn er immer sagt, er habe nichts zu verlieren", sagt Glock. "Am Ende geht es trotzdem um die WM und um die sportliche Unsterblichkeit, zum achten Mal Weltmeister zu werden. Das hinterlässt auch ganz klar Spuren bei den beiden Fahrern und den Teams." Unentschieden, womit Hamilton den Titelcheck mit 5:3 für sich entscheidet.
Verwendete Quellen:
- sky.de: Schumacher-Check vor WM-Finale: "Max sollte Verhalten überdenken"
- sky.de: Glock: Da wurde das ein oder andere Mal eine rote Linie überschritten
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.