• Für Mick Schumacher geht das Warten auf die ersten Formel-1-Punkte weiter, er schied in Kanada unglücklich aus.
  • Doch der 23-Jährige lieferte ein starkes Wochenende ab – ist das für ihn der Befreiungsschlag?
  • Ein Problem bleibt: Sein Haas bekommt erst im Juli ein Update – frühestens.

Mehr Formel-1-Themen finden Sie hier

Die TV-Regie blendete den ausrollenden Haas von Mick Schumacher ein, dazu die Information, dass nun ein Funkspruch des 23-Jährigen folgt. Was die Zuschauer hörten, war ein langgezogenes "Piep". Man konnte sich lebhaft vorstellen, was für ein Wort der Automobil-Weltverband da zensiert hatte. Denn das Aus Schumachers beim neunten Saisonrennen der Formel 1 in Kanada war besonders bitter: Er lag zu dem Zeitpunkt nach 20 von 70 Runden als Siebter auf Punktekurs. Es wären die ersten seiner Karriere gewesen. "Es ist natürlich sehr ärgerlich, denn wir hatten den Speed, um unter die ersten Fünf zu fahren", sagte Schumacher nach dem Rennen.

Punkte lagen auf dem Silbertablett

Da musste nichts mehr zensiert werden, denn Schumacher war da schon wieder gefasst, er wusste, dass es nicht seine Schuld war, ein Problem mit dem Ferrari-Motor hatte ihn ausgebremst. Was es ergebnistechnisch nicht besser, für einen Fahrer aber etwas erträglicher macht.

Doch wenn Schumacher in dieser Saison etwas auf die harte Tour gelernt hat, dann dass die Formel 1 nicht immer fair ist, denn die Punkte lagen auf dem Silbertablett. Es wäre der verdiente Lohn für ein starkes Wochenende gewesen, ein Kritik-Konter zum passenden Zeitpunkt. Es wäre sicher das vorläufige Ende der Diskussionen gewesen, der Vorhalterei, wie viele Rennen er nun schon ohne Zählbares herumfährt. Zuletzt hatten sich zudem die Gerüchte überschlagen, es hiess, Schumacher stand vor dem Aus bei Haas und sei nur durch das Ferrari-Veto vor einem Rausschmiss bewahrt worden. Auch das Verhältnis zu Teamchef Günther Steiner soll belastet sein. "Ich bin nicht ohne Grund hier", feuerte Schumacher nach seinem starken Qualifying fast trotzig in die Kameras.

Lob vom Ferrari-Teamchef

Und deshalb war Kanada trotz des Rückschlags irgendwo eine Art Befreiungsschlag. Denn der Eindruck, den er in Montreal im Qualifying bei schwierigen Bedingungen und im Rennen unter dem Druck der Konkurrenz bis zu seinem Aus hinterlassen hat, macht Mut. Es zeigt auch, wie schnell die Stimmung nach einem positiven Auftritt drehen kann, auch wenn die Punkte fehlen. "Das Wochenende war positiv. Auch am Samstag war es positiv, was Mick gezeigt hat", sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto: "Jetzt muss er einfach im Fokus bleiben und sich konzentrieren, mehr Erfahrung und Selbstvertrauen aufbauen. Er hat sich verbessert."

Die Richtung stimmt nach der Kritik der vergangenen Wochen also erst mal wieder. "Wir haben schon gezeigt, dass wir das Zeug haben, um in die Punkte zu fahren. Ich glaube, heute wäre es so weit gewesen", sagte Schumacher. Und schob hinterher: "Another day." Natürlich wolle man irgendwann dafür belohnt werden, wenn man so hart dafür kämpfe, sagte Schumacher: "Aber es kommen noch mehr Möglichkeiten."

Nicht mehr so konkurrenzfähig

Leider sind die aber nicht garantiert, denn "Punkte sind für Haas unter normalen Bedingungen nicht zu erreichen", sagte sein Onkel Ralf Schumacher bei Sky. Im Qualifying hatte sich Schumacher vor allem durch die widrigen Mischbedingungen so weit nach vorne kämpfen können. Tatsächlich aber ist der Haas nach anfänglichen Erfolgen durch Schumachers Teamkollegen Kevin Magnussen nicht mehr so konkurrenzfähig wie noch zu Saisonbeginn. Die anderen Teams haben grössere Updates an die Autos gebracht, Haas hingegen noch nicht. Was es für Schumacher nicht einfacher macht.

Das nächste Problem: Besserung ist erst einmal nicht in Sicht. Im Gegenteil. Denn Haas hat das erste grosse Update für das Auto noch einmal verschoben. Statt in Frankreich am 24. Juli wird es die neue Ausbaustufe des VF-22 eine Woche später in Ungarn geben, beim letzten Rennen vor der Sommerpause. Wenn alles glattgeht.

"Vielleicht klappt es in Ungarn", blieb Steiner in Montreal noch zurückhaltend. "Wir mussten einen Schritt zurück machen, um etwas im Windtunnel zu überprüfen. Jetzt arbeiten wir aber unter Volldampf an der Produktion der Teile für Ungarn. Das ist das Ziel. Wir geben unser Bestes, aber ich weiss nicht, ob wir es schaffen werden."

Kommt ein Schritt nach vorne?

Natürlich ist es nicht garantiert, dass die neuen Teile, die den Fahrern mehr Leistung verschaffen sollen, dann auch funktionieren. Und bei aller Hoffnung ist auch eine zweite Ankündigung Steiners eher ernüchternd als motivierend, denn die Upgrades in Ungarn werden die letzten in der aktuellen Saison 2022 sein. Das Team wird sich voll auf die Entwicklung des Fahrzeugs für das Jahr 2023 konzentrieren. "Natürlich geht die Entwicklung immer weiter und wenn man etwas findet, das dir einen grossen Vorteil verschafft, dann nutzt man das natürlich", sagte Steiner. "Wir arbeiten aber nicht gezielt an einem grossen Paket für dieses Auto."

Schumachers Lage hat sich also etwas entspannt, bleibt aber kompliziert. Man solle es bei Mick aber nicht nur an den Punkten festmachen, sagte Ralf Schumacher: "Für Mick muss es wichtig sein, vor dem Teamkollegen zu sein und abzustauben, was geht", so der frühere Formel-1-Pilot. Bis dann das Update kommt. "Und da kann man nur die Daumen drücken, dass es dann passt. Und dann kann man vielleicht wieder über Punkte nachdenken", so Schumacher. Dass Mick sein Können aber auch ohne Punkte unter Beweis stellen kann, hat er in Kanada gezeigt.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • Sky-Übertragung
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.