Hans-Joachim Stuck stieg als Sohn des "Bergkönigs" Hans Stuck im Motorsport zu ähnlicher Popularität auf wie sein Vater. Ein knappes halbes Jahr vor seinem 70. Geburtstag äussert sich Stuck junior zum 70. Geburtstag der Formel 1, die er als Fahrer in den aufregenden 70er Jahren erlebt und bereichert hat.

Ein Interview

Mehr Formel-1-Themen finden Sie hier

Mehr News zur Formel 1

Hans-Joachim Stuck ist beinahe so alt wie die Formel 1, die er als Fahrer zwischen 1974 und 1979 erlebt und bereichert hat. Stuck, Sohn des ebenso berühmten Rennfahrers Hans Stuck senior, wurde am 1. Januar 1951 geboren. Das erste Rennen der Formel 1, in der sich in den Jahren 1952 und 1953 auch Stuck senior dreimal erfolglos an einer Ankunft im Ziel versuchte, startete am 13. Mai 1950 in Silverstone.

Im Gespräch mit unserer Redaktion erinnert sich Stuck an eine Zeit, in der er in jedem Rennen damit rechnen musste, einen Freund zu verlieren.

In den 70er Jahren lagen in der Formel 1 Freud und Leid besonders dicht zusammen. Konnten Sie sich trotzdem kein besseres Jahrzehnt vorstellen, um mitzufahren?

Hans-Joachim Stuck: Das würde ich nicht sagen, denn man muss ja auch mit der Zeit gehen. Jede Zeit hatte ihre Reize. Zu dem Zeitpunkt, als wir gefahren sind, hatten wir nichts Besseres. Ich denke immer daran, wenn ich mit dem Auto Union meines Vaters (der am 8. Februar 1978 im Alter von 77 Jahren verstarb, Anm. d. Red.) aus den 30er Jahren fahren darf. Unter welchen Umständen der damals genauso schnell gefahren ist wie wir später! Wir waren uns des Risikos bewusst, egal, ob die Strecken zu unserer Zeit Fangzäune bekamen oder wir irgendwelche Gestelle hinter unseren Kopf.

Und heute?

Der einzige Punkt, der sich verschlechtert hat, ist der, dass der Fahrer weniger entscheidend für Sieg oder Niederlage ist als zu unserer Zeit. Die Formel 1 ist zu technisch geworden. Wenn ich heute so Funksprüche höre wie: "Ich brauche mehr Leistung" oder "Wo bremst der Teamkollege?", dann ist das Quatsch. Der Fahrer muss mehr Einfluss haben auf den Sieg. Die technische Entwicklung darf nicht über den Mond hinauswachsen. Wenn heute 20 Autos fahren, von denen nur vier gewinnen können, dann läuft etwas verkehrt. Es muss wieder spannender werden.

Die Fahrer hatten zu Ihrer Zeit in den 70er Jahren nicht nur mehr Freiheit auf der Strecke. Ihre Generation hat es, wie Berichte und Bilder aus jener Zeit bezeugen, auch abseits der Piste ordentlich krachen lassen.

Das ist heute nicht so dramatisch anders als damals. Der Spass fährt schon mit. Meine beiden Buben (Johannes und Ferdinand, Anm. d. Red.) fahren heute auch Rennen - zwar nicht in der Formel 1, aber die machen genauso ihren Spass, nur anderen Spass als damals. Du musst heute aber wegen Social Media besser aufpassen. Jeder hat ein Handy in der Hosentasche, und es gibt Dinge, die man nicht unbedingt filmen muss.

Stuck: "Dafür würdest du heute eingesperrt"

Wie war das bei Ihnen damals?

Wenn Du zu meiner Zeit einen James Hunt (Weltmeister 1976, im Alter von nur 45 Jahren 1993 verstorben, Anm. d. Red.) oder einen Clay Regazzoni anschaust, dann war es natürlich genial, was damals alles passiert ist. Dafür würdest Du heute eingesperrt. Meine Frau kann meine Spässe auch kaum den ganzen Tag ertragen, ist aber trotzdem noch mit mir zusammen (Stucks Frau nickt in diesem Moment beipflichtend, Anm. d. Red.).

Über den Gesprächspartner: Hans-Joachim Stuck feierte sein Renndebüt in der Formel 1 am 13. Januar 1974 beim Grossen Preis von Argentinien in Buenos Aires. Von Startplatz 23 (von 26 Fahrern) kommend, schied Stuck wegen Kupplungsproblemen an seinem March damals nach 31 von 53 Runden aus. Bis 1979 kamen für Stuck 73 Rennen in der Formel 1 hinzu. Sportlich ragen aus seiner Bilanz zwei dritte Plätze (1977 nacheinander auf dem Hockenheimring und im österreichischen Zeltweg) heraus.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.