Eine aktuelle Studie zu Online-Hasskommentaren im Sport zeigt, wie weit verbreitet das Problem ist. Vor allem die Social-Media-Plattformen werden kritisiert.
Das kontroverse WM-Finale 2021 brachte die Dinge wohl ins Rollen. Denn eigentlich ist es unvorstellbar, dass ein Formel-1-Fahrer Morddrohungen erhält, weil er einen Unfall gebaut hat.
Doch Nicholas Latifi hatte im letzten Rennen in Abu Dhabi mit seinem Crash das Safety Car ausgelöst, das in der Schlussphase
Das Schlimme daran: Es blieb kein Einzelfall, und die Motorsport-Königsklasse hat auch keine spezielle Stellung. Denn leider ist Online-Hass eine traurige Realität und Normalität geworden, und das quer durch alle Sportarten. Nicht nur in der Formel 1 gab und gibt es immer wieder Shitstorms, Beleidigungen oder verbale Übergriffe, die über das Ziel hinausschiessen und das Mass des Erträglichen deutlich überschreiten.
Bericht unterstreicht die Problematik deutlich
Wie problematisch die Situation ist, zeigt ein vom Automobil-Weltverband FIA in Auftrag gegebener Bericht über Online-Hass im Sport. Die Kampagne "United Against Online Abuse" befragte 22 globale Sportverbände, darunter die Fifa, die World Athletics, den Internationalen Tennisverband und diverse Motorsportserien, um die Auswirkungen von Hass im Netz auf Sportstars und ihre Familien zu untersuchen. Interessant dabei: Auf Europa und Südamerika zusammen entfallen rund 75 Prozent des Online-Hasses.
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75 Prozent der Befragten gaben an, dass Sportler regelmässig mit Drohungen gegen sich oder ihre Familien konfrontiert werden. 90 Prozent der Befragten erklärten, dass sie befürchten, dass die Stars ihren Sport aufgeben werden, wenn die Social-Media-Unternehmen nicht mehr gegen den zunehmenden Trend unternehmen.
66 Prozent sind der Meinung, dass Plattformen wie TikTok, Meta, X oder Instagram definitiv mehr gegen Hass im Netz tun sollten. Und 85 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass das Problem am besten angegangen werden kann, indem internationale und nationale Sportverbände gemeinsam handeln, um eine einheitliche Haltung gegenüber Online-Hetze einzunehmen.
In dem Bericht wird zu Recht gefragt, warum Plattformen schädliche Inhalte nicht sofort entfernen, die Täter verfolgen und ausschliessen. Es wird zudem betont, dass die "jüngsten (2022) Änderungen in den Eigentumsverhältnissen und der Organisationsstruktur des Unternehmens, das früher als Twitter bekannt war (jetzt X), und der exponentielle Anstieg der Popularität von TikTok, insbesondere bei einer jüngeren Bevölkerungsgruppe, als potenziell bedeutsam in diesem Bereich beobachtet werden“.
FIA-Boss Sulayem: "Ein anhaltendes Problem in der Sportwelt"
Latifi war ein absoluter Tiefpunkt, und ein Fall von Online-Hass gegen die spanische FIA-Rennkommissarin Silvia Bellot beim Grossen Preis der USA 2022 war schliesslich ein "Hauptauslöser" für die aktuelle Untersuchung. Bellot hatte zuvor mit anderen Kollegen entschieden, ihren Landsmann Fernando Alonso mit einer Strafe zu belegen. "Hass im Netz ist ein anhaltendes Problem in der Sportwelt", sagte FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem, der Initiator der Untersuchung.
"Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, wie wichtig es ist, in allen Bereichen des Sports und darüber hinaus gemeinsam gegen Hass im Netz vorzugehen. Das Ziel unserer Koalition ist es, unseren Sport von der Geissel des Online-Hasses zu befreien", so Ben Sulayem weiter. Man habe bereits die Unterstützung einer Reihe von Sportverbänden und Regierungen und sei in Gesprächen mit anderen Akteuren, um die Unterstützungsbasis zu vergrössern, so der FIA-Boss.
Professor David Hassan, leitender Forscher der Studie, erklärte, dass die Untersuchung eine Grundlage für die künftige Arbeit liefere: "Jetzt, da wir das Ausmass des Problems in allen Sportverbänden festgestellt haben, sind wir gut aufgestellt, um mit anderen Forschern, Regierungen und Kampagnengruppen zusammenzuarbeiten, um das Problem anzugehen und seine Ursachen zu bekämpfen.“
In Gesprächen mit internationalen Verbänden wie dem IOC und der FIFA bestehe der gemeinsame Wunsch, ein besseres Verständnis für die Ursachen und Auswirkungen von Hass im Netz zu erlangen, so Hassan: "Die Ergebnisse der Forschungsarbeit werden in unsere künftige Strategie einfliessen", betonte er. Im Mai sollen in Paris die weiteren Schritte besprochen werden.
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