- Red Bull Racing hat der TV-Sendergruppe Sky in Mexiko keine Interviews gegeben.
- Der Boykott ist brisant, denn für die Formel 1 ist der Deal mit Sky der grösste.
- Doch auch Max Verstappen wollte ein Zeichen setzen, denn die Stimmung ist vergiftet.
Max Verstappen schwieg beharrlich, denn der Niederländer hatte genug. Zu viele Sticheleien, zu viele Anspielungen, fand der zweimalige Formel-1-Weltmeister. Deshalb zeigte er dem TV-Sender Sky in Mexiko die kalte Schulter. Keine Gespräche, keine offiziellen Interviews, nicht einmal kurze Statements nach seinem 14. Saisonsieg beim 20. Rennen des Jahres in Mexiko. Immerhin knackte er damit den Rekord von
Dabei ging es in erster Linie um das britische Sky-Team, doch auch das italienische und deutsche Sky-Team wurden links liegen gelassen. Und nicht nur
"Geprägt von ständigen Sticheleien"
"Ich finde einfach, dieses Jahr war geprägt von ständigen Sticheleien und Anspielungen, das finde ich respektlos, vor allem von einer bestimmten Person", sagte Verstappen. "An einem bestimmten Punkt sagte ich mir: Genug ist genug, das akzeptiere ich nicht länger. Man kann nicht nur in der Vergangenheit leben, man muss weitermachen."
Der Hintergrund: Der britische Sky-Reporter Ted Kravitz sprach zuletzt mehrfach davon,
Budgetstreit: Formel 1 als Verlierer
Das Ganze kollidiert zeitlich mit dem Budgetstreit, bei dem Red Bull Racing für eine Überziehung des Budgets um rund 2,15 Millionen US-Dollar mit einer Geldstrafe von sieben Millionen US-Dollar belegt wurde. Zudem werden die Aerodynamik-Tests binnen eines Zeitraums von zwölf Monaten eingeschränkt. Für viele Fans und einige Kontrahenten ist das Urteil zu milde, Red Bull wehrt sich und sieht sich als Opfer. Der grosse Verlierer ist die Formel 1.
Die Stimmung ist deshalb im Moment auf dem Tiefpunkt, und der Boykott ist brisant, immerhin ist der TV-Deal mit Sky der grösste für die Motorsport-Königsklasse. Der Vertrag mit der Sky-Gruppe wurde vor wenigen Wochen erst verlängert, und normalerweise sind Fahrer und Verantwortliche dazu verpflichtet, mit den TV-Teams zu sprechen. Doch Red Bull Racing wollte ein Zeichen setzen.
"Wir sind sehr enttäuscht über einige Bemerkungen auf diesem Sender, das war in Serie abschätzig, und wir waren der Ansicht, eine kleine Pause könne nicht schaden", erklärte Teamchef Horner, der eine "gewisse Ausgeglichenheit" in der Berichterstattung sehen wolle. Allerdings seien einige Berichte "von einer gewissen Gier nach Sensationen" geprägt gewesen: "Wie es scheint, muss das Fernsehen immer sensationslüsterner werden."
Soziale Medien als "vergifteter Ort"
Verstappen geht es nicht einfach nur um eine Retourkutsche, sondern auch um das grössere Bild. Er verwies auf die sozialen Medien, die er im Moment als "vergifteten Ort" erlebe. "Und wenn man sich ständig live im Fernsehen so verhält, macht man es nur noch schlimmer." Denn es gibt immer noch viele Hamilton-Fans, die ebenfalls finden, der Brite sei beklaut worden.
Dabei werden Erinnerungen wach an die Monate nach dem WM-Finale 2021, als Nicholas Latifi, der mit seinem Unfall das entscheidende Safety Car auslöste, Morddrohungen erhielt. Auch Ex-Rennleiter Michael Masi wurde beschimpft und bedroht. Beleidigt wurde in dieser Saison auch Red Bulls Chefstrategin Hannah Schmitz – aufgrund einer Verschwörungstheorie.
Kampf gegen Tastatur-Krieger
Und jüngst erst wurde Fia-Rennkommissarin Silvia Bellot wüst beschimpft. Sie gehörte zu den Rennkommissaren, die in Austin Fernando Alonso rückversetzt hatten. Eine Spanierin entscheidet gegen einen Spanier? Heute reicht vielen Fans das als Anlass, um sich in den sozialen Medien danebenzubenehmen.
"Diese Leute werden niemals zu dir kommen und dir diese Dinge ins Gesicht sagen", sagte Verstappen: "Ich hoffe, dass wir eine Art Algorithmus entwickeln können, der die Leute davon abhält, Tastatur-Krieger zu sein. Sie sitzen zu Hause vor ihrem Schreibtisch, sind verärgert, frustriert und können schreiben, was sie wollen, denn die Plattform erlaubt es ihnen. Das kann für manche Menschen wirklich schädlich und verletzend sein", sagte der Niederländer und betonte: "So sollte es nicht sein."
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