Zuletzt gerieten Max Verstappen und Lando Norris in Österreich auf der Strecke aneinander. Für den früheren Weltmeister Jacques Villeneuve ist das eine Form des "dreckigen Fahrens". Diesen Trend habe Michael Schumacher gestartet.

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In der Formel 1 ist es das Mindeste, bis an die Grenzen des Erlaubten zu gehen, um das Maximum herauszuholen. Einige Fahrer gehen aber auch über die Limits hinaus, bisweilen mit einem fragwürdigen Fahrstil.

"Dirty Driving" nennt es sich, wenn Piloten zum Beispiel beim Bremsen die Spur wechseln. In der Formel 1 ist das keine Seltenheit. "Unser Problem ist, dass 90 Prozent der Fahrer das heutzutage tun", kritisierte Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve bei "OLBG". Und konnte sich einen Seitenhieb in Richtung seines alten Rivalen nicht verkneifen.

"Michael Schumacher begann den Trend des 'Dirty Driving'", sagte der 53-Jährige. Fans werden sich an das WM-Finale 1997 in Jerez erinnern, als Schumacher im Kampf um den Titel Villeneuve von der Strecke rammen wollte. Schumacher fiel selbst aus, sein Rivale wurde Weltmeister.

Bei dem Zwischenfall gab es keine zwei Meinungen, doch es war schon in den 1990er-Jahren oft eine Glaubensfrage, wenn es zur Sache ging: Ist das einfach nur hartes Racing, ohne das man keinen Erfolg in der Königsklasse des Motorsports haben kann? Oder sollte bei so etwas eher noch härter durchgegriffen werden?

Schlechte Erfahrungen mit Hinterbänklern

Schumacher war nicht der einzige Fahrer, der seine Möglichkeiten auf der Strecke austestete und Graubereiche nutzte. "Jarno Trulli war ein anderer. Es war frustrierend, gegen ihn zu fahren. Am schlimmsten war es, als ich für Sauber fuhr und ganz hinten war", sagte Villeneuve über die Jahre 2005 und 2006.

Denn damals war er chancenlos. "Einige der hinteren Fahrer hatten einfach nicht die richtigen Fähigkeiten oder das richtige Verständnis dafür, was passiert, wenn man die Linie ändert und der andere versucht, später zu bremsen als man selbst. So kam es immer wieder zu Unfällen."

Max Verstappen und Lando Norris, die beide abseits der Strecke gut miteinander auskommen, erlebten beim vorletzten Saisonrennen in Österreich einen Crash, den Villeneuve zu den 90 Prozent zählt. Die 10-Sekunden-Strafe für Verstappen sei daher "sehr verdient": "Die Hälfte des Starterfeldes hat es verdient für das, was sie die ganze Saison über getan haben. Sie tun es alle, und es passiert nie etwas."

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Vor allem Norris schimpfte nach der Kollision, die im Kampf um die Führung passierte. Beide haben den Zwischenfall inzwischen aber besprochen und das Ganze geklärt. "Ich will diese Freundschaft abseits der Strecke auf keinen Fall ruinieren, das verdient sie nicht", sagte Verstappen am vergangenen Rennwochenende in Silverstone: "Und ich denke, wir kamen zu dem Schluss, dass wir eigentlich ziemlich Spass mit dem Kampf hatten."

Aussprache vor Silverstone

Man stimme zu 99 Prozent überein und das sei schon ziemlich viel, findet Verstappen: "Ganz ehrlich, es war so eine dumme kleine Berührung, ich hätte nicht erwartet, dass da gleich der Reifen abgeht." Auch Norris befand nach ein paar Tagen des Nachdenkens, "dass es gutes Racing war, auch wenn es manchmal grenzwertig war". Entschuldigen müsse sich Verstappen aber nicht, erklärte Norris.

Villeneuve glaubt trotzdem, dass der Zwischenfall zwischenmenschliche Auswirkungen haben könnte - unter bestimmten Umständen. "Manchmal können Fehler passieren. Aber wenn man das Gefühl hat, dass ein anderer Fahrer einen nicht respektiert und zu weit geht, dann wird es frustrierend und hat Auswirkungen." Auch wenn beide sich jetzt ausgesprochen haben, dürfe man nicht vergessen, dass diese Zweikämpfe öfter vorkommen werden, da die beiden Autos inzwischen etwa gleich stark sind.

Gibt es Freundschaften in der Formel 1?

Kann es im Fahrerlager der Formel 1 überhaupt so etwas wie Freundschaften geben? "Natürlich", sagte Villeneuve. Auch wenn er einschränkt, dass diese Freundschaften in der Regel nicht so weit gehen, dass man jemanden zum Essen einlädt oder die Geburt des Kindes feiert.

"Es ist alles eine Frage des Respekts, und der muss auf Gegenseitigkeit beruhen", so Villeneuve. "Das Problem entsteht, wenn ein Fahrer denkt, er sei überlegen und er kann befreundet sein, bis der andere Fahrer zeigt, dass sein Gegner nicht besser ist als er. Dann gerät das ganze Konzept der Freundschaft aus dem Gleichgewicht." Und da einige Fahrer gerne über die Limits hinausgehen, kann das immer noch sehr oft vorkommen.

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