Die Farce von Las Vegas wird immer kurioser. Carlos Sainz bekommt nach seiner Kollision mit einem Gullydeckel eine Startplatz-Strafe. Währenddessen fliegen bei den Teamverantwortlichen die Fetzen. Die "Grösste Show der Welt" droht zum Fiasko zu werden.
Carlos Sainz war der unfreiwillige Hauptdarsteller beim denkwürdigen Auftakt der Formel 1 in Las Vegas - und wird nun für die Kollision mit einem fliegenden Gullydeckel auch noch bestraft. Die Stewards teilten in der Nacht auf Freitag mit, dass das Reglement keine Ausnahme erlaubt.
Aufgrund des Austauschs des Energiespeichers in seinem zerstörten Ferrari wird der Spanier in der Startaufstellung für das Rennen am Sonntag deutscher Zeit (7.00 Uhr/Sky) in der Startaufstellung um zehn Plätze zurückversetzt.
Strafe für Sainz nicht verhandelbar
"Die Stewards merken an, dass sie angesichts der mildernden, ungewöhnlichen und unglücklichen Umstände eine Ausnahme gewährt hätten, wenn sie dazu befugt gewesen wären", hiess es im offiziellen Dokument zur Entscheidung. "Das Reglement erlaubt dies aber nicht."
Auf der neuen Strecke in Las Vegas hatte sich acht Minuten nach Beginn des ersten Trainings ein Gullydeckel gelöst, als Sainz in seinem Ferrari in hohem Tempo darüber fuhr. Dabei wurden neben dem Energiespeicher auch die Überlebenszelle, der Verbrennungsmotor und die Kontroll-Elektronik irreparabel beschädigt. Der neue Energiespeicher ist bereits der dritte der Saison, daraus ergab sich laut Reglement die Strafe.
Zu sehen war die Kanaldecken-Kollision nur in Clips, die den TV-Zuschauern in aller Welt vorenthalten blieben: Die Weltregie der Formel 1 verzichtete auf die Bilder. Und zeigte stattdessen Luftaufnahmen der ja tatsächlich eindrucksvollen Strecke rund um die hell erleuchteten Casinos. Zweifel an dem Stadtrennen sollten wenn möglich gar nicht erst aufkommen.
Toto Wolff: "Wie kannst du es wagen?"
Das war jedoch nicht zu verhindern, wie Mercedes-Chef Toto Wolff recht schnell klar geworden war, der sich auf der Pressekonferenz nach dem Training prompt kritischen Nachfragen zur Sinnhaftigkeit des Las-Vegas-Rennes ausgesetzt sah. "Wie kannst du es wagen, so über ein Event zu sprechen, das einen neuen Standard für diesen Sport setzt, das den ganzen Sport grösser machen wird?!", reagierte der Mercedes-Chef darauf mehr dünnhäutig als souverän. "Das ist kein blaues Auge, das ist nichts", sagte er noch. "Es ist Donnerstagabend in Vegas, in Europa schauen die Leute um die Zeit nicht mal zu. Morgen wird niemand mehr darüber reden."
Auch Zak Brown (McLaren) und James Vowles (Williams) wiesen darauf hin, dass es ähnliche Vorfälle auch bei anderen Stadtrennen wie Monaco und Baku schon gab. Auch Ferrari-Teamchef Fred Vasseur, zwar sichtlich erbost über den Totalschaden an Sainz' Auto, wollte nichts Schlechtes über das neue Rennen und seine Begleitumstände sagen.
"Sie haben auf sportlicher Seite Scheisse gebaut", sagte er mit Blick auf die Versiegelung der Kanäle: "Das hat aber nichts mit der Show zu tun. Ich glaube immer noch, dass Las Vegas grossartig für die Formel 1 ist."
Dass dieses grösstmögliche Scheitern beim Auftakt nun aber bei grösstmöglicher Fallhöhe geschah, hatte irgendwie doch mit dem Trubel zu tun, den die Königsklasse zuvor rund um den Grand Prix gemacht hatte. Und dass der sportliche Kern der Formel 1 und das Bekenntnis zur Show immer wieder kollidieren werden, hatte schon der Mittwoch in Las Vegas vermuten lassen. Nur "1 Prozent Sport-Event" sei das noch, sagte Weltmeister Max Verstappen. Auf der Eröffnungsfeier habe er sich "wie ein Clown" gefühlt. (sid/ska) © SID
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