- Lewis Hamilton pflügte in Barcelona nach einer frühen Kollision durchs Feld und wurde Fünfter.
- Der Husarenritt erinnerte an glorreiche Titelzeiten von Mercedes.
- Hamiltons fünfter Platz ist Motivationsspritze und ein Fingerzeig, dass die Silberpfeile bald zurück sein könnten im Titelkampf.
Lewis Hamilton wollte aufgeben. Seinen Mercedes abstellen und den Motor schonen. Er hatte keine Lust auf eine weitere Sinnlos-Fahrt im grauen Mittelfeld beim sechsten Saisonrennen in Barcelona, ohne Aussicht auf etwas Zählbares. Doch am Ende stand nicht nur der fünfte Platz, sondern gleich zwei Erkenntnisse: Mercedes ist zurück – und der siebenmalige Weltmeister Hamilton nach einem wahren Husarenritt auch.
"Ein Rennen wie dieses fühlt sich besser an als ein Sieg", sagte der 37-Jährige, der im Nachhinein froh war, dass sein Team ihn anwies, draussen zu bleiben und seinen Wunsch ignorierte. "Ich bin natürlich froh, dass wir es nicht gemacht haben", sagte
Hamilton wollte Motor nicht verbrauchen
Hamilton hatte sich in der ersten Runde nach nur vier Kurven nach einer Kollision mit Haas-Pilot
"Das war wieder die emotionale Achterbahn von Lewis", sagte der frühere Weltmeister Damon Hill. "Eine weltmeisterliche Fahrt, aus dem absoluten Nirgendwo." Auch Hamilton fühlte sich durch "dieses Comeback an einige meiner früheren Rennen erinnert. Es fühlt sich fantastisch an".
Erinnerungen an dominante WM-Jahre
Nicht zu vergessen, dass Hamiltons Teamkollege George Russell, der ein problemloses Rennen hatte, als Dritter auf das Podium fuhr. Gefeiert wurde aber vor allem Hamilton, der von den Fans zum Fahrer des Tages gewählt wurde. Mercedes-Teamchef Toto Wolff glaubt sogar, ohne den Reifenschaden wäre Hamilton "in der Position gewesen, um den Sieg zu fahren". Das Rennen weckte auch bei dem Österreicher Erinnerungen an Rennen "aus unseren WM-Jahren, wo wir ein Auto hatten, mit dem wir von ganz hinten noch gewinnen konnten".
Das ist das Stichwort: gewinnen. Nach harten Wochen mit dem neuen Auto findet Mercedes offenbar die richtige Richtung. "Learning by doing", wie Wolff es bezeichnet, eine Operation am offenen Herzen sozusagen, "wir verstehen Schritt für Schritt, was wir tun müssen, um die Leistung des Autos wiederherzustellen", so Wolff.
Das sogenannte "Porpoising", das Hüpfen auf den Geraden, hat Mercedes endlich in den Griff bekommen. Durch das Update in Barcelona geht es für das Team nun nicht mehr darum, an einem Rennwochenende andauernd Probleme zu lösen, sondern weitere Performance zu finden. "Wir können uns jetzt darauf konzentrieren, mehr Potenzial aus dem Auto herauszuholen", sagte Russell. Im Idealfall schon bald das Maximum.
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Euphorische Fahrer
Die Fahrer sind euphorisch. "Wir haben das Blatt gewendet. Jetzt startet die Saison für uns erst richtig", jubelte Russell. "Wir sind sechs Rennen im Rückstand, aber es gibt keinen Grund, wieso wir nicht zurückkommen können."
Denn Barcelona könnte ein Wendepunkt sein. "Wir waren eine Sekunde hinten, jetzt ist es nur noch eine halbe und wir verstehen das Auto endlich besser", sagte Wolff, der ankündigte: "Wir werden bald noch mehr aufholen." Verbunden mit dem mächtigen Motivationsschub durch das Barcelona-Ergebnis kann das durchaus als Kampfansage verstanden werden. Denn durch Hamiltons Husarenritt gebe es "gute Gründe daran zu glauben, dass wir bald wieder Rennen gewinnen werden und vielleicht noch um die beiden Weltmeisterschaften kämpfen können", so Wolff.
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Rückstand im Duell mit Russell
Siege hält auch Hamilton in naher Zukunft "definitiv" für möglich. Sein persönliches Problem: Trotz seiner beeindruckenden Fahrt nach vorne verliert er weiterhin regelmässig das interne Duell mit Russell. Der ist Gesamtvierter mit 36 Punkten Rückstand auf den WM-Führenden Max Verstappen. Hamilton hat als Sechster bereits 64 Zähler Rückstand. Aber Barcelona hat ja gezeigt: Aufgeben ist keine Option.
Verwendete Quellen:
- TV-Übertragung Sky
- Pressekonferenzen
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