- Naomi Schiff arbeitet für Sky als Expertin und wird im Netz regelmässig beleidigt.
- Jetzt haben sich Formel-1-Fahrer auf ihre Seite geschlagen, allen voran Lewis Hamilton.
- Der Mercedes-Superstar setzt sich sowieso für ein integratives und diverses Fahrerlager ein.
Lewis Hamilton hatte keine Wahl. Denn der Brite weiss selbst sehr gut, wie weit verbreitet Hass im Netz ist. Wie schmerzhaft er ist, wie unnötig, und wie wichtig der Kampf dagegen ist. Deshalb sprang er Naomi Schiff umgehend zur Seite, nutzte seine Reichweite, um sich demonstrativ vor die 28-jährige Belgierin zu stellen.
Zuletzt in Kanada hielt er deshalb einen flammenden Appell für mehr Diversität und gegen Mobbing. "Ich weiss, wie es ist, online Opfer von Hass zu werden, und dafür gibt es einfach keinen Platz", sagte
Schiff arbeitet seit dieser Saison beim britischen TV-Sender Sky als Expertin, dazu ist sie Co-Moderatorin von "Any Driven Monday" – und muss regelmässig Kritik einstecken. Leider geht die oft an der Sache vorbei und unter die Gürtellinie und ist stattdessen gegen sie als Person gerichtet. Weil sie eine Frau ist, weil sie angeblich keine Ahnung hat, beides zusammen oder weil der Hater gerade einen schlechten Tag hat – Internethass braucht keine triftigen oder nachvollziehbaren Gründe, um sich zu entfalten.
Keine schillernden Erfolge
Schiff hat im Motorsport keine schillernden Erfolge gefeiert. Sie fuhr unter anderem in der Formel Volkswagen Südafrika, in der Formel Renault Asien, im Renault Clio Cup China, den sie 2014 gewann. 2018 holte sie den Titel in der KTM GT4 X-Bow Battle Championship. Auch bei 24-Stunden-Rennen oder in der W Series ging sie an den Start. Eine sehr ordentliche Laufbahn, die sie inzwischen beendete. Sie hat damit ganz sicher Erfahrung genug, um sich in einen Rennfahrer hineinversetzen zu können.
Die Hetzer sprechen ihr trotzdem die Fähigkeit ab, die Formel 1 und ihre Superstars wie Max Verstappen oder Hamilton zu analysieren und ihre Leistungen zu beurteilen.
Doch gerade Hamilton und Co., die Schiff schätzen, setzen sich für sie ein. "Es ist noch ein langer Weg, diese Denkweise im Sport zu ändern", meinte Hamilton. Er sieht dabei auch das grosse Ganze, den Kampf gegen Mobbing, Hass und Hetze und für mehr Diversität und Gleichberechtigung.
Noch keine grossen Fortschritte
Der 37-Jährige erkennt bereits Fortschritte, bei Mercedes zum Beispiel habe es ein Umdenken gegeben, und in der Folge "einen enormen Zuwachs an Frauen, vor allem im Bereich Marketing und Personal. Jetzt müsste man mehr junge Frauen und Mädchen ermutigen, sich für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, Anm.d.Red.) zu interessieren, und ihnen die Möglichkeit dazu geben", so Hamilton. Dass auch Frauen bei den Rennställen hohe Führungspositionen bekleiden können, zeigt Hannah Schmitz, Chefstrategin bei Red Bull Racing.
Doch natürlich geht da noch viel mehr. Im Hintergrund arbeitet Hamilton deshalb mit Formel-1-Chef Stefano Domenicali und dem Automobil-Weltverband (FIA) an einem besseren Umfeld, an einem diversen und integrativen Fahrerlager. Klar ist: Es gibt noch eine Menge zu tun, wie Hamilton moniert. "Wir sprechen schon eine Weile darüber, und man sieht keinen grossen Unterschied, wenn man hinter der Kamera steht oder durch das Fahrerlager läuft. Es hat sich nicht annähernd so viel verändert, wie ich es mir erhofft hätte", sagte er.
"Naomi steht für eine Menge"
Deshalb ist jemand wie Schiff bedeutend für die Bemühungen für mehr Diversität, denn "Naomi dabei zu haben, ist für die Repräsentation des Sports sehr wichtig und ich denke, dass sie einen grossartigen Job macht", so Hamilton. "Ich habe versucht, sie zu ermutigen, genauso weiterzumachen, denn sie steht für eine Menge." Auch deshalb hatte Hamilton gar keine andere Wahl, als sich demonstrativ vor die 28-Jährige zu stellen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.