- Das irre Saisonfinale der Formel 1 geht in eine unrühmliche Verlängerung.
- Mercedes hat nach Abweisung seiner beiden Proteste Berufung angekündigt.
- Bei Red Bull Racing und dem neuen Weltmeister Max Verstappen sorgt das für Kopfschütteln und Wut.
- Der Rennstall droht sogar damit, die Formel 1 zu verlassen.
Auf der Strecke wurde der Kampf um den WM-Titel in der Formel 1 in der letzten Runde des letzten Rennens entschieden - vermeintlich.
Das sportlich entthronte Team gibt seit der Zieldurchfahrt in Abu Dhabi das Bild eines "unwürdigen Verlierers" ab, wie es Red Bull nennt.
Hamilton gratulierte dem neuen Weltmeister Verstappen und gab ein paar Pflicht-Interviews. Dann schwieg er, bei der Pressekonferenz nach dem Rennen erschien er nicht. Auch in den sozialen Medien hielt er sich zurück.
Von den Mercedes-Verantwortlichen hörte man am Rennabend ebenfalls nichts mehr. Teamchef Toto Wolff sagte seine Medientermine ab. Auf dem sonst so aktiven Twitter-Account waren nach der Zieldurchfahrt ganze drei Tweets abgesetzt worden: "Wir haben keine Worte", die Urteilsbegründung nach dem abgewiesenen Protest und die Ankündigung, Berufung einzulegen.
Helmut Marko: "Das ist die Gesinnung eines unwürdigen Verlierers"
Enttäuschung scheint es nach dem Finale in Abu Dhabi aber auf beiden Seiten zu geben, also auch bei Red Bull Racing. "Es ist eines WM-Finals unwürdig, dass die Entscheidung so hinausgezögert wird. Das spricht aber für die Gesinnung eines, ich würde sagen, unwürdigen Verlierers, solche Einsprüche und Proteste einzulegen", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. Man habe mit einem jungen Kerl und einem jungen, motivierten Team die Mercedes-Dominanz gebrochen, erklärte Marko: "Es ist widerlich, was sie nach dem Rennen gemacht haben, einen Protest einzulegen, bei dem klar war, dass er nicht funktionieren wird. Das ist für mich ein sehr schlechter Verlierer."
Mercedes hatte nach dem kontroversen Finale mit einer späten und etwas chaotischen Safety-Car-Phase zwei Proteste eingelegt, unter anderem gegen die Durchführung der Safety-Car-Phase, die Verstappen den Angriff auf Hamilton und damit den Titel erst ermöglichte. Bei den Rennkommissaren war Mercedes gescheitert. Die Entscheidung stand erst am späten Sonntagabend fest, in Stein gemeisselt ist sie aber durch die angekündigte Berufung noch nicht.
Unsicher ist nun, ob am Tag der Gala des Automobil-Weltverbandes FIA am 16. Dezember tatsächlich der WM-Pokal an Verstappen überreicht wird. Bis zu diesem 16. Dezember bleibt Mercedes Zeit, Berufung gegen seine abgewiesenen Proteste einzulegen.
"Wir wollten nie, dass dieser WM-Kampf im Büro der Rennkommissare endet. Wir fahren nicht mit Anwälten zu Rennen", spielte Teamchef Christian Horner auf die Tatsache an, dass Mercedes mit einem Anwalt zu der Anhörung erschienen war. "Jammerschade, dass es so geendet hat. Aber die Rennkommissare haben das Richtige getan", so Horner.
Verstappen: "Es ist, wie es ist"
Das Verhältnis zwischen den beiden Rennställen bleibt nach den kontroversen letzten Runden und einem Jahr voller Vorwürfe und Streitigkeiten angespannt. Verstappen hofft hingegen, dass sich die Beziehung zwischen Hamilton und ihm wieder normalisiert. "Es war schon angespannt. Wir haben uns in jedem Rennen gegenseitig ans Limit getrieben, das ist gut, so sollte es ja auch sein. Vielleicht entspannt sie sich jetzt wieder ein wenig, weil die Entscheidung gefallen ist", sagte Verstappen, der laut Marko in den Stunden der Ungewissheit nervöser war als vor dem Rennstart.
"Man muss immer abwarten und sehen, was passiert, aber die FIA hat ihre Entscheidung getroffen", sagte Verstappen: "Natürlich ist es das richtige Ergebnis, denn sie haben uns racen lassen." Mercedes' angekündigte Berufung sei "typisch für diese Saison. Es ist, wie es ist. Wir werden sehen, was dabei herauskommt."
Red Bull droht mit möglichem Ausstieg
Klar ist: Auch bei Red Bull Racing hat die Saison Spuren hinterlassen, Marko drohte sogar unverhohlen mit einem möglichen Ausstieg, wenn in Zukunft in der Formel 1 gewisse Dinge nicht geändert werden, wenn aus dem Finale, aus der ganzen Saison keine Lehren gezogen werden.
"Wir werden unser Engagement in der Formel 1 überdenken, wenn das nicht entsprechende Auswirkungen für die zukünftigen Meisterschaften hat", sagte er und meinte konkret die fehlende Konstanz bei Strafen und Entscheidungen. Denn auch, wenn Verstappen nun von einer kontroversen Entscheidung profitiert hat, kritisiert Marko die unterschiedlichen Auslegungen, die Red Bull in den vergangenen Wochen auch Nachteile gebracht und der Königsklasse durch Chaos und Diskussionen zudem geschadet haben. "Das ganze System gehört überdacht. Die Regeln müssen vereinfacht werden und die Prämisse muss sein: Let’s race!", so Marko.
Rennleiter Michael Masi bleibt weiterhin im Fokus der Kritik. "Nachdem so viele Fehler und hinterfragungswürdige Entscheidungen gefällt werden, ist sicher grosser Handlungsbedarf. Jetzt kommt ja ein Präsident, also der möchte als erstes hier ansetzen", forderte Marko. Der Nachfolger von FIA-Präsident Jean Todt wird am 17. Dezember gewählt.
Verwendete Quellen:
- TV-Übertragung Sky
- Pressekonferenzen
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