Mercedes-Teamchef Toto Wolff sucht einen Nachfolger für Lewis Hamilton. Findet er ihn im eigenen Stall? Dort wartet ein Überflieger auf seine grosse Chance. Andrea Kimi Antonelli könnte 2025 in der Formel 1 durchstarten – mit dann gerade einmal 18 Jahren.
Der Vergleich mit
Trotzdem ist es bei Nachwuchsfahrern ein Spagat. Auf der einen Seite sollte man sie von der Leine lassen, ihnen Fahrzeit geben. Auf der anderen Seite gilt es aber, sie nicht zu verheizen. Da die goldene Mitte zu finden, ist nicht immer einfach. Mercedes versucht schon länger, diesen Weg zu gehen, nachdem der 2006 im italienischen Bologna geborene Antonelli im April 2019 in das Junior-Programm aufgenommen wurde. Da hatte er bereits mehrere Titel und Meisterschaften in den Junioren Kart-Kategorien errungen.
Antonelli startet früh durch
Der Erfolg im Kartsport setzte sich fort, als er sich die Titel in der WSK Euro Series und der Super Master Series sicherte, bevor er zweimal die Fia Kart-Europameisterschaft in der OK-Klasse gewann. Ende 2021 bekam er zum ersten Mal die Gelegenheit, Formel-4-Luft zu schnuppern, wobei er mehrere Podestplätze einfuhr. Im Jahr 2022 wechselte er für seine erste volle Saison in die Formel 4, in der er mit Prema Racing sowohl die ADAC Formel 4 Germany als auch die italienische Formel 4 gewann.
Anfang 2023 gewann er den Titel in der Formula Regional Middle East Championship, Ende vergangenen Jahres zudem die Formula Regional European Championship. Daraufhin entschied Mercedes, dass er 2024 die Formel 3 überspringt und sofort in der Formel 2 antritt. Ein Sprung, der nicht ohne ist. Allerdings ist Verstappen auch nur eine Saison in der Formel 3 gefahren, ehe er sein Debüt in der Formel 1 feierte. Manchmal gilt es eben, keine Zeit zu verlieren.
Rennsport-Gene vom Papa
Die Rennsport-Gene hat Antonelli von seinem Vater Marco geerbt, der ein ehemaliger Rennfahrer und heute Besitzer des Teams AKM Motorsport ist, das unter anderem in der italienischen Formel 4 antritt. "Wenn er nicht Rennen fährt, dann arbeitet er beim Team von seinem Vater. Schraubt am Auto mit, kennt die Daten, macht den Lastwagen sauber. Also der ist damit aufgewachsen", sagte Formel-1-Experte Mathias Lauda der "Kleinen Zeitung".
"Man muss aufpassen, dass man jetzt nicht übertreibt mit dem Druck, ihn einen neuen Verstappen zu nennen. Das ist natürlich schwierig. Aber bis jetzt hat der Junge alles richtig gemacht", sagte Lauda. Und auch Wolff versucht, den Druck so gering wie möglich zu halten. "Wir haben grosse Freude daran, zu sehen, wie er als junger Mann wächst und die Serien durchläuft. Aber ich möchte auch ein wenig Druck von ihm nehmen", betonte Wolff gegenüber der Presse. "Er ist 17, er hat alles gewonnen, was es in seiner Rookie-Saison zu gewinnen gab, und ich denke, er wird in der Formel 1 ein sehr, sehr erfolgreicher Fahrer sein."
Zu viel Aufmerksamkeit?
Wolff weiss aber natürlich auch, wie das Geschäft funktioniert. Bestätigt der Teamchef, dass das Toptalent in der Verlosung für das Hamilton-Cockpit ist, facht er den Hype selbst ordentlich an. "Ich bin wahrscheinlich schuldig, zu viel über Kimi geredet zu haben", sagt Wolff. "Er muss lernen, er muss mehr, sagen wir, im Schatten stehen, um sich entwickeln zu können, um zu verstehen, was zu tun ist und ob er in der Formel 1 sein wird, wenn alles nach Plan läuft. Aber ich weiss nicht, ob das nächstes Jahr ist oder ob es bei uns oder jemand anderem ist." Denn Antonelli könnte auch bei einem Kundenteam wie Williams unterkommen, um weiter zu reifen, um dann 2026 bei Mercedes anzufangen.
Dass der ganz grosse Hype zuletzt etwas nachliess, hat auch damit zu tun, dass es für Antonelli in der Formel 2 nach drei Rennwochenenden noch mässig läuft. Er ist Gesamtneunter mit 24 Punkten. Nach einem verpatzten Auftakt in Bahrain mit nur einem Zähler schrammte er zuletzt in Australien als Vierter knapp an seinem ersten Podium vorbei.
Eine normale Lernkurve, die aber zeigt, dass 2025 möglicherweise doch zu früh kommt. Der nächste Schritt in Richtung Formel 1 folgt trotzdem schon bald: Am 16. und 17. April auf dem Red Bull Ring in Spielberg soll er zwei Tage lang im Mercedes-Boliden aus der Saison 2021 testen. Weitere Einsätze sind geplant.
Viele Gerüchte um Mercedes
Eilig hat es Wolff sowieso nicht. Eine Entscheidung über die Hamilton-Nachfolge werde "nicht in den nächsten paar Wochen oder Monaten fallen", sagte Wolff zuletzt bei "Fox Sports Australia". Er wolle den Fahrermarkt beobachten. Und damit auch, welchen Weg Max Verstappen nach den Querelen bei Red Bull Racing einschlägt.
"Es hängt davon ab, was Max tut", sagte Wolff. Verstappen hat aber jetzt in Suzuka betont, bei Red Bull bleiben zu wollen. Dafür ist nun auch Sebastian Vettel im Gespräch. Oder wird es am Ende doch Antonelli? So oder so: Für Mercedes bleibt der Umgang mit dem Supertalent ein Spagat.
Verwendete Quellen
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