- Vor acht Jahren ist Michael Schumacher beim Skifahren verunglückt. Der Unfall veränderte für ihn und seine Familie alles.
- Die im September veröffentlichte Netflix-Doku nähert sich dem Schicksalstag auf behutsame Art und Weise.
- Mick Schumacher verrät, dass er sich ungerne mit anderen vergleicht, den Vergleich mit seinem Vater aber sucht. Es gibt tatsächlich viele Parallelen.
Der 29. Dezember 2013 ist ein sonniger Tag in den französischen Alpen. Traumhaft schön. Das Gebiet um den Wintersportort Meribel ist sowieso wie gemalt für Skifahrer. Unter ihnen ist auch
Schumacher ist ein sehr guter Skifahrer, nach einem schleppenden Start in die Ski-Saison hat es über Nacht geschneit, die Bedingungen am Berg Saulire sind gut, die Sicht ist es auch. Schumacher kennt sich aus, er war schon oft hier, fuhr die Pisten in dem grössten und teuersten Skigebiet der Welt hinunter, genoss die Zeit abseits des Trubels. Die Privatsphäre war Schumacher schon immer nicht nur wichtig, sondern heilig.
Die Trennung zwischen dem Sportler und Privatmann war eine rigorose, eine ohne Kompromisse. Meribel war seit Jahren im Winter ein Rückzugsort für ihn und seine Familie. Doch an diesem schicksalshaften Tag ist es der Ort, an dem sich sein Leben auf so tragische und verhängnisvolle Art und Weise für immer veränderte. Denn seit dem Ski-Unfall, der sich jetzt zum achten Mal jährt, ist für ihn selbst und seine Familie nichts mehr, wie es war.
Berührende Netflix-Doku über Michael Schumacher
Das erleben Zuschauer in der "Netflix"-Dokumentation über das Leben von Michael Schumacher in den letzten Minuten relativ kurz, aber dafür sehr eindrücklich. Im September war die Dokumentation "Schumacher" veröffentlicht worden. Der Film zeichnet das Leben des Rekordweltmeisters nach und nähert sich dem Tag, der alles veränderte, sehr behutsam.
Dabei sprechen Corinna, Gina und Mick Schumacher vergleichsweise offen über die Folgen des Unfalls. Schumacher absolviert zu Hause weiterhin seine Reha, viel mehr weiss die Öffentlichkeit nicht. Die Worte von Schumachers Frau lassen aber Raum für die eigenen Vorstellungen, wenn sie sagt: "Es ist ganz klar, dass Michael mir jeden Tag fehlt, und nicht nur mir, die Kinder, die Familie, sein Vater, alle, die um ihn herum sind. Jeder vermisst Michael", erklärt sie, und fügt hinzu: "Aber Michael ist ja da, anders, aber er ist da, und das gibt uns allen Kraft."
Mick Schumacher: "Ich würde alles aufgeben, nur für das"
Mick Schumacher wiederum glaubt, dass sein Vater und er sich heute in einer anderen Weise verstehen würden, "weil wir in einer ähnlichen Sprache sprechen, diese Motorsport-Sprache", sagt Schumacher junior: "Wir hätten auch viel mehr zu bequatschen. Da ist mein Kopf die meiste Zeit. Wo ich mir denke: 'Das wäre so cool. Das wäre es jetzt.'" Der Satz, den Mick folgen lässt, er hallt lange nach. "Ich würde alles aufgeben, nur für das." Die Stimme Schumachers bricht, er schiebt ein "Ja" nach und schaut zu Boden - jetzt hat auch der letzte Zuschauer einen Kloss im Hals.
Für ihn sei die Doku ein besonderer Moment gewesen, sagte Mick Schumacher der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Dieser Film sollte neben den Erfolgen auch den menschlichen Teil meines Papas zeigen. Ich halte ihn für sehr, sehr gelungen", sagte der 22-Jährige: "Aber es ist gleichzeitig extrem schwierig für mich, den Film anzuschauen. Das zeigt, wie viel Gefühl darin steckt, wie viele Emotionen er auslöst."
Wie auch dieser 29. Dezember 2013 bei Fans und Wegbegleitern immer noch Emotionen auslöst. Denn damit verbunden ist immer die Frage nach dem Schicksal. Dass einer, der Formel-1-Autos ans Limit und auch darüber hinaus trieb, mit den PS jonglierte, durch Kurven pflügte, in seiner ganzen Karriere nur einen schweren Unfall hatte, sich für mehr Sicherheit einsetzte, sich mit den besten Fahrern der Welt anlegte und das auf dem höchsten aller Niveaus, sich bei einem Allerwelt-Skiausflug so schwer verletzte – für viele ist das immer noch unvorstellbar.
Auch Mick Schumacher schafft es in die Formel 1
Dafür ging für Millionen Schumacher-Fans 2021 der Wunsch in Erfüllung, dass auch Sohn Mick den Sprung in die Motorsport-Königsklasse schafft. Er hat 2021 seine Debüt-Saison im Haas absolviert. Viele sind verblüfft, wie sehr Mick sie an Michael erinnert. Klar, äusserlich, aber auch auf der Strecke, oder bei seinem Umgang mit dem Team und bei seiner Arbeitsweise. "Unsere Motor-Jungs von Ferrari sagen: Michael war genauso", sagte Haas-Teamchef Günther Steiner bei Sport1. "Mick macht das Ganze auch sehr ehrlich. Er schauspielert nicht, geht auf die Jungs ein, und die lieben ihn dafür. Sie stehen richtig hinter ihm."
Diese Vergleiche wurden früh angestellt, obwohl sie in den Nachwuchsklassen natürlich unfair waren, denn die Fussstapfen sind für den Sohn des Rekordweltmeisters per se schon riesig. Der Druck war es sowieso. Doch Mick Schumacher ist mit den Erwartungen von aussen immer souverän umgegangen, hat den Druck abgeschüttelt, als sei der nur eine lästige Randerscheinung. Dabei gibt er zu, dass er sich "ungern mit anderen" vergleicht, "aber den Vergleich mit meinem Papa suche ich schon. Mir wird gesagt, dass wir uns sehr ähnlich sind."
Mick Schumacher bald in Rot?
Er habe den höchsten Respekt vor dem, was seinem Vater gelungen ist, so Schumacher junior, "für seine Siege und Meisterschaften hat er hart arbeiten müssen, es wurde ihm nichts geschenkt. Das beeindruckt mich, die Power und Energie, die er dabei zeigte, die Konzentration, immer 100 Prozent bei der Sache zu sein. Ich glaube schon, dass ich etwas davon habe."
Wie viel, konnte er 2021 im unterlegenen Haas nur andeuten. 2022 soll es mit neuem Reglement sportlich aufwärts gehen, ausserdem ist Mick Ersatzfahrer bei Ferrari, dem früheren Rennstall seines Vaters. Mick eines Tages wie der Papa in Rot – für viele Schumi-Fans ist die Vorstellung an einem Tag wie diesem ein Trost.
Verwendete Quellen:
- FAZ.de: "Mein Papa beeindruckt mich"
- Sport1.de: So löste Schumacher-Boss Mazepin-Konflikte
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