Für Sergio Perez wird die Luft bei Red Bull Racing immer dünner. Denn der Rennstall könnte einen geeigneten Nachfolger gefunden haben: Liam Lawson unterstreicht beim USA-GP in Austin, dass er bereit ist, Teamkollege von Max Verstappen zu werden.

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Angenehm dürfte die verbale Auseinandersetzung mit Fernando Alonso nicht gewesen sein. Im Endeffekt ist sie aber ein Ritterschlag für Liam Lawson. Bei anderen Fahrern wäre Alonso nach einem Zwischenfall auf der Strecke zwar auch stinkig, doch wenn sich der Spanier einen Konkurrenten persönlich vorknöpft und sich die Spannungen fast über ein ganzes Rennwochenende ziehen, ist Respekt vorhanden. Ein Respekt, den sich Lawson in nur wenigen Rennen in der Formel 1 erarbeitet hat. Blitz-Aufstieg nicht ausgeschlossen.

Denn Lawson ersetzt für den Rest der Saison bei den Racing Bulls den Routinier Daniel Ricciardo, für den Lawson bereits 2023 für fünf Rennen eingesprungen war. In Austin lieferte Lawson bei seinem ersten Lauf nach einem Jahr Pause auf beeindruckende Art und Weise ab, holte als Neunter zwei Punkte, nachdem er von Platz 19 aus ins Rennen gegangen war. Das Lob für den 22-Jährigen von ganz oben liess nicht lange auf sich warten.

Dickes Lawson-Lob von Marko

"Ganz toller Einstand. Das hat sich schon in Q1 angedeutet, wo er die drittschnellste Zeit gefahren ist. Er hatte jederzeit die Kontrolle und hatte tolle Überholmanöver", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky: "Man muss die Jungen ins Auto setzen und dann geht es. Er ist sicher ein Mann für die Zukunft", so Marko, der damit das Hauptteam Red Bull Racing meint.

Die Frage, die sich dabei stellt: Wann beginnt diese Zukunft? Möglicherweise schon bald, denn Max Verstappens Teamkollege Sergio Perez findet weiterhin weder Form noch Rhythmus, er wurde lediglich Siebter mit rund elf Sekunden Vorsprung auf Lawson und desaströsen 40 Sekunden Rückstand auf Verstappen.

"Ich denke, er ist ein aussergewöhnliches Rennen gefahren", lobte auch Teamchef Christian Horner nach dem Rennen im Rahmen einer Medienrunde Youngster Lawson. "Er war schnell und mutig, und ich denke, es war ein hervorragendes Comeback für ihn."

Perez liefert Kritikern regelmässig Argumente

Es war definitiv ein starkes Bewerbungsschreiben. Denn Perez hat zwar noch einen Vertrag für 2025, doch eine Ablösung des Mexikaners wird seit Monaten diskutiert. Perez liefert den Kritikern nahezu im Wochentakt Argumente, während er es den Verantwortlichen gleichzeitig nicht leicht macht, an ihm festzuhalten.

Dass Red Bull einen starken zweiten Fahrer neben Verstappen benötigt, zeigt diese Saison sehr eindrücklich. Der Weltmeister kommt auf 354 Punkte, Perez lediglich auf 150 Zähler. Deshalb hat McLaren in der Konstrukteurswertung mit 544:504 Punkten die Nase vorne. Sollte Red Bull diesen Titel nicht holen, liegt das fraglos an der dürftigen Perez-Ausbeute in diesem Jahr.

Auf Perez wartet am kommenden Wochenende sein Heimrennen in Mexiko-Stadt. Die Gerüchte, dass er dort seinen Rücktritt erklärt, hatte er zuletzt dementiert. Sie halten sich trotzdem weiter hartnäckig. "Es ist ein Gerücht. Er selbst sagt, es ist keinerlei Wahrheitsgehalt dahinter", sagte Marko und fügte hinzu: "Schauen wir mal, aber er muss seine Leistung anziehen. Das war nicht wirklich das, was wir erwartet hatten."

Experte hält Wechsel für möglich

Lawson nutzt die Gunst der Stunde und zieht das Momentum auf seine Seite – und begeistert auch die Experten. "Lawson hat Alonso in der letzten Runde einfach überholt. Er hat den Windschatten auf der Geraden genutzt, alles unter Kontrolle gehalten, seine Nase in den Scheitelpunkt gerichtet, das Pedal durchgetreten und einen sehr sauberen Überholvorgang hingelegt", sagte Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle bei Sky Sports F1: "Das ist genau die Art von Leistung, die Lawson bringen muss. Wenn er das schafft, kann ich ihn mir nächstes Jahr als Verstappens Teamkollegen bei Red Bull vorstellen."

Und was sagt Lawson selbst? Wenig. Er erlebt bei Red Bull schliesslich hautnah mit, wie schnell man auch wieder weg vom Fenster sein kann. "Sie haben ihre Erwartungen mir gegenüber, so wie ich selbst mir gegenüber auch. Ich bin hier, um einen guten Job zu machen und möchte auch nächstes Jahr in der Formel 1 sein", betonte Lawson: "Ich habe diese paar Rennen. Dieses Rennen ist es mir gelungen, aber wir haben noch fünf wichtige Rennen vor uns."

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragung Sky
  • TV-Übertragung Sky Sports F1
  • Pressekonferenz
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