Bei Red Bull kriselt es weiter gewaltig. Während bei Formel-1-Weltmeister Max Verstappen langsam wieder etwas Optimismus aufkommt, kritisiert sein Vater Jos den Rennstall mit deutlichen Worten.

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Dank eines hervorragenden Saisonstarts hat Red-Bull-Pilot Max Verstappen noch immer 52 Punkte Vorsprung auf McLaren-Fahrer Lando Norris. Doch der Vorsprung schmilzt von Rennen zu Rennen.

Denn seit Wochen befindet sich Red Bull in der Krise, seinen letzten Sieg fuhr Verstappen beim Grossen Preis von Spanien am 23. Juni ein. Seitdem kämpft sich Norris Schritt für Schritt an Verstappen heran.

In der Konstrukteurswertung steht McLaren mittlerweile sogar mit 41 Punkten Vorsprung auf Red Bull an der Spitze.

Verstappen blickt optimistisch auf die nächsten Rennen

Die grosse Frage: Kriegt Red Bull in dieser Saison nochmal die Kurve und bringt Verstappen seinen stetig geringer werdenden Vorsprung bei sechs verbleibenden Rennen ins Ziel?

Max Verstappen
Max Verstappen will erneut Weltmeister werden, sein Vorsprung schrumpft allerdings. © dpa/Peter Dejong/AP

Der Niederländer selbst ist nach schwierigen Monaten mit zu vielen Enttäuschungen jedenfalls optimistisch und geht von einer Steigerung im Saisonendspurt aus. "Ja, ehrlich gesagt glaube ich das", antwortete er in einem Interview des Fachportals "Autosport" auf die Frage, ob das Schlimmste für ihn und sein strauchelndes Red-Bull-Team überstanden sei. "Hoffentlich können wir von hier aus weiterhin gute Fortschritte machen", sagte der 27-Jährige vor dem Rennen in zwei Wochen in Austin im US-Bundesstaat Texas.

Irgendwann sei man "in die falsche Richtung abgebogen", erklärte Verstappen in Bezug auf die Probleme mit seinem Auto: "Die anderen Teams sind an diesem Punkt entweder noch nicht angekommen oder haben das Auto etwas anders entwickelt." Das sei schwer einzuschätzen.

Allerdings glaubt der Dominator der vergangenen Jahre, dass ein Wendepunkt erreicht sei. Die technischen Verbesserungen des Autos beim vorletzten Grand Prix in Baku seien ein erster guter Schritt gewesen. "Ich bin überzeugt, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Aber das braucht Zeit. Man kann so etwas nicht in ein oder zwei Wochen rumdrehen", sagte er.

Verstappens Vater kritisiert Red-Bull-Teamchef Horner deutlich

Während Verstappen also durchaus hoffnungsvoll auf die kommenden Rennen blickte, machte dessen Vater Jos zuletzt seinem Ärger mächtig Luft. Grund dafür sind vor allem die prominenten Abgänge bei Red Bull. Top-Ingenieur Adrian Newey wechselt zur kommenden Saison zu Aston Martin, Sportdirektor Jonathan Wheatley geht zu Audi. Der neueste Abgang: Will Courtenay, Leiter der Rennstrategie bei Red Bull Racing, schliesst sich dem aktuell ärgsten Konkurrenten McLaren an.

Zu viel für Verstappens Vater, der gegenüber "motorsport.com" deutlich wird: "Das ist genau das, wovor ich gewarnt habe." Seiner Meinung nach würde der Rennstall nicht angemessen auf die Abgänge in der Chefetage reagieren, ganz im Gegenteil. "Das Team sagt dann: 'Oh, das macht nichts, wir haben jemand anderen dafür', aber es sind einfach zu viele Leute", erklärt Vater Verstappen.

Das Brodeln hinter den Kulissen wirke sich laut Jos Verstappen auch auf die Leistungen seines Sohnes aus, die Konzentration des 27-Jährige werde dadurch stark beeinträchtigt. "Und dann werden Max jedes Mal Fragen dazu gestellt. Es ist einfach nicht gut, was dort im Moment passiert." Hauptziel seiner Kritik ist Teamchef Christian Horner: "Er redet sich das alles immer schön", erklärte Verstappen.

"Wir wissen, dass Jos frustriert ist, wir wissen, dass Jos seinen Mund nicht halten kann."

Günther Steiner über Jos Verstappen

Günther Steiner, früher Teamchef von Haas, kann den Zoff zwischen Verstappens Vater und Horner nicht wirklich nachvollziehen: "Ich denke, er sollte sich mit Jos einigen, dass sie die gleiche Sprache sprechen, um Max zu helfen, die Meisterschaft zu gewinnen – und im Moment helfen sie sich nicht", sagte Steiner gegenüber "gpblog.com".

Günther Steiner ist mittlerweile als TV-Experte im Einsatz
Günther Steiner ist mittlerweile als TV-Experte im Einsatz. © IMAGO/Jan Huebner/Severing

Steiner ist sich nicht sicher, ob die öffentliche Kritik von Verstappens Vater am Rennstall seines Sohnes der richtige Weg ist. "Wir wissen, dass Jos frustriert ist, wir wissen, dass Jos seinen Mund nicht halten kann. Und ich kritisiere ihn nicht dafür, aber ob es das Beste für seinen Sohn ist, weiss ich nicht."

Ein Red-Bull-Sieg in Austin dürfte wohl erstmal für Beruhigung im Rennstall sorgen. Sollte Norris seinen Rückstand auf Verstappen jedoch weiter verkürzen, lässt die nächste Verbal-Attacke von Jos Verstappen wohl nicht lange auf sich warten.

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