- Sebastian Vettel hat in Kanada mit seinen Protesten gegen Teersandabbau für jede Menge Wirbel gesorgt.
- Die Kritik einer Politikerin, er sein ein Heuchler, konterte er energisch.
- Ärger gab es aber zudem offenbar mit seinem Team, denn im Rennen machte Vettel einen Rückzieher.
Sebastian Vettel ist deutlich anzusehen, wie unangenehm ihm die Frage ist. Denn plötzlich wird der Deutsche sehr wortkarg. Warum hat er im neunten Saisonrennen den Helm, mit dem er im Training und Qualifying gegen Teersandabbau in Kanada protestiert hatte, nicht getragen? "Ich möchte nichts dazu sagen. Ich habe mehr als einen Helm", sagte
Ein Maulkorb für den Deutschen? Teamchef Mike Krack wollte von einer Einflussnahme nichts wissen. "Mit dem Helm und dem T-Shirt wollte er um Aufmerksamkeit für das Thema werben. Irgendwann hat er entschieden, dass die Aufmerksamkeit erreicht wurde. Er kann ja auch nicht jeden Tag dasselbe T-Shirt anziehen", scherzte Krack, der verriet, dass Vettel die Aktionen mit dem Team mit einer längeren Vorlaufzeit abspricht. "Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass solche Aktionen hauptsächlich am Freitag und Samstag liefen. Aber er darf natürlich frei entscheiden. Er ist ein freier Mann", sagte der Luxemburger.
Sebastian Vettel: Ärger mit der Politik
Vettel trug in Kanada ein T-Shirt mit der Aufschrift "Stoppt den Teersandabbau – Kanadas Klimaverbrechen", ab Freitag fuhr er zudem mit dem besonderen Helm-Design, um auf sein Anliegen aufmerksam zu machen. Es geht um Ölförderung im Bundesstaat Alberta. Was in Alberta passiere, sei ein Verbrechen, so Vettel. "Es ist ein Horror für die Natur. So etwas sollte nicht erlaubt sein", hatte der bald 35 Jahre alte viermalige Weltmeister betont.
Sonya Savage, die Umweltministerin von Alberta, knöpfte sich Vettel via Twitter vor und warf ihm Heuchelei vor, dazu schlug sie ihm vor, auf seinen Karbon-Fussabdruck zu achten. "Vielleicht mit Tretautos für die Formel 1?"
Vettel macht sich keine Freunde
Gegenwind ist Vettel bei seinen Aktionen gewohnt. Warum er sich daher ausgerechnet beim Rennen, wo er die grösste Aufmerksamkeit mit seinen Aktionen erzielt, gegen den Helm entschieden haben soll – unklar. Beobachter glauben, dass der Verzicht dann doch nicht ganz freiwillig war.
Es ist kein Geheimnis, dass sich Vettel mit seinen Protesten innerhalb der Formel 1 nicht nur Freunde macht. "Ich bin nicht gerade der beliebteste Fahrer in den Augen der Formel-1-Organisation", hatte Vettel zuletzt in einem dpa-Interview erklärt. "Mir kann aber niemand sagen, was ich zu sagen oder nicht zu sagen habe, auch wenn das nicht gerne gesehen wird, was ich dann sage." Tatsächlich gibt es ein paar Hinweise, dass diesmal auch der Arbeitgeber nicht glücklich mit dem Protest war. So hat Aston Martin die Vettel-Aktionen in Kanada nicht wie sonst in den sozialen Medien begleitet, auch Fotos in der Datenbank des Rennstalls umschiffen den Protest-Helm elegant. Hinzu kommt, dass Rennstall-Besitzer Lawrence Stroll Kanadier ist.
Vettel selbst findet es "ein wenig enttäuschend, wenn mich Politiker persönlich angreifen, denn hier geht es nicht um mich als Rennfahrer, es geht um ein viel grösseres Bild". Ihm sei wichtig, dass er die Nachricht verbreiten könne, dass man andere Lösungswege habe, als sich weiter auf fossile Treibstoffe verlassen zu müssen.
Vettel lässt sich nicht verbiegen
Man muss dazu sagen: Vettel hat nie bestritten, in gewisser Weise ein Heuchler zu sein. "Dann bin ich halt ein Heuchler, wenn ich einen Job mache, den ich liebe, wenn ich aber gleichzeitig auf Umwelt-Belange hinweise. Wir werden alle von verschiedenen Leidenschaften getrieben, und ich werde mich nicht verbiegen", sagte er.
Der jüngste Wirbel bringt zwar Aufmerksamkeit für Vettels Agenda, sorgt aber auch mal wieder für Rücktrittsgerüchte. "Mir kommt vor, er ist nur noch da zum Protestieren. Er soll sich mal wieder auf das Rennfahren konzentrieren, dafür wird er ja auch bezahlt", sagte Ex-Formel-1-Fahrer Christian Danner bei ServusTV. "Den Rest soll der Sebastian einfach woanders machen. Ich bin mir nur nicht mehr so ganz sicher, wie lange er noch da fährt."
Noch keine Zukunftsentscheidung
Vettel überlegt aktuell weiterhin, ob er seine Karriere in der Formel 1 in der kommenden Saison fortsetzen will, sein Vertrag bei Aston Martin läuft Ende 2022 aus. So ein Rennwochenende wie in Kanada – mit Platz zwölf sportlich sehr mau und aufgrund des Protestwirbels frustrierend – könnte Vettel dabei durchaus zu denken geben.
Verwendete Quelle:
- Pressekonferenzen
- TV-Übertragung Sky
- ServusTV: "Sport und Talk aus dem Hangar 7"
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