Vier WM-Titel, 36 Grand-Prix-Siege und 43 Polepositions: Mit nur 26 Jahren blickt Sebastian Vettel auf eine beeindruckende Formel-1-Bilanz zurück. Zum Vergleich: Rekordweltmeister Michael Schumacher hatte im gleichen Alter erst zwei WM-Titel, 19 Grand-Prix-Siege und zehn Polepositions auf seinem Konto. Dennoch: An "Schumi" kommt "Seb" längst noch nicht vorbei. Ein nicht nur sportlicher Vergleich.

Mehr News zur Formel 1

Fahrerfaktor: Vettel oder Schumacher - wer ist der bessere?

Ein Hirn im Hintern? Damit erklärt Sebastian Vettel sein Talent am Formel-1-Steuer: "Ich meine damit aber nicht, dass ich im Auto mein Hirn ausschalte, sondern dass mein Hinterteil genauso wach und sensibel sein muss wie mein Kopf. Denn über den Popo-Meter, so nennen wir das Gefühl im Allerwertesten, spüre ich, wie das Auto auf meine Lenkbewegungen reagiert."

Über ein besonders sensibles Popo-Meter hat einst auch der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher verfügt. Doch nach seinem Comeback war davon nicht mehr viel zu sehen. "Schumi" landete in seiner zweiten Karriere in der WM nicht nur meilenweit hinter Sebastian Vettel, sondern auch hinter Teamkollege Nico Rosberg. Ob es an seinem Alter oder den Regeländerungen bei Reifen und elektronischen Fahrhilfen lag: Schumis Popo-Meter war am Ende so eingerostet, dass er bei Mercedes ersetzt wurde.

Vorteil Vettel

Teamfaktor: Wie stark wäre Vettel ohne Stardesigner Newey?

Was wäre Vettel nur ohne seinen Red Bull und Stardesigner Adrian Newey? Der hat insgesamt zehn Weltmeister-Autos gebaut, darunter alle Boliden, mit denen Vettel Weltmeister wurde. Dass "Seb" in der WM jedes Jahr seinen Teamkollegen Mark Webber auch ohne Stallorder klar hinter sich gelassen hat, spricht zwar für ihn. Doch Schumacher kann er in dieser Kategorie noch lange nicht schlagen.

Nach seinen ersten beiden Weltmeistertiteln 1994 und 1995 mit Benetton wechselte Schumi zum damaligen Chaos-Team Ferrari – und holte für den Traditionsrennstall im Jahr 2000 den ersten WM-Titel nach 21 Jahren. "Wenn man es schafft, mit einem Traditions-Rennstall, einer Marke voller Emotionen Rennen und Meisterschaften zu gewinnen, dann ist das nach wie vor das Nonplusultra", rät Schumacher seinem Kumpel Vettel zu einem Wechsel.

Vorteil Schumacher

Unterhaltungsfaktor: Vettel einfach zu dominant

Mit dem ersten Weltmeistertitel für die Italiener sicherte sich Schumacher nicht nur einen Platz im Herzen der Ferrari-Fans, sondern gewann auch den Respekt aller Formel-1-Liebhaber. Das ist Dominator Vettel noch lange nicht gelungen. In dieser Saison wurde "Seb" mehr als einmal von den Fans ausgepfiffen – wohl auch, weil seine Start-Ziel-Siege am Fliessband einfach langweilen.

Da wünscht sich so mancher die guten, alten "Schumi"-Zeiten zurück. Zwar dominierte der Kerpener die Formel-1-WM gerade Anfang der 2000er Jahre ebenfalls nach Belieben. Doch seine Duelle gegen Damon Hill und Mika Häkkinen Ende der 90er Jahre sind bis heute legendär.

Vorteil Schumacher

Krawallfaktor: Vettel berechnend, Schumacher explosiv

Vettel hat in dieser Saison mehrfach die Krallen ausgefahren und sich als Bad Boy in Stellung gebracht. So zum Beispiel beim Überholmanöver gegen den in Führung liegenden Teamkollegen Mark Webber am Anfang der Saison in Malaysia - trotz eindeutiger Ansage der Teamleitung, den Australier gewinnen zu lassen. Im letzten Saisondrittel folgte dann der Eier-Spruch ("Wir arbeiten noch, während die anderen ihre Eier schon in den Pool hängen"), mit dem er die drückende WM-Dominanz von Red Bull erklärte. Doch beide Attacken wirkten eher kalt berechnet als hitzköpfig.

Ganz anders bei "Schumi". Zwar war auch der Rekordweltmeister von PR-Profis umgeben und gab wenig aus seinem Seelenleben preis. Doch wenn Schumacher mal explodierte, dann so richtig. Unvergessen bleibt sein Ausbruch nach dem Grand Prix von Belgien in Spa 1998: Bei starkem Regen krachte er dem plötzlich bremsenden David Coulthard ins Heck und ging dem Schotten anschliessend in der Box fast an den Kragen.

Vorteil Schumacher

Glamourfaktor: Gegen Kimi und Lewis hat keiner eine Chance

Schöne Frauen, echte Typen, schnelle Autos: Die Formel 1 lebt auch heute noch vom Glamour. Das zeigen Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton. Der eine feiert so gerne, dass sogar ein Drink (Vodka und Wasser) nach ihm benannt ist, der andere macht regelmässig Schlagzeilen mit On-Off-Freundin Nicole Scherzinger.

Vettel und Schumacher wirken im Vergleich dazu wie zwei Formel-1-Streber, die lieber in der Team-Garage schlafen als zu feiern und im Privatleben bieder daherkommen. So ist Schumi bereits seit 1995 mit Corinna verheiratet, Skandale sucht man vergebens. Vettel ist seit sieben Jahren mit seiner Jugendliebe Hanna Prater zusammen, die sich nur äusserst selten an der Rennstrecke blicken lässt.

Nur böse Zungen werfen Vettel Vielweiberei vor - aber nur, weil er seinen Weltmeister-Autos schon seit Jahren Frauennamen gibt. Bei "Schumi" wäre selbst so etwas undenkbar gewesen.

Dennoch: Vorteil Kimi und Lewis

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.