Mick Schumacher steht am Scheideweg seiner Karriere. Für Sky-Experte Timo Glock ist im Gespräch mit unserer Redaktion klar: Eine Verpflichtung durch Audi ist ein "No-Brainer". Passiert das nicht, wird es schwierig für Schumacher.

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Für Mick Schumacher sind es nervenaufreibende Wochen. Wie geht es für ihn 2025 weiter? Bekommt er ein Stammcockpit in der Formel 1? Der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher wird mit dem noch freien Platz bei Sauber bzw. Audi neben Nico Hülkenberg in Verbindung gebracht. Audis Formel-1-Projektleiter Mattia Binotto bestätigte jetzt in der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera Gespräche und ein grundsätzliches Interesse an dem Deutschen.

Für Schumacher wäre eine Verpflichtung die Chance, seine Karriere in der Königsklasse nach seinem Aus bei Haas nach der Saison 2022 wieder aufzunehmen. Als Audi-Kandidat gelten aber zum Beispiel auch der aktuelle Sauber-Fahrer Valtteri Bottas und McLaren-Junior Gabriel Bortoletto.

Fakt ist: Sollte Schumacher leer ausgehen, wird der Schritt zurück in die Formel 1 "deutlich, deutlich schwerer", wie Formel-1-Experte Timo Glock im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. "Ich hoffe, dass man ihm die Möglichkeit bei Audi gibt. Es wäre eine gute Chance, ihn neben Hülkenberg aufzubauen. Um dann als deutscher Hersteller mit zwei deutschen Fahrern in die Formel 1 zu gehen. Das wäre eine sehr, sehr gute Story", so Glock.

Schumacher bei Audi "ein No-Brainer"

Eigentlich sogar "ein No-Brainer", wie Glock betont. Sollte man Bottas vorziehen, wäre die Erfahrung für Glock der einzige Grund, den er sich vorstellen könne. "Doch Schumacher hat mittlerweile auch Erfahrung, auch durch die Jahre bei Mercedes als Test- und Ersatzfahrer. Er ist motiviert, konzentriert sich auf das Wesentliche und nicht auf irgendwelche Kaffeesorten und Bier", scherzt der 42-Jährige über manche Aktivitäten des Finnen.

Bottas wurde deshalb zuletzt ein fehlender Fokus vorgeworfen, der 35-Jährige musste sich aufgrund seiner mageren Auftritte in einem allerdings auch schwachen Auto harsche Kritik gefallen lassen. "Im Ernst: Ich glaube, der Fokus bei einem jungen Fahrer wie Mick wäre noch einmal ein anderer", sagt Glock. Und Bottas werde nicht mehr ewig fahren, dann müsse Audi sich wieder umschauen: "Wenn Hülkenberg in ein paar Jahren aufhört, hat man mit Schumacher immer noch eine feste Grösse im Team."

Allerdings stellt sich immer drängender die Frage, wie herausfordernd die Aufgaben werden. Sauber ist sportlich schon länger chancenlos, dazu laufen die Vorbereitungen bei Audi weder geräuschlos noch problemlos, in den vergangenen Wochen gab es jede Menge Unruhe in Ingolstadt. Hinzu kommt die ausgewachsene Krise, in der sich der Mutterkonzern Volkswagen befindet. Es sind schwierige Voraussetzungen für den Einstieg Audis.

Audi-Einstieg eine Mammutaufgabe

"Das wird sehr hart. Das ist eine Mammutaufgabe, verbunden mit den Unruhen, die es zuletzt gab. Das hilft alles nicht", sagt Glock: "Auch nicht, dass jahrelang nicht in den Standort Hinwil investiert wurde. Man hat bei anderen Teams bereits gesehen, dass es dann lange dauert, bis man den Anschluss gefunden hat", weiss Glock, der aber nicht glaubt, dass Hülkenberg seine Entscheidung, von Haas zu Audi zu gehen, bereut.

Trotzdem kann es für einen Fahrer "zermürbend sein, wenn du zunächst nur im hinteren Drittel fährt, mit der Hoffnung, dass es mal bergauf geht. Aber das ist ein langer Weg." Die momentane sportliche Situation bei Sauber sei beunruhigend. "Sicherlich ist es viel Arbeit, das Team aufzubauen und somit keine einfache Aufgabe, aber ich glaube, das weiss er. Es ist eine tolle Herausforderung für ihn", sagte Glock.

Er betont, dass Hülkenberg mit seiner Erfahrung der richtige Mann sei: "Er weiss, was es braucht, wie ein Top-Team auszusehen hat, welche Schlüsselfiguren wo sitzen müssen." Deshalb ist es denkbar, dass Hülkenberg auch seinen Input gibt, ob Schumacher als zweiter Fahrer eine gute Wahl wäre.

Und wenn es mit der Formel 1 für Schumacher nicht klappen sollte? Müsse er schauen, was der Motorsport noch biete, wo er eine langfristige Perspektive habe, betont Glock. "Aber er sollte dabei immer versuchen, einen Fuss in der Formel 1 zu haben, was den Test- und Ersatzfahrerjob angeht, die Simulatorarbeit. Es sind 24 Rennen, da kann immer mal einer ausfallen, und dann hast du eine Chance. Und wenn du die nutzt, dann bringst du dich wieder ins Gespräch."

Verwendete Quellen:

Karriere-Option IndyCar?

Trotzdem ist es immer noch am besten, Rennen zu fahren, um sich zu zeigen. Schumacher macht das in dieser Saison in der WEC, im Sportwagen von Alpine mit zwei weiteren Teamkollegen. Was es in dem Fall ein wenig schwieriger macht, echte Highlights zu setzen. Deshalb verweist Glock auf die USA, "IndyCar ist interessant", auch wenn das gefühlt immer weit weg von der Formel 1 sei: "Trotzdem kann man sich da auch eine Karriere aufbauen", sagte Glock.

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Zum Gesprächspartner:

  • Timo Glock (42) hat von 2004 bis 2012 91 Rennen in der Formel 1 für Jordan, Toyota, Virgin und Marussia absolviert. Danach fuhr er jahrelang in der DTM und ist seit ein paar Jahren bei Sky Experte bei den Übertragungen zur Königsklasse.
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