Lando Norris ist als WM-Zweiter der erste Verfolger von Formel-1-Weltmeister Max Verstappen. Eng geht es aber aktuell nicht zu, weil sich Norris immer wieder Patzer leistet. Sky-Experte Ralf Schumacher rät deshalb zu einem Mentaltrainer.

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Es ist im Grunde immer das gleiche Spiel bei Lando Norris. Keine Frage: Es ist dem McLaren-Star hoch anzurechnen, dass er so selbstkritisch ist. Dass er den Finger in die eigene Wunde legt, dass er keine Ausreden sucht, keine Alibis, keine zu den Pannen passenden Plattitüden. Eher geht der Brite fast schon zu hart mit sich selbst ins Gericht. Das Problem aber: Das macht er immer wieder, weil er auch immer wieder patzt. Wie auch am vergangenen Wochenende beim Grossen Preis von Belgien in Spa, dem 14. Saisonrennen der Formel 1.

Da verlor er nach dem Start in der ersten Kurve nach einem Fehler mehrere Plätze. Eine Fehleinschätzung sei das gewesen, "und dumm, nein, peinlich", sagte er der Presse. Norris wurde am Ende Fünfter, hinter dem WM-Führenden Max Verstappen, also hinter seinem Titelkonkurrenten.

Selten die ganz grossen Fehler

Bei Norris sind es selten die ganz grossen Fehler, vielmehr sind es in der Regel kleinere Schnitzer. Fahrfehler im Qualifying zum Beispiel, die ihn um eine bessere Startposition bringen. Schlechte Starts, die eine schlechtere Ausgangsposition zur Folge haben. Oder aber Unkonzentriertheiten, die Plätze und Punkte kosten.

Norris weiss das. Und er kritisiert das. Er habe in den vergangenen drei, vier Rennen viele Punkte liegen gelassen, sagte er, "wegen dummem Zeug, wegen Fehlern und wegen schlechter Starts. Auch heute in der Anfahrt zur ersten Kurve. Ich weiss nicht, wieso das ständig passiert. Wirklich blöd", sagte Norris. Wirklich blöd ist, dass jetzt, wo McLaren mit dem aktuell wohl stärksten Auto um den Titel fahren kann, diese Fehler ebenso nervig wie teuer sind. Als der Traditionsrennstall noch nicht vorne mitfuhr, war das noch kein grosses Thema, höchstens intern.

Die Erwartungen an Lando Norris steigen

Doch die Erwartungen steigen mit den wachsenden WM-Möglichkeiten, mit einem Auto, mit dem er regelmässig um Siege mitfahren kann - im Grunde sogar mitfahren muss. Dazu kommt der ambitionierte Teamkollege Oscar Piastri, der zuletzt mehrmals vor Norris ins Ziel kam und so auch den Druck erhöht. Ganz abgesehen von Verstappen, der im Moment nicht mehr im besten Auto sitzen mag, aber trotzdem das nahezu Maximale aus der Situation herausholt. Der einstige Seriensieger gewann zuletzt am 23. Juni ein Rennen, sein Vorsprung auf Norris beträgt trotzdem noch 78 Punkte – eine Menge Holz.

Der Vorsprung ist bei noch zehn ausstehenden Rennen so gross, dass sich Norris Fehler eigentlich nicht leisten kann. Auch weil Verstappen den Druck zusätzlich erhöht, da er Norris zeigt, worauf es im Titelkampf ankommt.

Ralf Schumacher hat einen Rat

Bei Norris sind es "alles so Kleinigkeiten, die grosse Wirkungen haben und das darf nicht passieren", sagte Sky-Experte Ralf Schumacher. "Und diese Kleinigkeit muss er dringend ändern, weil ansonsten läuft ihm irgendwann der relativ coole Piastri den Rang ab, wenn er das dann mal im Rennen alles raus hat."

Bis Ende August ist die Formel 1 nun in der Sommerpause. "Ich bin hin- und hergerissen wegen der Sommerpause. Auf der einen Seite wäre es mir lieber, es würde gleich weitergehen, denn wir haben einen guten Lauf und ich würde diesen Schwung gerne nutzen. Auf der anderen Seite ist eine Pause vielleicht gar keine schlechte Idee, denn ich habe das Gefühl, ich muss mal tief durchatmen", sagte Norris vor Pressevertretern. Denn in den vergangenen drei Rennen sei es alles nicht so gelaufen, wie er es sich erhofft habe: "Ich habe viele Punkte liegengelassen. Und das ist ärgerlich, denn wir haben ein konkurrenzfähiges Auto."

Kann ein Mentaltrainer helfen?

Schumacher rät Norris deshalb zu einem Mentaltrainer, der eine Lösung für die Probleme sein könnte, weil der Kopf auf dem Niveau eine entscheidende Rolle spielt. "Für mehr Selbstvertrauen, um ruhiger zu werden, mit Entspannungsübungen und solchen Dingen", erklärt Schumacher, der selbst auch schon einmal versucht hat, mit einem Mentaltrainer zusammenzuarbeiten.

"Man macht es mit irgendwelcher Musik, die man sich aussucht, da konzentriert man sich auf irgendwas. Skifahrer sind genial, die gehen auf die Sekunde genau diese Piste ab, das gibt es im Motorsport so nicht. Das macht jeder auf seine Art und Weise", sagt Schumacher. Er glaubt: "Lando könnte ein bisschen Unterstützung brauchen." Damit es bei ihm nicht das gleiche Spiel bleibt.

Verwendete Quellen

  • TV-Übertragung Sky
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