Nach dem Grossen Preis von Japan sind Sebastian Vettels Chancen auf den Weltmeistertitel verschwindend gering. Durch Strategiefehler und schwache Nerven bringen sich der viermalige Weltmeister und sein Team um den Titel. Bei Ferrari hat Vettel bislang kein Titelglück - das liegt nicht nur an ihm.

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Runde acht in Suzuka. Sebastian Vettel schiebt sich an den drittplatzierten Max Verstappen und dessen Red Bull heran. Vettel will die Kurve nutzen, um vorbeizuziehen. Ein gefährliches Manöver - in diesem Streckenabschnitt und mit Verstappen als Gegner, der für seinen riskanten Fahrstil bekannt ist.

Vettel wagt es dennoch, fährt in der Kurveninnenseite, doch Verstappen lässt ihm keinen Platz. Es kommt zum Crash, bei dem sich der Heppenheimer dreht und schliesslich auf Rang 19 zurückfällt.

Hohes Risiko und viele Fehler bei Ferrari und Vettel

Eine sinnbildliche Szene für die derzeitige Situation bei Ferrari. Bei nur noch 100 übrigen Punkten führt Vettels grösster Konkurrent Lewis Hamilton die Fahrerwertung mit inzwischen 67 Punkten an.

Dabei starteten Ferrari und Vettel überraschend stark in die Saison. Noch zur Sommerpause wäre ein Formel-1-Weltmeister 2018 aus Deutschland ein wahrscheinliches Szenario gewesen.

Vettel und Ferrari haben den Weltmeistertitel verzockt - mit einer Mischung aus Strategie- und Fahrfehlern, hohem Risiko und schwachen Nerven.

Suzuka und Singapur: Immer wieder die Reifen

Bereits das Qualifying in Suzuka verlief katastrophal für den viermaligen Champion aus Hessen. Der Kommandostand schickte Vettel und seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen mit Intermediate-Reifen auf die Strecke, obwohl es trocken war. Als der Regen tatsächlich einsetzte, fuhr Vettel auf Trockenreifen. Frustriert zeigte er sich hinterher: "Hätte der Regen etwas früher eingesetzt, dann stünden wir da wie die Helden. Jetzt nicht so sehr. Mit Frust hat das nichts zu tun. Aber wenn's läuft, dann läuft's."

Das Rennwochenende in Japan zeigt: Die Ferrari-Misere liegt nicht am Fahrer. Schon in Singapur wählte Ferrari mit den Supersofts die falschen Reifen, nahm zudem nur einen Satz der harten Mischung mit - ein mehr als fragwürdiger Schachzug.

"Warum in drei Teufels Namen lasse ich Sebastian in eine ganz kritische Reifenwahl hineinlaufen?", kommentierte RTL-Experte Christian Danner damals.

"Ein klarer Strategie-Fehler, denn Zweiter wäre er auf jeden Fall geblieben, wenn er wie die beiden anderen gefahren wäre. Bei Mercedes haben die sich doch totgelacht." Mit den beiden anderen meinte er Hamilton und Verstappen.

Grosser Rückschlag in Hockenheim

Totgelacht hat sich Mercedes auch wegen eines falsch verstandenen Funkspruchs von Lewis Hamilton. Ferrari gab Vettel die Information weiter, der Brite habe mit den Reifen zu kämpfen. Stimmte nicht. Hamilton hatte seinem Team durchgegeben, in welch gutem Zustand die Reifen noch seien.

Mercedes und Lewis Hamilton sind seit Jahren ein eingespieltes Team und Ferrari damit weit voraus. Der amtierende Weltmeister ist die klare Nummer eins im Team vor Valtteri Bottas, der auch mal durch Stallorder seinem Teamkollegen den Vortritt lassen muss. Während Mercedes einen kühlen Kopf bewahrt, wurde Ferrari im Laufe der Saison nervös.

Dabei fing die Saison für Vettel mit zwei Siegen in Melbourne und Bahrain stark an. Auch in den vergangenen Jahren war er stets konkurrenzfähig. Für den Titel reichte es nie, seit er bei Ferrari ist.

Den ersten grossen Dämpfer im Titelrennen erlebte der 31-Jährige ausgerechnet in Hockenheim, als er sich in der 53. Runde - in Führung liegend - einen Bremsfehler leistete, aus der Kurve rutschte und in die Bande krachte. "Kleiner Fehler, grosse Wirkung", sagte er damals. Ein kleiner Fehler von vielen.

Interne Machtspiele bei Ferrari

Der Druck bei der Scuderia steigt. Der letzte Ferrari-Weltmeister hiess Kimi Räikkönen. Das war 2007. Der Finne verlässt das Team zum Saisonende, nach monatelangen Spekulationen und internen Machtspielen machte der Rennstall das im September bekannt.

Teamchef Maurizio Arrivabene gilt als Sympathisant Räikkönens. Der Tod von Scuderia-Boss Sergio Marchionne im Juli verschärfte die internen Unstimmigkeiten.

Diese zu beseitigen und sich im Winter neu aufzustellen, mit Charles Leclerc als neuem Teamkollegen von Sebastian Vettel, wäre ein erster Schritt, um dem Heppenheimer zu seinem fünften Weltmeistertitel zu verhelfen. Diesen wird sich 2018 Mercedes schnappen. Wie in den Vorjahren.

Verwendete Quellen:

  • Formel1.de: Fahrerwertung
  • Sportschau.de: "Formel 1 - Ferrari verzockt sich in Suzuka"
  • Welt.de: ""Ferrari-Fehler raubt Sebastian Vettel den Podestplatz"
  • Spiegel online: "Kleiner Fehler, grosse Wirkung"
  • Spox.com: "Formel 1 - Ferrari verpatzt Vettels Strategie beim Singapur-GP. Und Mercedes lacht sich tot
  • rtl.de: "Formel 1: Sebastian Vettel wirft seine letzte WM-Hoffnung weg - Lewis Hamilton nicht zu stoppen"
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