Erneut gab es Funk-Zoff bei Ferrari. Pilot Sebastian Vettel findet sich irgendwo zwischen Loyalität und einer Null-Bock-Stimmung wieder. Im Dilemma springt ihm ein Ex-Pilot zur Seite.

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"Zwischen Ferrari und Sebastian Vettel wird der Bruch immer tiefer", schrieb die "Corriere della Sera" nach dem Grossen Preis von Barcelona. Dass die italienische Zeitung den Formel-1-Star aus dem heimischen Rennstall nicht erneut zerriss, war seiner guten Leistung am Sonntag geschuldet.

Platz sieben wurde es nach Startposition elf. Vettels zweitbeste Saisonleistung bis dato. Doch auch die in Spanien erlangten sechs Punkte können nicht über das zerrüttete Verhältnis des Piloten zu Ferrari hinwegtäuschen.

Erst Vettel, jetzt die Crew: Funk-Zoff bei Ferrari

Die Protagonisten boten zwar wieder das gewohnte Bild: Eigentlich ist doch alles in Ordnung. "Es gibt immer Sachen, die man besser machen kann", meinte etwa Vettel. "Wichtig ist, dass wir gemeinsam das Risiko eingegangen sind und es sich ausgezahlt hat."

Doch in Wirklichkeit war - und ist - überhaupt nichts in Ordnung. Eher ist es noch schlimmer als zuvor. Wie schon in Silverstone gab es erneut Zoff über Funk.

Diesmal aber verweigerte nicht der scheidende Ferrari-Pilot die Antwort, sondern die Crew. "Ihr müsst mir jetzt sagen, welche Pace ich fahren soll", funkte Vettel während des Rennens. Bis auf ein "Verstanden" wartete er aber vergeblich auf weitere Anweisungen aus der Kommandozentrale.

Erst etwa fünf Runden später wurde der vierfache Weltmeister gefragt, was er davon halte, mit weichen Reifen bis zum Ende durchzufahren. "Haha. Das habe ich euch doch vorhin gefragt", entgegnete Vettel genervt. Der weitere Teil seiner Antwort wurde überpiept.

Schumacher-Kritik an Ferrari

"Sorry, Ferrari, das geht gar nicht. Ein Team, das um die WM kämpft, das es nicht mal schafft, vernünftig zu kommunizieren", kommentierte Ralf Schumacher die Szene bei "Sky".

"Er hat überhaupt nicht verstanden, was Sebastian vorher gemeint hat. Er hat überhaupt nicht begriffen, dass er seinen eigenen Ingenieur fragt: 'Bitte sag mir, wie schnell ich fahren muss'", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot, der als Experte tätig ist, weiter.

Für den Bruder von Michael Schumacher sei es "tragisch", wie Ferrari in diesem Fall agierte. Die Italiener hätten den Anspruch, um den WM-Titel zu kämpfen, seien aber nicht in der Lage, richtig mit ihrem Fahrer zu kommunizieren.

Vettel: "Meine Meinung ist nicht mehr wichtig"

"Ich war ein bisschen angekratzt, denn ich hatte vorher ein paar Mal gefragt, was genau wir vorhaben", erklärte Vettel den Funk-Zoff. "Ich erwischte die Jungs vor mir, als sie zum zweiten Stopp abbogen. Aber ich war nicht in Eile, um sie zu schnappen, sondern schonte die Reifen."

Und weiter: "Dann wurde mir gesagt, ich soll Druck machen, und das tat ich dann auch. Dann wurde ich gefragt, ob ich es bis ins Ziel schaffe, und ich sagte, das hätten sie mich auch drei Runden vorher fragen können. Denn ich habe mich zuvor extra mehrmals nach der Strategie erkundigt, wie weit wir mit dem zweiten Reifensatz gehen wollen, damit ich meine Reifen entsprechend schonen konnte", so der 33-Jährige.

Weiter gegen sein Team giften wollte Vettel nicht, er gab sich loyal. Und betonte auch, dass die Zuschauer ja nicht das Gesamtbild zu sehen bekommen.

Zu übersehen - beziehungsweise überhören - war aber sein Frust nach der erneuten Funk-Posse dennoch nicht. Auf die Frage, was Ferrari nach diesem Wochenende ändern müsse, antwortete Vettel: "Meine Meinung ist nicht mehr wichtig."

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Presse-Agentur
  • welt.de: "Meine Meinung ist nicht mehr wichtig"
  • focus.de: "Schumacher schiesst nach Vettels Funk-Fiasko gegen Ferrari"
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